Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
Jetzt spenden!Usutu-Virus breitet sich aus
Verlauf der Usutu-Krankheit in Deutschland seit 2010
Im Jahr 2010 wurde das ursprünglich südafrikanische Usutu-Virus, das durch Stechmücken auf Vögel übertragen wird, erstmalig in Deutschland festgestellt. Im folgenden Sommer 2011 löste es ein regional massives Amselsterben aus, das auch 2012 anhielt.
Auswirkungen der Epidemie 2011/2012
Mit Hilfe einer Internet-Meldeaktion und unter Mitarbeit vieler Vogelfreundinnen und -freude konnte der NABU den Verlauf des Ausbruchs 2011 gut dokumentieren und auswerten. Aufschlussreich war außerdem die Auswertung der Daten aus den großen NABU-Mitmachaktionen „Stunde der Wintervögel“ und „Stunde der Gartenvögel“ im Jahr 2012: Es konnte gezeigt werden, dass die Amselbestände in den nachweislich vom Virus betroffenen 21 Landkreisen zwischen 2011 und 2012 merklich zurückgegangen sind. Somit könnten bei einem bundesweiten Gesamtbestand von acht Millionen Brutpaaren 300.000 Amseln dem Virus zum Opfer gefallen sein.
Betroffen war zunächst vor allem die Region des nördlichen Oberrheingrabens. Bis Ende 2012 hatte sich die Epidemie in den wärmebegünstigten Regionen Deutschlands jedoch entlang des gesamten Rheintals sowie am Untermain und am unteren Neckar ausgebreitet. Durch das Virus verursachte Todesfälle unter Vögeln treten jeweils während der Mückensaison von Mai bis November auf.
Lokal konnte in einigen Gebieten sogar das fast vollständige Verschwinden von Amseln festgestellt werden. In den folgenden Jahren konnten Amseln die entstandenen Lücken jedoch recht schnell wieder besiedeln und bleibende Auswirkungen auf überregionale Bestände der Amsel konnten bisher nicht bestätigt werden. Unklar ist aber, ob sich lokale Bestände bis zum nächsten Ausbruch der Krankheit jeweils wieder vollständig erholen konnten.
Stetige Ausbreitung in Deutschland
In den Jahren 2013 bis 2015 gab es zunächst keine größeren Ausbrüche der Usutu-Epidemie in Deutschland. Doch in den folgenden Jahren wurden wieder viele Fälle gemeldet.
2016 gab es eine zweite große Usutu-Welle, bei der sich das ursprünglich auf den Oberrhein beschränkte Verbreitungsgebiet ausdehnte. Auch in den 2011/12 betroffenen Gebieten gab es tote Amseln aber viel weniger als zuvor. 2017 folgte die von uns erwartete Fortsetzung des Ausbruchs vom vorherigen Jahr, und eine weitere Ausbreitung in Richtung Niederrhein.
Im Jahr 2018 hat das Ausmaß des Vogelsterbens alle Vorjahre bei Weitem übertroffen. Erstmals waren alle Bundeländer in Deutschland vom Usutu-Virus betroffen, was vor allem an dem besonders langen und heißen Sommer lag.
Wie geht es weiter?
Der weitere Verlauf des Auftretens von Usutu-Erkrankungen lässt sich schwer vorhersagen. Die Vermehrung und Verbreitung der Viren hängt vor allem von der Witterung in den Sommermonaten ab: je wärmer der Sommer umso mehr Viren, Stechmücken und infizierte Vögel sind zu erwarten. Andererseits geht man davon aus, dass die Vögel zunehmend individuell erworbene Resistenzen gegen dieses neue Virus entwickeln, so dass sich das Virus vermutlich räumlich weiter ausbreiten, aber nicht mehr zu so offensichtlichen Massensterben wie im Jahr 2011 führen wird.
Eine allgemeine Gefährdung der Amsel ist daher nicht zu befürchten. Aber in den jeweiligen Ausbruchsgebieten gehen die Amselzahlen messbar zurück. Nach den Ausbrüchen steigt die Zahl dann langsam wieder an, stabilisiert sich möglicherweise auf einem etwas niedrigeren Niveau. Lokal kann es sein, dass Amseln aufgrund des Virus vorübergehend fast komplett verschwinden.
Leider kann man Usutu-Infektionen weder verhindern noch behandeln. Wir können lediglich die einmalige Chance nutzen, die Auswirkungen einer für Deutschland neuen Vogelkrankheit auf wildlebende Vogelarten zu dokumentieren und deren Folgen abzuschätzen.
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Usutu-Fall meldenMehr über das Usutu-Virus
Zum ersten Mal wurde das Usutu-Virus im Jahr 1959 in Südafrika isoliert. Nach Deutschland kam es im Jahr 2011, als sich Funde über tote Amseln am Oberrhein häuften. Befallene Vögel wirken apathisch und sterben meist innerhalb weniger Tage. Mehr →
Aktuelle Ergebnisse zeigen eindrücklich, wie sich das Usutu-Virus in den letzten Jahren vom Rhein-Main-Gebiet ausgehend in ganz Deutschland ausgebreitet hat. Auch im kommenden Sommer bittet der NABU um Mithilfe: Melden Sie uns tote oder kranke Amseln. Mehr →