Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit – an der Havel wird sie gestillt. Wir wollen nun 90 Flusskilometer der Natur zurückgegeben. Werden Sie Teil dieses einmaligen Unterfangens!
Machen Sie die Havel wieder lebendig!NABU-Kooperation mit der BUGA 2015
Fragen und Antworten
Warum kooperiert der NABU mit der BUGA 2015 Havelregion und welche Ziele verfolgt er mit dieser Zusammenarbeit?
Mit der BUGA in der Havelregion findet erstmals eine Gartenbauausstellung an mehreren Standorten gleichzeitig statt, die mit einem Fluss verbunden sind. Seit 2005 führt der NABU an der Unteren Havel mit Unterstützung vom Bund und den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt das größte europäische Projekt zur Renaturierung eines Flusses durch, das auch ausschlaggebend für den BUGA-Standort war. Auf rund 90 Flusskilometern will der NABU in den kommenden Jahren Sandufer von ihrem steinernen Korsett befreien, Altarme und Flutrinnen wieder mit dem Fluss verbinden und 89 Hektar Au- und Uferwald sowie Überflutungsflächen für einen natürlichen Hochwasserschutz schaffen. Ziel ist es, die Lebensbedingungen für mehr als 1.100 bedrohte und geschützte Tier- und Pflanzenarten zu verbessern. Insgesamt soll durch die Zusammenarbeit ein nachhaltiger und sanfter Naturtourismus angekurbelt werden. Die Havel wird wieder ein lebendiger Fluss, der genutzt und erlebt werden kann. Der NABU möchte die BUGA 2015 als Plattform nutzen, um noch mehr Menschen in Deutschland über dieses Naturschutzgroßprojekt im Nordosten Deutschlands und seine Bedeutung als internationales Leuchtturmprojekt zu informieren.
Bekommt der NABU dafür Geld?
Nein, weder erhält der NABU Geld für die Kooperation, noch zahlt er dafür.
Was verspricht sich die BUGA 2015 von dieser Kooperation? Was sind die Erwartungen an den NABU?
Der NABU verspricht sich durch die BUGA 2015 eine größere Sensibilität für die Belange des Naturschutzes bei großen Gartenschauen und eine größere Aufmerksamkeit für die Renaturierung der Unteren Havel. Als gemeinnütziger Naturschutz- und Umweltverband ist die Erwartung an den NABU, dass er sich vor allem im kritischen Dialog mit dem BUGA-Zweckverband auseinandersetzt, um den Schutz des sensiblen Ökosystems an der Unteren Havel zu gewährleisten, und seinem Bildungsauftrag nachkommt. Dies wird von Seiten des NABU insbesondere durch Führungen, Infotage, Leitsysteme und Ausstellungen in Premnitz, Rathenow und der Hansestadt Havelberg bewerkstelligt.
Unzählige Flächen werden für neue Pflanzungen benötigt. Was passiert mit diesen Flächen nach der BUGA 2015?
Die Flächen werden nach der Bundesgartenschau 2015 wieder an die Städte zurückgegeben und sind dann als öffentliche Grünanlagen nutzbar. Hier liegt ein großes Plus der BUGA in der Havelregion, da keine neuen großen, intensiv zu pflegenden Flächen entstanden sind, sondern eine ansprechende Aufwertung und Verknüpfung von Bestandsgrünanlagen erfolgte. Zurückgebaut werden nur die Einrichtungen, die für die BUGA erforderlich waren (Kassen, Pavillons) sowie die Saisonbepflanzungen.
Auf der BUGA 2015 werden eine Million blühende Pflanzen zu sehen sein. Hat der NABU Einfluss auf die verwendeten Pflanzen?
Der Anteil an heimischen und nicht heimischen Arten kann nicht auf die Pflanze genau beziffert werden, gerade auch in Bezug auf die Vielzahl der einjährigen Pflanzen für die Frühjahr-, Sommer- und Herbstbepflanzung. In den Grundgerüsten der Bäume und Sträucher kann allerdings von einem sehr hohen Anteil an heimischen Gehölzen ausgegangen werden. Der NABU setzt sich dafür ein, dass möglichst viele heimische Arten und Züchtungen Teil der BUGA 2015 sind.
Auf der BUGA 2015 werden große Mengen Pflanzensubstrate benötigt. Woher kommt diese Erde und ist sie auch torffrei?
Der NABU konnte erreichen, dass für den Freibereich bei den Substraten auf den Einsatz von Torf größtenteils verzichtet wird. Ein großer Teil der verwendeten Substrate kommt aus regionalen Kompostanlagen. Für einige Sonderkulturen wie Rhododendren und Heide war aber eine auf diese Flächen beschränkte Verwendung für eine optimale Ausstellungsqualität der Pflanzen erforderlich. Im Hallenschaubereich, wo teilweise auch Zimmerpflanzen ausgestellt werden, war es leider nicht durchführbar, diese Vorgabe auch bei allen Produzenten und Lieferanten durchzusetzen und zu garantieren. Der NABU nutzt die BUGA, um über torffreies und naturnahes Gärtnern zu informieren und die BUGA-Besucher dafür zu begeistern. Im 200 Quadratmeter großen NABU-Naturgarten in der Kleingartenanlage „Am Nussberg“ informiert der NABU mit einem Leitsystem zu heimischen Pflanzungen sowie einer Ausstellung, die Besucher spielerisch an das Thema naturnahes Gärtnern heranführt
Es werden 1,5 Millionen Besucher erwartet, die aufgrund der Entfernung zwischen den fünf Veranstaltungsorten 80 Kilometer zurücklegen müssen. Geschätzte 50 bis 60 Prozent werden individuell mit dem Pkw anreisen, 20 Prozent mit Reisebussen und 20 Prozent mit dem ÖPNV. Fördert die BUGA 2015 die Fortbewegung mit dem ÖPNV und dem Fahrrad (Stichwort sanfter Tourismus)?
Zwischen den fünf BUGA Standorten gibt es eine BUGA-Radroute auf dem Havelradweg und der Tour Brandenburg. Hinzu kommt eine Expressroute für den schnellen Rückweg. Außerdem können beim Anbieter „Fahrradstation“ BUGAbikes ausgeliehen werden. In der Region stehen mehr als 250 E-Bikes und 250 verschiedenste andere Räder zur Verfügung. Bei Vorlage ihrer Eintrittskarte erhalten BUGA-Besucher Rabatt auf die Leihgebühr. Alle BUGA-Standorte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Mit den Verkehrsunternehmen der Region und den Ländern gibt es tarifliche Regelungen: Während der BUGA gilt das Sachsen-Anhalt-Ticket auch auf einzelnen Linien zu den brandenburgischen BUGA-Städten. Das Brandenburg-Berlin-Ticket und sogar das VBB-Abo 65+ gelten bis Havelberg.
Das gesamte NABU-Projektgebiet Untere Havel liegt im Gebiet der BUGA 2015. Neben den Besucherströmen auf den Straßen sowie Geh- und Fahrradwegen sollen Haveltouren, Fähren und ein Hotelschiff (MS Felicitas) auf der Havel verkehren. Zugleich ist die Havel Heimat einer Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten, die zum Teil streng geschützt sind. Wird während der BUGA darauf geachtet, dass ihre schützenswerten Lebensräume an Land und im Wasser nicht beeinträchtigt werden? Werden Schonzeiten für Fische (i.d.R. Okt. bis April/Mai) sowie Brut- und Aufzuchtperioden für Vögel (i.d.R. Frühjahr bis Frühsommer) und Säugetiere wie Fischotter und Biber (i.d.R. Frühjahr bis Spätsommer) berücksichtigt?
Die Gäste der BUGA werden auf geordneten Wegen durch die Region geleitet und die Schutzzonen eingehalten. Die Bundesgartenschau findet auch nicht auf der „Grünen Wiese“ statt, sondern in den historischen Stadtkernen. BUGA-Besuchern soll auch die Tier- und Pflanzenwelt der Region näher gebracht werden, ohne dass sie gestört wird. So wird zum Beispiel die weitgehend unberührte Havellandschaft von der Aussichtsplattform in Premnitz aus zu beobachten sein. Auch in den Bauphasen wurde auf die Einhaltung der Schutzzeiten geachtet. Was den Wassertourismus betrifft, haben Kommunen und Privatpersonen in den letzten Jahren viel investiert. Es wurde insbesondere daran gearbeitet, die Schutzziele und die touristische Entwicklung weitgehend in Einklang zu bringen.
Ein wichtiger Bestandteil des NABU-Projektmanagements an der Unteren Havel ist das Zulassen von Überflutungen bei Hochwasser. Steht das im Konflikt zu Flächen der BUGA 2015?
Nein, alle Ausstellungsflächen der Bundesgartenschau liegen außerhalb der Überflutungsflächen.
Wie werden die Flächen der BUGA 2015 gepflegt? Kommt es zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger?
Bei der Bundesgartenschau 2015 wird weitestgehend auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und mineralischen Düngern verzichtet. Zum Einsatz kommen vor allem organische Dünger oder Bodenverbesserungsmittel wie Pflanzenkohle.
Das Blumenband führt zum Teil mitten durch die freie Landschaft und soll alle fünf Projektorte der BUGA 2015 miteinander verbinden. Verbindende Elemente sind unter anderem 20 größere Blühfelder und drei Kilometer Blumenzwiebelrabatte. Um welche Pflanzen und Herkunftsländer handelt es sich dabei und wie wird sichergestellt, dass sie sich nicht dauerhaft in der Landschaft ansiedeln?
Die einzelnen „Zutaten“ des Blumenbandes sind sehr nah an den natürlichen Gegebenheiten geplant und entwickelt worden. Da viele Ackerflächen den Weg zwischen den Standorten säumen, wurde hier vor allem mit den ansässigen Agrarbetrieben zusammengearbeitet und so konnten die Fruchtfolgen auf einen attraktiven Blühaspekt hin angelegt sowie in den Randbereichen Blühstreifen mit regionalem Saatgut ausgebracht werden.
Im Rahmen der BUGA 2015 werden viele neue Bauprojekte ins Leben gerufen, darunter Brücken, Parkplätze und Straßen. Wie wird sichergestellt, dass die davon betroffenen Flächen auch ausreichend kompensiert werden?
Zunächst wurde darauf geachtet, vor allem bereits versiegelte Flächen zu nutzen. Die genannten Maßnahmen sind Investitionen, die die Kommunen durchführen und dabei auch alle gesetzlichen Regelungen zu Ausgleich und Ersatz berücksichtigen. Auch der BUGA-Zweckverband hat die entstandenen Eingriffe kompensieren können. In der Gesamtsumme ist mehr gepflanzt und renaturiert worden, als aus den Eingriffen hervorging.