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Materialwiederverwertung im eigenen Garten


Gartenweg aus Holzpflaster - Foto: Helge May
Neue Dinge aus gebrauchten Gegenständen selber herstellen liegt im Trend, ob Tische und Stühle aus ausrangierten Fässern und entsorgtem Holz oder Weinkisten als Regale und Paletten als Bettgelegenheit. Wenn die Dinge ein zweites Leben bekommen werden Ressourcen geschont, weil das Material nicht erneut hergestellt werden muss. Aber Wiederverwertung oder Recycling im Garten? Klar, als erster Gedanke fällt einem der Komposthaufen ein, der nach einer Zeit prima als Dünger benutzt werden kann. Doch es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, seinen Garten mit Recycling-Materialien zu gestalten. Der eigenen Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, höchstens die Materialfindung könnte etwas aufwändiger sein.
Erst ausrangiert, dann eingebaut
Wolfram Franke, Gartenbautechniker und Herausgeber der Zeitschrift kraut&rüben, arbeitet schon seit über 20 Jahren mit Recyclingmaterial im Garten. „Grundsätzlich fällt in einem Garten immer Material an, das sich recyceln lässt. Ich denke da an Holzäste oder Reisig, die sich prima für Wallhecken oder für Totholzhaufen eignen“, sagt Franke. Doch darüber hinaus hat er schon etliches Material auf Wertstoffhöfen oder Baustoffdeponien oder an der Straße aufgetrieben: Ziegelsteine, Betondachpfannen und alte Fenster beispielsweise. Die ausrangierten Ziegelsteine können als Pflastermaterial, als Trockenmauer oder für eine Kräuterspirale neue Verwendung finden.
Wolfram Franke hat aus Ziegeldachpfannen außerdem einen Brunnentrog gebaut. „Das würde ich heute nicht mehr machen, denn ich musste dafür ziemlich viel Mörtel verbrauchen, allerdings ist der Brunnen auch seit 15 Jahren dicht“, erzählt Franke. Bevor Betondachpfannen weggeworfen werden, sollten sie lieber an anderer Stelle wiederverwendet werden, empfiehlt Franke, schließlich seien die Ausgangsmaterialien auch einmal natürlich gewesen. So hat er sich in seinem Garten aus Betondachpfannen eine Treppe gebaut. „Das war nicht einfach, die Pfannen gerade nebeneinander zu bekommen, aber es hat sich gelohnt. Es sieht gut aus und ich musste keine neuen Materialien einkaufen“, so Franke.
Auch bei Verwertungsfirmen finden sich viele Recyclingstoffe, die für den Garten verwendet werden können. Aus Ziegeln wird häufig Ziegelsplit hergestellt, der sogar von Gartenbaufirmen und Erdenwerken für Dachbegrünungssubstrate angewendet wird. „Die Tonminerale der Ziegel können viele Nährstoffe einspeichern, wenn sie sich zersetzen, dienen sie als Gesteinsdüngung und außerdem ist ihre Wasserdurchlässigkeit sehr hoch“, sagt Helmut Rausch von der Bayrischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau.
Aber auch viele Beton-Bauwerke werden geschreddert und das Material zum Wegeaufbau verwendet. „Historisch gesehen, wurde schon immer Material recycelt. Wenn Naturstein oder Bauwerke abgebrochen wurden, wurde eine Burg schon mal zum Stall und der Stall irgendwann zu etwas anderen“, so Rausch. Auch Glassplitte kann er zur Wiederverwendung empfehlen. „Die Struktur ist sehr stabil und es kann einen farbigen Akzent, beispielsweise als Wegebelag oder als Mulchfläche."
Flaschen als Wegbegrenzer
Wer handwerklich geschickt ist, kann auch Ausschau nach alten Fenstern halten und diese für ein Gewächshaus oder Gartenhaus verwenden. „Wer so ein Haus selbst baut, muss natürlich für eine Standfestigkeit sorgen, damit das Gerüst nicht in sich zusammenfallen kann. Wer sich damit nicht auskennt, sollte einen Fachmann hinzuziehen“, sagt Franke. Einfacher ist es, Fenster als Abdeckung für einen Frühbeetkasten zu verwenden. Den fertigt man aus dicken Bohlen in Form eines Rahmens passend zu den Fenstern an.
Wer Glas eher für Deko-Zwecke verwenden will, kann beispielsweise leere Weinflaschen als Wegbegrenzer in den Boden einbuddeln. „Aus Spaß habe ich mir auch ein Glas-Xylophon für den Garten gebaut. Die Töne habe ich nach meinem Klavier abgestimmt, indem ich die Flaschen unterschiedlich mit Wasser gefüllt habe. Anschließend habe ich sie an die Pergola gehängt und dann mit dem Holzlöffel Melodien gespielt“, so Franke.
Weitere Weiterverwertungs-Vorschläge für den Garten, die oft in Büchern zu finden sind, sind beispielsweise leere Dosen, die als Blumentöpfe genutzt oder in denen Setzlinge gezogen werden können.
Rankhilfe aus Kleiderbügeln
Tetrapacks, Plastikflaschen oder Dosen sind allerdings im Garten nicht zu empfehlen, denn aus den Verpackungen können Stoffe in die Erde kommen, die dort nichts zu suchen haben und die Materialien sind nicht beständig, sondern fliegen irgendwann als Müll im Garten herum. Umweltfreundlicher ist es, die Verpackungen in der Wertstofftonne fachgerecht zu entsorgen.
Anders ist es bei alten Teekannen und Tontöpfen. Diese Materialien können unbedenklich genutzt werden und finden sich häufig auf dem Flohmarkt. Wer viele alte Drahtkleiderbügel übrig hat oder sammelt, kann damit eine Rankgerüst bauen. Dazu werden lediglich Kabelbinder gebraucht.
Nicole Flöper