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Jetzt Informieren!Ein blühender Bauerngarten
Das Gartenprojekt des NABU-Naturschutzzentrums Gelderland


In der Wohnanlage St. Bernardin für Menschen mit Behinderung in Geldern-Kapellen unterhält die Landespflege-Ingenieurin Helga Kaczmarek seit 2008 mit einer kleinen Gartengruppe aus dem Haus zahlreiche Kräuter- und Blumenbeete. Bei der gemeinsamen Pflege der Beete an jedem Mittwochvormittag sind auch neue Gartenfreunde von außerhalb willkommen.
Ein zweites Gartenprojekt des NABU-Naturschutzzentrums auf dem Gelände von St. Bernardin freut sich ebenfalls über Mitstreiter und Besucher: Im 2010 neu angelegten Bauerngarten in direkter Nachbarschaft zur Wohnanlage und zum „kleinen Garten“ werden alte und fast vergessene Gemüsesorten und -arten vorgestellt. Ziel des Projektes ist neben der Vorstellung der alten Sorten und der generellen Vielfalt, die es auch bei Gemüse gibt, auch die Rückbesinnung auf den Wert der Nahrung. „Ich habe so oft den Satz gehört ‚Das sehe ich jetzt mit ganz anderen Augen‘“, sagt Helga Kaczmarek.
Vielen Menschen werde durch die Beobachtungen im Bauerngarten erst klar, wie viel Arbeit in manchen Nahrungsmitteln steckt, weil sie eben nicht aus dem Supermarkt stammen, sondern gesät, gepflanzt, gepflegt werden müssen, um zu wachsen und - denkt man zum Beispiel an Buchweizen - manchmal aufwändig zu verarbeiten sind. „Dann wird schnell klar, dass guter Buchweizen auch seinen Preis hat“, meint Helga Kaczmarek.
Indem der NABU das Interesse der Gartenbesucher für alte Gemüsesorten weckt, möchte er zudem erreichen, dass die Nachfrage danach gesteigert wird. „Wenn die Landwirte merken, dass Pastinaken oder alte Kartoffelsorten stärker nachgefragt werden, werden die alten Sorten für sie auch wirtschaftlich interessant.“ Wie wichtig es auch für die Fauna ist, vergessene Arten wieder anzupflanzen, zeigt eine Beobachtung im Bauerngarten: Von den Pastinaken und Zuckerwurzeln waren die Raupen von Schwalbenschwänzen im vergangenen Jahr besonders angetan.
Die Beschäftigung mit alten Gemüsesorten verändert aber nicht nur die Gartenökologie, sondern vor allem das Bewusstsein der Menschen. Die Ackerbohne oder auch Saubohne beispielsweise war lange Zeit in Verruf geraten als wenig schmackhaftes Arme-Leute-Essen. Wenn die Bohnen jedoch klein und zart geerntet werden, lassen sich damit köstliche Gerichte zaubern. Wer sich mit alten Kartoffelsorten befasst, merkt schnell, dass sie oft anders sind als Sorten aus dem Supermarkt. Zum Beispiel die Vitelotte, auch als Französische Trüffelkartoffel bekannt. Sie ist klein, schmal, heikel in der Lagerung und lässt sich schwer schälen: „Sie ist nicht industriekompatibel“, sagt Helga Kaczmarek, „Dafür ist sie aber durch und durch blau und köstlich im Geschmack, also ein ganz besonderer Genuss.“ Das besondere Aroma der Vitelotte, ähnlich dem von Esskastanien, ist daher für viele Menschen heute eine Überraschung, ebenso wie die Besonderheiten anderer, vielleicht wenig industrietauglicher, aber dafür umso köstlicherer Gemüsesorten.
Buchweizen, Haferwurzel, Petersilienwurzel und Echter Erdbeerspinat sind nur einige wenige der alten Gemüsesorten und -arten, die Helga Kaczmarek mit ihrer ehrenamtlichen Gartengruppe hegt. Da das Gelände öffentlich zugänglich ist, legen auch Spaziergänger dort gern einen Zwischenstopp zum Entdecken ein und lassen sich beraten, was sie in ihrem Garten umsetzen können. Noch ist die Beschaffung alten Pflanz- uns Saatgutes ein kleines Problem. Längst nicht jeder Gartenshop hat diese Raritäten im Regal. Für Gartenbesitzer, die selbst alte Gemüsesorten anpflanzen möchten, bleibt oft nur der Weg übers Internet, um Samen und Setzlinge zu beziehen. Auch einige gut sortierte Bio-Händler haben alte Gemüsesorten im Angebot.
Indes kehren manche alte Sorten wieder in die Gemüseregale auch von Supermarktketten zurück, etwa die Kartoffelsorte Bamberger Hörnchen oder die Pastinaken. Ein Beispiel für die Renaissance eines Gemüses ist für Helga Kaczmarek der Kürbis. Der „Gelbe Zentner“, eine Kürbissorte, die früher in vielen Gärten und später als Eingekochtes in den Kellern zu finden war, kam den Bedürfnissen von Großfamilien entgegen. Heute sind kleinere Kürbissorten im Kommen, die den Bedürfnissen von modernen kleinen Haushalten entsprechen. Die Renaissance der alten Gemüsearten hat bereits begonnen.
Kontakt:
NABU-Naturschutzzentrum Gelderland
Kapellener Markt 2, 47608 Geldern
Tel. 02838-96544, umweltbildung@NABU-kleve.de
Ansprechpartnerin: Helga Kaczmarek