Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
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Aufklärung ist das beste Rezept gegen Giftunfälle
Für den Notfall | Die "gefährlichen Vier"
Giftigkeit ist ein relativer Begriff. Die altbekannte Erkenntnis von Paracelsus, dass die Dosis die Giftigkeit bestimmt, gilt nach wie vor. Auch bei den so genannten giftigen Pflanzen verwischen die Grenzen zwischen Heilkraut und Giftpflanze. Pflanzen als giftig abzustempeln, lässt unberücksichtigt, dass eben jene giftigen Wirkstoffe bei der Behandlung vieler Krankheiten von unschätzbarem Nutzen sind. So kann der unkontrollierte Verzehr des Fingerhutes Herzrhythmusstörungen hervorrufen, in Tablettenform dosiert helfen dieselben Wirkstoffe herzkranken Patienten. Tödliche Vergiftungen durch Tollkirschen sind bekannt, in der Notfallmedizin ist ihr Inhaltsstoff lebensrettend.
Ob es zu Giftwirkungen kommt, hängt von beiden Seiten ab, von Mensch und Pflanze. Nach Alter und körperlicher Verfassung reagiert der menschliche Organismus unterschiedlich auf eine Giftdosis. Und bei den Pflanzen ist der Wirkstoffgehalt uneinheitlich: Standortbedingungen und Vegetationsperiode beeinflussen ihn und je nach Pflanzenteil schwanken Menge und Zusammensetzung erheblich.
"Giftig sein" können Pflanzen mit Wurzel, Knolle, Rinde, Trieben und Zweigspitzen, Blättern, Zapfen, Samen, Früchten oder Pflanzensaft. Oft sind es alle, manchmal auch nur bestimmte Pflanzenteile, die Giftstoffe enthalten. Je nach Reifegrad kann der Giftgehalt schwanken, so sind grüne Tomaten gifthaltig, reife dagegen nicht. Daneben spielt die Zubereitung eine Rolle: Vor dem Verzehr roher Vogelbeeren und Gartenbohnen ist zu warnen, gekocht sind sie als Marmelade oder Gemüse sehr wohl genießbar und ungefährlich.
Damit aufgenommene Gifte nicht zur Wirkung kommen, verfügt der Körper über Schutzmechanismen. Durch Erbrechen versucht er sich unerwünschter Substanzen zu entledigen, so dass eine versehentlich genaschte Beere keinen großen Schaden anrichten kann. Dann handelt es sich auch definitionsgemäß nicht um eine Vergiftung (Intoxikation), sondern um die Aufnahme giftiger Pflanzenteile ohne das Auftreten von Vergiftungssymptomen (Ingestion).
Mit etwa drei bis zehn Prozent der jährlich 100.000 Vergiftungsunfälle bei Kindern sind Giftpflanzen eine häufige Notfallsituation. Dennoch wird es relativ selten wirklich ernst, da meist die aufgenommene Giftmenge zu gering ist, um Vergiftungserscheinungen hervorzurufen und die erwähnten Schutzmechanismen schlimmeres verhüten. Übrigens stehen Vergiftungen durch Pflanzen erst an dritter Stelle - nach Haushaltschemikalien (Reiniger, Spülmittel, Alkohol, Säuren, Nikotin) und Arzneimitteln (besonders flüssige).
Dass Giftpflanzenunfälle verhindert werden müssen, ist unstrittig. Kontrovers sind aber die Meinungen, wie das geschehen soll. Für die völlige Verbannung giftstoffhaltiger Pflanzen sprach sich zum Beispiel unlängst eine "Aktion Kinderbaum" aus. In einer pressewirksam verbreiteten Liste von Pflanzen, die wegen der "tödlichen Gefahr für Kinder" in Gärten und Anlagen "niemals gepflanzt oder geduldet werden" sollten, finden sich unter anderem Efeu, Liguster, Pfaffenhütchen, Schneeball, Maiglöckchen und Seidelbast. Doch wie giftig darf ein Gewächs sein, damit es noch wachsen darf? Wäre dann selbst die Kartoffel auszurotten, da ihre oberirdischen Teile gifthaltig sind? Wo sind absolut "kinderfreie" Plätze, an denen Giftpflanzen noch wachsen dürfen?
Anders herum versuchte es der Münchner "Giftnotruf": Statt einer Negativliste veröffentlichte er eine Positivliste mit Gewächsen, die toxikologisch ungefährlich sind. Sie entpuppte sich im Münchner Fall jedoch als ein Katalog aus der Exoten-Gärtnerei. Zahlreiche nicht einheimische oder für die gedachten Standorte untypische Arten werden empfohlen, so dass ein naturfremder "Plastik-Garten" vorprogrammiert ist. Und der bietet heimischen Tieren und Pflanzen wenig Lebenschancen und erfordert oft hohen und nicht immer umweltfreundlichen Pflegeaufwand.
Der sinnvollste Weg lässt sich mit dem Motto "Mit Giftpflanzen leben lernen" beschreiben. Einfaches Nutzen-Schaden-Denken wird dem Problem keinesfalls gerecht. Giftpflanzen sind ebenso natürlicher Bestandteil unserer Vegetation wie ungiftige Gewächse. Und auch Giftpflanzen leiden unter dem Artenschwund: Einige von ihnen stehen auf der Roten Liste oder unter Naturschutz. Zudem verdanken ihnen Schulmedizin und Homöopathie Heilmittel und Therapieprinzipien, ohne die auch heute noch viele Krankheiten nicht behandelbar wären.
Da es immer Orte mit gifthaltigen Pflanzen geben wird, muss der Umgang damit ebenso gelernt werden, wie etwa das Verhalten im Straßenverkehr. Die Unkenntnis vieler Kinder und der meist ebenso uninformierten Eltern kann jedenfalls kein Argument für Ausrottungsforderungen sein. Hier kommt Eltern und Lehrern die Aufgabe zu, durch Aufklärung Wissen und Bewusstsein zu fördern. Versuche, Kindern in Schulgärten unter Aufsicht und Anleitung Giftpflanzen nahe zu bringen, verliefen bereits erfolgreich. Auf diese Weise können Kinder die Pflanzen kennen lernen und für die damit verbundenen Gefahren sensibilisiert werden.
Giftexperten haben herausgefunden, dass nur wenige Pflanzenarten Kindern wirklich gefährlich werden können: Goldregen, Pfaffenhütchen, Stechpalme und Seidelbast. Ihre auffälligen Früchte scheinen besonders zum Naschen zu verleiten und sie können auch in kleineren Mengen Vergiftungen hervorrufen. Daher beschränkt sich die Liste von Pflanzen, auf die an Spielplätzen, Schulen, Kindergärten und anderen Plätzen, wo Kinder unbeaufsichtigt spielen absolut verzichtet werden sollte auf die "Gefährlichen Vier". Ihnen folgen in der Statistik Zwergmispel (Cotoneaster), Vogelbeere, Lorbeerkirsche und Heckenkirsche, die aber als "schwach giftig" beurteilt werden.
Ausreichende Information ist auch beim Pflanzenkauf zu fordern: Kunden müssen in der Gärtnerei nicht nur Pflanz- und Pflegehinweise erhalten, sondern auch klar über die Giftigkeit orientiert werden. Denn gifthaltige Pflanzen finden sich nicht nur in Wald und Flur, sondern werden gerne in Gärten und Anlagen als Ziersträucher gepflanzt, ohne dass eine mögliche Gefahr bekannt ist. Mahonie, Feuerdorn, Cotoneaster und Sadebaum sind solche Beispiele. Im Gemüsebeet sollte man Garten- und Feuerbohne sowie die Kartoffel kennen, denn rohe Bohnen und Kartoffelkraut sind nicht giftfrei.
Selbst unter den Topfpflanzen im Haus gibt es giftige Vertreter wie Weihnachtsstern, Korallenbäumchen und Alpenveilchen. Auf Reisen wird man ebenfalls Giftpflanzen begegnen. Da in Gärten gerne südeuropäische Gehölze gepflanzt werden, sind uns einige der dort wild wachsenden Giftpflanzen bereits bekannt, so zum Beispiel Goldregen, Bocksdorn, Oleander oder Lebensbaum.
Der NABU wendet sich gegen eine Entfremdung oder Verfälschung der Natur durch Verfolgung giftiger Pflanzen und bevorzugter Pflanzung giftfreier Exotengehölze. Notwendig ist eine gezielte Aufklärung über Gefahren und Bedeutung der Giftpflanzen, die Artenkenntnis und Wissen vermittelt, um Vergiftungen zu verhindern.
von Stefan Bosch
Für den Notfall
Vergiftungen durch Pflanzen äußern sich auf unterschiedliche Weise. Da Pflanzenteile meist gegessen werden, ist vor allem der Magen-Darm-Trakt betroffen und reagiert mit Brechreiz, Erbrechen, Durchfall, Leibschmerzen oder Schluckbeschwerden. An der Haut kann es zu Rötung, Juckreiz, Ausschlag, Blasenbildung und Entzündungen kommen. Im Nervensystem können Gifte Schwindel und Empfindungsstörungen, rauschähnliche Verwirrung, Erregung und Sinnestäuschungen bewirken; in schweren Fällen Krämpfe, Lähmungen bis zum Atemstillstand und Bewusstseinsstörungen bis zur Bewusstlosigkeit.
Treten solche Vergiftungserscheinungen auf, sollte unverzüglich ein Arzt oder Krankenhaus aufgesucht werden. Bei lebensbedrohenden Zuständen wie Bewusstlosigkeit, Atemstörungen oder Herz-Kreislaufstörungen sind umgehend die notwendigen lebensrettenden Sofortmaßnahmen einzuleiten und über Notruf der Rettungsdienst zu verständigen. Liegt die Giftaufnahme noch nicht lange zurück, ist es (nur bei ungestörtem Bewusstsein) sinnvoll, Erbrechen auszulösen, um eine weitere Giftaufnahme des Körpers zu verhindern. Bei allen Vergiftungen ist es hilfreich, Giftreste sicherzustellen (Pflanzenreste, Medikamentenpackungen et cetera), um die zur Vergiftung führenden Stoffe identifizieren zu können.
Die "gefährlichen Vier"
Der Wärme liebende Goldregen wächst im Mittelmeerraum wild, bei uns ist er ein beliebtes Gartengehölz. Nur an wenigen warmen Standorten Süddeutschlands kommt er urwüchsig vor. Alle Teile, besonders aber die an Bohnen erinnernden Samen enthalten ein giftiges Alkaloid. Zum Schutz von Kindern sollte er nicht an Spielplätzen angepflanzt werden.
Der rosarote Samenmantel des Spindelstrauchs erinnert an die Kopfbedeckung eines katholischen Geistlichen und gab ihm auch den Namen Pfaffenhütchen. Der Mantel umschließt die orangefarbigen Samen, die verschiedene Giftstoffe enthalten. Pfaffenhütchen wachsen zerstreut an Waldrändern und in Gebüschen.
Als spätfrostempfindlicher Strauch kommt die immergrüne Stechpalme oder Hülse wild nur im Norden und Westen Deutschlands vor. Die vor allem bei Drosseln beliebten glänzend roten Steinfrüchte der Stechpalme sind für den Menschen giftig.
Wenn der Seidelbast im zeitigen Frühjahr blüht, befinden sich nur die rot-violetten Blüten und je ein Blattbüschel am Ende der holzigen Zweige. Der in den Wäldern inzwischen selten gewordene Kleinstrauch wird gerne in Gärten angepflanzt. Alle Pflanzenteile sind giftig, die Rinde enthält Daphnetoxin, die roten Früchte Mezerin.
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