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Jetzt spenden!1,5 Grad Celsius: Mit Ressourceneffizienz erreichen?
Nachbericht zum politischen Mittagsgespräch 2019
Vor dem Hintergrund steigenden Rohstoffkonsums und der zunehmenden Erderhitzung diskutierte der NABU gemeinsam mit rund 70 interessierten Teilnehmenden über die Frage: „1,5 Grad Celsius: Mit Ressourceneffizienz erreichen?“. Obwohl Rohstoffabbau und Ressourcenverbrauch Treibhausgasemissionen weltweit verursachen, machte die Veranstaltung deutlich, dass die Klimawirkung von Ressourceneffizienz nicht klar zu beziffern ist. Auchder NABU ist der Meinung, dass Ressourceneffizienz nicht ausreicht, um den Klimawandel einzudämmen. Den Rebound-Effekten könne nur mit Ressourcenschonung und -suffizienz entgegen gewirkt werden. Stark diskutiert wurde auf der Veranstaltung außerdem, wie Synergien zwischen Klima- und Ressourcenschutz genutzt werden können und ob das deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess), CO2-Preise, der europäische Emissionshandel oder Ressourcensteuern dafür geeignet wären.
In seinen Begrüßungsworten betonte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller die Notwendigkeit, über Ressourceneffizienz hinaus zu einer echten Kreislaufwirtschaft und zu einer Senkung des absoluten Ressourcenverbrauchs zu gelangen. Zudem sei es in Zeiten der „Fridays for Future“-Bewegung und dem Hitzesommer 2018 wichtig, den Klimaschutz ernst zu nehmen und konkrete Maßnahmen einzuleiten.
Ressourceneffizienz in politischen Programmen
Dr. Christoph Epping, Unterabteilungsleiter des Bundesumweltministeriums, ging im Eingangsvortrag konkret auf das Ressourceneffizienzprogramm ein und beleuchtete dessen Potenziale, die Umsetzung und Klimawirkung. Den Schlüssel zur Wirkungsentfaltung von ProgRess in der Praxis sieht er in einem Instrumentenmix, wobei auch der weltweite Ressourcenverbrauch mitgedacht werden müsse. Auch in der nachfolgenden Podiumsdiskussion mit dem Thema „Wie geht Klimaschutz mit Ressourceneffizienz?“ ging es um ProgRess. Dem SPD-Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup fehlten die richtigen ökonomischen Anreize, Grünen-Abgeordnete Bettina Hoffmann möchte die Last von den Schultern der Bürgerinnen und Bürgern nehmen und betonte, dass es nicht um das Ersetzen geht, sondern um einen sozial-ökologischen Wandel und um Einsparungen.
NABU-Leiter für Klimaschutz Sebastian Scholz führte aus, Ressourceneffizienz brauche klare Minderungsziele, Indikatoren, die Umweltauswirkungen abbilden und ein gutes Instrumentarium mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen und Steuern. Eine stärkere Verzahnung von Klimaschutz und Ressourcenschutz solle laut NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller Eingang in das deutsche Ressourceneffizienzprogramm finden und Handlungsanreize für konkrete handhabbare Politikinstrumente setzen.
Klima und Ressourcen – Wechselwirkungen und Synergien
Nur mittels Ressourceneffizienz die Klimaziele zu erreichen, sah BMU-Unterabteilungsleiter Dr. Christoph Epping kritisch – aber 1,5 Grad Celsius ohne Ressourceneffizienz zu erreichen sei auch keine Option. Dr. Adriana Neligan vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln führte aus, wer weniger Materialien nutze, könne in der Regel Treibhausgase senken. Zielkonflikte sah sie beispielsweise in dem Ausbau erneuerbarer Energien, der sehr viele Ressourcen schlucken kann, und in der E-Mobilität, die nicht automatisch zu weniger Rohstoffkonsum führt.
MdB Bettina Hoffmann sah besonders den Verkehr kritisch, denn viel Geld fließe in den Straßenbau. Laut Sebastian Scholz dürften wir im Klima- und im Ressourcenschutz nicht weitermachen wie vorher, sondern müssten anders wirtschaften, also weniger Energie und Ressourcen verbrauchen. MdB Klaus Mindrup möchte mehr ganzheitliches Denken und Querdenken – in der Debatte zum Klimaschutzgesetz müssten deswegen auch mehr als zwei Sätze zu Ressourcenschutz auftauchen.
Die richtigen Instrumente
Bevor wir über Instrumente reden, sollten wir laut Dr. Adriana Neligan über Ziele reden: Was ist der Umweltschaden, den wir einpreisen wollen? Auch Sebastian Scholz geht es nicht um die wirtschaftlich knapper werdenden Ressourcen, sondern um die Umweltwirkungen – bezogen auf Treibhausgase müsse eine Tonne CO2-Äquivalente 180 Euro kosten, damit die Umweltkosten voll eingepreist wären. Um den Rohstoffverbrauch zu verringern, brauche es äquivalent Ressourcenpreise wie die Getränkeverpackungssteuer. Laut MdB Bettina Hoffmann sei noch nicht klar, wie Ressourcensteuern ausgestaltet werden müssten oder könnten. Subventionen abzubauen und falsche Anreize durch billigere umweltschädliche Produkte zu beheben, sei weiterhin wichtig. Auf der Metaebene argumentierte BMU-Unterabteilungsleiter Dr. Christoph Epping: Für die richtigen Dinge brauche es die richtigen Instrumente. Für ihn sei die Ressourceneffizienzberatung ein wichtiger Bestandteil in einem Instrumentenmix. Eine ganzheitliche Instrumentenbetrachtung dürfe nicht einzelne Sektoren adressieren, sondern müsse über alle Sektoren verteilt sein, schließt Dr. Adriana Neligan die Debatte.
Der NABU bedankt sich bei allen Teilnehmenden für eine fruchtbare Debatte und den wertvollen Austausch.
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