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Neue Entwicklungen beim Ostseetunnel
Juli 2020 - Die 26. Kalenderwoche 2020 bot selbst für eingefleischte Kenner der festen Fehmarnbeltbeltquerung zwei faustdicke Überraschungen: Am 16. Juni hatte der Europäische Rechnungshof ein lang erwartetes Gutachten vorgelegt, in dem acht große, länderübergreifende Verkehrsinfrastrukturprojekte bewertet wurden.
Auch der gigantische Ostseetunnel zwischen der dänischen Insel Lolland und der deutschen Insel Fehmarn wurde von den Rechnungsprüfern kritisch unter die Lupe genommen. Und wird vor allem in zwei Punkten heftig kritisiert: kein Bedarf für das Projekt in der Provinz und viel zu teuer. Denn rechnet man den Tunnel selbst sowie den Ausbau der Zulaufstrecken auf deutscher und dänischer Seite zusammen, kommt man schnell auf 15 Milliarden Euro. Zudem weisen die Rechnungshofprüfer darauf hin, dass Klimaaspekte bei Bau und Betrieb des Großvorhabens kaum eine Rolle spielen. Die Verkehrserwartungen sind so gering, dass dafür in Deutschland keine Umgehungsstraße gebaut würde. Auch verstößt das Projekt gegen die europäische Politikvorgabe, Verkehr von der Straße auf die Schiene („from road to rail“) zu verlagern, denn ein Großteil der Kosten fällt für den vierspurigen Straßentunnel an. Nimmt man „from road to rail“ wirklich ernst, wäre statt des kombinierten Straßen- und Schienenprojekts allenfalls ein gebohrter Eisenbahntunnel angemessen.
Neue Riffe entdeckt
Besonders das Thema der „verschwundenen“ Riffe schlug in der gewöhnlich eher ruhigen Ostsee politisch und medial hohe Wellen. Denn am 19. Juni der gleichen Woche wurde öffentlich, dass das Schleswig-Holsteinische Umweltministerium MELUND eigenständig einer Spur zu wertvollen Riffen nachgegangen war. Der NABU hatte im Bereich der Tunneltrasse bei Tauchgängen damals streng geschützte Riffe entdeckt. Weil diese in jüngeren Plänen des Mega-Projektes jedoch nicht mehr auftauchten, wurde der NABU skeptisch, stellte eigene Untersuchungen an und wurde fündig.
Die Untersuchungen des MELUND bestätigen nun die NABU-Riffe und haben sogar noch weitere Riffe entdeckt. Der dänische Vorhabenträger Femern A/S hatte zwar im Rahmen von rechtlich vorgeschrieben Umweltuntersuchungen eine Kartierung des Meeresbodens innerhalb des 100 Meter breiten Tunnelgrabens beauftragt. Genau hier wurden die streng geschützten und äußerst artenreichen Riffe aber übersehen. Über die Gründe lässt sich spekulieren.
Umweltschaden im Naturschutzgebiet „Fehmarnbelt“
Der NABU engagiert sich seit mehr als einem Jahrzehnt gegen den Bau des Ostseetunnels engagiert. Im April 2019 hat der NABU, nachdem trotz jahrelang vorgetragener Kritik und diversen Gutachten im Januar 2019 die Baugenehmigung erteilt wurde, Klage gegen den Planfestellungsbeschluss vor dem Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Die dreiwöchige Mammut-Verhandlung in Leipzig beginnt Ende September 2020.
Im Zentrum der Kritik steht neben dem fehlenden Bedarf der Umweltschaden im Naturschutzgebiet „Fehmarnbelt“. Denn auch ohne den Mega-Tunnel im Fehmarnbelt ist die Ostsee bereits in einem dramatisch schlechten ökologischen Zustand. Durch Fischerei, Schifffahrt, den Bau von Windparken, Gaspipelines und andere gigantische Querungsprojekte. Weil Deutschland zu wenig zum Schutz der sensiblen Ostsee tut, muss es sich vor der Europäischen Union verantworten. Und kann sich nicht erlauben, diese Kleinode am Meeresboden – seltene Lebensgemeinschaften aus Schwämmen, Moostierchen und Großalgen – einfach wegzubaggern.
Der NABU lehnt die umstrittene Fehmarnbeltquerung wegen der erheblichen Auswirkungen auf Natur und Umwelt sowie mangelnden Bedarfs ab und hat gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt. Anfang Juli 2019 wurde die Klagebegründung beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eingereicht. Mehr →
Wer die Unterwasserwelt der Ostsee erlebt hat, weiß, wie faszinierend, kostbar und vielfältig das Leben in unserem heimischen Meer ist. Doch wie lange noch? Die Tiere und Pflanzen der Ostsee stehen zunehmend unter Stress, ihre Lebensräume sind akut bedroht. Mehr →