Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
Jetzt spenden!Erneutes Amselsterben durch das Usutu-Virus
Der NABU ruft die Bevölkerung zur Mithilfe auf
23. September 2016 - Das 2010 erstmals in Stechmücken in Deutschland festgestellte tropische Usutu-Virus, löste 2011 und 2012 in Deutschland ein Massensterben unter heimischen Vögeln aus, vor allem Amseln waren betroffen. Nach einigen Jahren ohne größere Ausbrüche tritt das Virus dieses Jahr wieder vermehr auf.
Seit Ende Juli mehren sich die Meldungen kranker und kurze Zeit später verstorbener Amseln beim NABU. Etwa 100 dieser Beobachtungen sind bisher eingegangen. Die meisten Meldungen kranker und toter Amseln stammen aus den bereits 2011/12 betroffenen wärmebegünstigten Regionen Deutschlands entlang des gesamten Rheintals sowie am Untermain und am unteren Neckar. Weitere Verdachtsmeldungen erreichten den NABU aber auch aus bisher nicht betroffenen Regionen, zum Beispiel aus dem Leipziger Raum und aus Berlin. Inzwischen konnten Forscher des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg für einige dieser Fälle bestätigen, dass das Usutu-Virus tatsächlich die Todesursache ist. Auch in Frankreich, Belgien und den östlichen Niederlanden wurde das Virus in diesem Jahr bereits in toten Vögeln nachgewiesen.
Durch das Virus verursachte Todesfälle unter Vögeln treten jeweils während der Mückensaison von Mai bis November auf. Befallene Vögel wirken offensichtlich krank, werden apathisch und flüchten nicht mehr und sterben meist innerhalb weniger Tage. Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als „Amselsterben“ bekannt wurde. Allerdings werden auch andere Vogelarten von diesem Virus befallen und können auch daran sterben. Das Überwiegen der Amseln lässt sich zum Teil durch deren Häufigkeit und Nähe zum Menschen erklären, aber eine besondere Empfindlichkeit dieser Art gegenüber dem Virus ist ebenfalls möglich.
Das Virus ist für Menschen ungefährlich. In ganz Europa konnten bisher erst fünf Infektionen beim Menschen festgestellt werden, meist bei Personen mit vorgeschädigtem Immunsystem.
Der Ausbruch dieses für Deutschland neuen Virus stellt eine einmalige Chance dar, die Ausbreitung und Folgen einer neuen Vogelkrankheit zu verfolgen und zu analysieren. Der NABU arbeitet daher mit Wissenschaftlern des BNI daran, die Ausbreitung des Virus und seine Auswirkungen auf unsere Vogelwelt zu dokumentieren und zu verstehen, um diese neuartige Gefährdungsursache von Vogelarten auch im Vergleich mit anderen Gefährdungsursachen beurteilen zu können.
Die wichtigste Datengrundlage dazu bilden Meldungen toter und kranker Amseln aus der Bevölkerung, sowie eingeschickte Proben toter Vögel, die auf das Virus untersucht werden können. Daher fordert der NABU dazu auf, tote oder kranke Amseln über ein Online-Formular zu melden und Proben toter Vögel zur Untersuchung an das BNI zu schicken .
Eine kranke oder tote Amsel gefunden? Bitte hier melden!
Bitte machen Sie bei Ihrer Meldung möglichst genaue Angaben zu Fundort, Funddatum und den näheren Fundumständen und zu den Symptomen der Vögel. Der NABU sammelt alle Daten, wertet sie aus und stellt sie Wissenschaftlern zur Verfügung.
Usutu-Fall meldenMit Hilfe dieser Internet-Meldeaktion und unter Mitarbeit vieler Vogelfreunde konnte der NABU den Verlauf des Ausbruchs 2011 gut dokumentieren und auswerten.
Eine Auswertung der Daten aus den großen wissenschaftlichen Mitmach-Aktionen des NABU „Stunde der Wintervögel“ und „Stunde der Gartenvögel“, konnte nachweisen, dass die Amselbestände in den damals nachweislich vom Virus betroffenen 21 Landkreisen zwischen 2011 und 2012 merklich zurückgegangen sind und somit bei einem bundesweiten Gesamtbestand von acht Millionen Brutpaaren möglicherweise 300.000 Amseln dem Virus zum Opfer gefallen sein könnten.
Lokal konnte in einigen Gebieten sogar das fast vollständige Verschwinden von Amseln festgestellt werden. In den folgenden Jahren konnten Amseln die entstandenen Lücken jedoch recht schnell wieder besiedeln und bleibende Auswirkungen auf überregionale Bestände der Amsel konnten bisher nicht bestätigt werden. Unklar ist aber, ob sich lokale Bestände bis zum nächsten Ausbruch der Krankheit jeweils wieder vollständig erholen konnten.
Der weitere Verlauf des Auftretens von Usutu-Erkrankungen lässt sich schwer vorhersagen. Die Vermehrung und Verbreitung der Viren hängt vor allem von der Witterung in den Sommermonaten ab: je wärmer der Sommer umso mehr Viren, Stechmücken und infizierte Vögel sind zu erwarten. Andererseits geht man davon aus, dass die Vögel zunehmend individuell erworbene Resistenzen gegen dieses neue Virus entwickeln, so dass sich das Virus vermutlich räumlich weiter ausbreiten, aber nicht mehr zu so offensichtlichen Massensterben wie im Jahr 2011 führen wird. Stattdessen ist zu erwarten, dass es in den betroffenen Gebieten zu zyklisch wiederholten Ausbrüchen kommen wird, sobald eine Generation von Amseln mit erworbener Resistenz von der nächsten Amselgeneration abgelöst wird.
Update Oktober 2016
Die Meldungen toter Vögel an den NABU und Ergebnisse von Virenforschern bestätigen für 2016 eine geografische Ausweitung. Die meisten Meldungen stammen aus NRW, insbesondere vom Niederrhein und aus dem Raum Aachen. Zahlreiche Meldungen gingen auch aus dem bekannten Ausbruchsgebiet 2011/12 ein, also entlang des Rheins von Freiburg bis Köln. Mehr →
Rückblick 2011/12
Wie die Auswertungen des NABU ergeben, ist der Amselbestand in Deutschland merklich zurückgegangen. Vorallem in Baden-Württemberg und Hessen ist der Verlust extrem. Dort grassierte 2011 das Usutu-Virus. Ob die Tiere in diesem Jahr bereits immunisiert sind? Mehr →
Die Auswertung der NABU-Vogelzählaktionen zeigen es: Dem Usutu-Virus sind 2011/12 rund 300.000 Amseln zum Opfer gefallen. Das bedeutet zwar ein hohes Risiko für Amseln in betroffenden Gebieten, aber eine Gefährdung für den bundesweiten Amselbestand ist es nicht. Mehr →