Etwas früh im Jahr und dann auch noch trocken. Trotzdem hat sich diese Erdkröte am Galgenberg in der Nähe des Kamener Autobahnkreuzes bereits auf die Wanderschaft begeben.
Hü und hott am Krötenzaun
Amphibienwanderungen kommen nur langsam auf Touren
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„Ein Froschbrett als Ausstiegshilfe ist eine kostengünstige Schutzmaßnahme gegen den Fallentod in Gruben und so weiter“, empfiehlt Thorsten Schönbrodt vom NABU Müncheberg. „Funktioniert wie hier im Bild auch als Molchbrett…“
28. Februar 2014 - An immer mehr Orten beginnen die Wanderungen, zuletzt unter anderem bei Schömberg und Rohna im thüringischen Kreis Greiz, an den Nudower Teichen bei Potsdam und am Leberbrunnensee zu Flein im Kreis Heilbronn (Baden-Württemberg), wo neben Erdkröten sogar eine äußerst frühe Wechselkröte gesichtet wurde.
Doch bei den meisten Kröten gewinnt die innere Uhr vorerst noch den Kampf gegen das Vorfrühlingswetter. „Bei den Kröten am Kamener Galgenberg hat sich wohl nicht rumgesprochen, dass die Straße gesperrt ist“, meinen zum Beispiel Elisabeth und Wolfgang Postler vom NABU Unna. „Sie kommen trotz guter Bedingungen nur sehr zögerlich aus ihren Winterquartieren. So hatten wir bei plus elf Grad Celsius und Trockenheit nur 14 Erdkröten und einen Bergmolch auf der Straße.“
Ähnlich sieht es an der Nahe in Rheinland-Pfalz aus. „Am Donnerstagabend kamen nur acht Erdkröten, darunter ein Weibchen, an den Monzinger Zaun, obwohl mit plus sechs Grad und Regenschauern eigentlich gutes Wetter war“, berichtet Karl-Heinz Fuldner vom NABU Bad Sobernheim. „Mittlerweile ist es allerdings kälter geworden, sicher haben die Tiere das gespürt. Vielleicht waren sie aber auch einfach lieber auf der Weiber-Fassenacht.“ Insgesamt liefen in Monzingen in der Woche rund 30 Erdkröten.
Dass es bei idealem Krötenwetter aber auch ganz schnell gehen kann, zeigt ein Blick nach Mittelhessen. „Seit Tagen haben wir Tagestemperaturen im zweistelligen Bereich, deshalb wurden letzten Sonntag mit zwei Bauteams die Zäune bei Kaichen und Assenheim aufgebaut“, berichtet Frank Pfuhl vom NABU Wetterau. „Die ersten drei Zauntage waren ruhig, kein Tier wollte in die Eimer fallen. Erst nach einem abendlichen Regen von Mittwoch auf Donnerstag hatten wir dann ohne Vorlauf gleich 163 Erdkröten – heute dann nur noch 24. Mal sehen, wann die nächsten Schübe kommen, jedenfalls erwarten wir an beiden Zäunen jeweils noch tausend Tiere. In der nächsten Woche dreht der Hessische Rundfunk – wie in jedem Jahr – bei uns sein Reporterstück zur Krötenwanderung für die Sendung ‚Alle Wetter‘.“
Die weiteren Aussichten: Die Schneefallgrenze kann zwar zwischenzeitlich auf 200 Höhenmeter sinken, einen echten Wintereinbruch wird es jedoch nicht geben. „In ganz Deutschland wird es nass“, kündigt der DWD in seiner Vorhersage für die närrischen Tage an. „Äußerlich trocken kommt wahrscheinlich niemand über die Runden. Insgesamt zeichnet sich der Südwesten als Niederschlagshochburg ab.“ Es wird wenige Grade kühler, die Amphibienaktivitäten dürften daher sehr von den lokalen Gegebenheiten abhängen.
Auch die Moorfrösche machen sich auf den Weg
Im Osten tagsüber Sonne, nachts aber Frost
24. Februar 2014 – Nun sind auch die Moorfrösche unterwegs. „Samstagfrüh hatten wir aufgrund der milden Witterung und des Regens am Vortag 200 Moorfrösche in den Fangeimern an der Börnicker Chaussee in Bernau“, meldet zum Beispiel Andreas Krone vom NABU Barnim. Ähnliches Bild einige Kilometer weiter östlich im Kreis Märkisch Oderland. Dort waren laut Thorsten Schönbrodt vom NABU Müncheberg am Freitagabend „rund 20 Teichmolche und 15 Moorfroschmännchen unterwegs.“
Doch dann ließ das sonnige Vorfrühlingswetter am Wochenende die Amphibien im Osten wieder stoppen. Ohne Wolkenschutz kühlt es sich nachts stärker ab und so sanken die Temperaturen an die Frostgrenze oder sogar darunter. An Amphibienwanderungen ist daher zunächst nicht zu denken. Auch im Westen sieht es mit Ausnahme des Niederrheins eher schlecht aus. In der zweiten Wochenhälfte wird es dann wieder regnerisch und die Chancen für die Amphibien verbessern sich.
Die Vorhut der Erdkröten ist bereits unterwegs
Neue Aktion: NABU Sachsen sucht per Facebook „Naturtäter“
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Früher „Doppeldecker“ von der Mosel: Dieses Erdkrötenpaar hat sich bereits gefunden und ist auf dem Weg zum Laichgewässer.
21. Februar 2014 – Aus den Flusstälern im Süden und Westen sowie aus dem nordwestdeutschen Flachland häufen sich inzwischen die Meldungen. Noch ist es für Massenwanderungen zu früh, aber bei den Erdkröten ist die Vorhut bereits unterwegs. „Gestern Nacht war es vorübergehend etwas wärmer als sonst – sieben bis acht Grad –, schon ging eine Frühwanderung los“, berichtet etwa Werner Schumann von der Mosel bei Ürzig. Obwohl die Weibchen später in die Saison starten als die Männchen, wurde dort sogar schon ein Erdkrötenpaar gesichtet.
Kräftig zugelegt haben nach Angaben von Heinke Glameyer-Fleischmann die Wanderungen in Geeste (Kreis Emsland): „Nachdem wir am vergangenen Samstag mit Schülern den Zaun aufgebaut hatten, blieben die Eimer an den ersten drei Tagen leer, weil es nachts noch zu kalt war. Am Mittwoch- und Donnerstagmorgen waren zwei beziehungsweise vier Lurche in den Eimern. Heute, bei Temperaturen von sieben Grad und nach Regen in der Nacht, waren es 89 Exemplare, überwiegend Krötenmännchen.“
„Heute Nacht konnte ich zwischen Lohne und Holdorf bei einer Fahrt an mehreren Stellen einzelne überfahrene Grasfrösche und Erdkröten feststellen. Kein Wunder bei plus zehn Grad Celsius und leichtem Regen gegen 23 Uhr“, meint Ludger Frye vom NABU Vechta in Westniedersachen. „Leider sind unsere mobilen Amphibienschutzzäune erst teilweise aufgebaut und der beauftragte Aufbautrupp kommt kaum hinterher.“ Auch in Burgwedel bei Hannover ist bei einsetzender Wanderung der Zaun noch nicht aufgebaut. „Am 19. Februar wurden zwölf platt gefahrene Kröten gefunden und am 20. Februar drei Kröten“, so Horst Hagenberg vom NABU Burgwedel und Isernhagen.
Mehr Glück hatten die Amphibien in Nordrhein-Westfalen, am Galgenberg nahe dem Kamener Autobahnkreuz. „Pünktlich zum Aufbau der Straßensperre stellten sich die ersten Erdkröten und Molche ein“, berichten Elisabeth und Wolfgang Postler. „Gestern Abend konnten wir die Vorhut von 39 Kröten begrüßen. Bei anhaltend milder Witterung hoffen wir, dass sich in den nächsten Tagen sehr viele Kröten auf die Wanderschaft begeben.
Viele Amphibienschützer kümmern sich seit Jahrzehnten um „ihre“ Zäune und Kröten. Aktiver Nachwuchs ist dabei oft nicht in Sicht. Auch in Sachsen stellt sich dieses Problem und deshalb hat der NABU dort nun zusammen mit dem Umweltministerium und der Landesstiftung Natur und Umwelt ein Projekt namens „Naturtäter“ gestartet. Unter dem Lotto „Für Kröten tu‘ ich alles“ sollen via Facebook und Twitter „junge Menschen für ein freiwilliges, ehrenamtliches Engagement im sächsischen Naturschutz begeistert werden“.
Es wird Zeit, die Krötenzäune aufzubauen
Erste 2014er Hauptstadt-Kröte in Berlin gesichtet
19. Februar 2014 – Vor allem im Süden und Westen der Republik ist es jetzt an der Zeit, die Amphibienschutzzäune aufzubauen. Unser Bild oben zeigt Krötenschützer beim Arbeitseinsatz an der L55 bei Ürzig an der Mosel. „Beim Zaunaufbau wurde prompt ein erster Bergmolch gefunden“, erzählt Werner Schumann. „Über junge, frische Kräfte zum Auf- und Abbau freuen wir uns immer. Bei uns gibt es noch einige Stellen, wo Zäune dringend aufgebaut und betreut werden müssen.“
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Macht Spaß: Zaunaufbau bei Ürzig an der Mittelmosel.
Aber auch im Nordosten kann es sich schon lohnen, wie ein Blick in die Hauptstadt zeigt. „Wir haben in der letzten Woche unseren Amphibienzaun an der Havelchaussee aufgebaut und seitdem täglich die Eimer kontrolliert“, erläutert Reiner Grube vom Ökowerk Berlin. „Bislang sind rund 50 Teichmolche gesammelt worden und am Montag (17.) auch die erste männliche Erdkröte. Das hat uns doch etwas überrascht, da wir nachts immer noch Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt haben. War also ein besonders vorwitziger Krötenmann.“
Weiter westlich, im niedersächsischen Wendland, beginnen die Wanderungen ebenfalls. „Am Montagabend hatte ich meinen ersten Lurch für dieses Jahr: ein Teichmolch-Männchen auf regenfeuchter Straße bei plus sechs Grad Celsius und eindeutig auf Wanderung in Richtung Laichgewässer“, freut sich Christian Fischer.
„Die Bedingungen hier in Nordostniedersachsen sind momentan aber grenzwertig: Die Böden sind wohl frostfrei, manchmal fällt etwas Nieselregen, meist ist es aber eher trocken und windig. Frühmorgens ist immer noch Raureif oder überfrierende Nässe möglich. Dennoch deutet in diesem Jahr einiges auf einen frühen und dabei schleichenden Start der Amphibienwanderungen hin – ganz anders als im Vorjahr. Mit dem Zaunaufbau würde ich hier bei uns noch nichts überstürzen. Mit größeren, anhaltenden Wanderphasen ist vorerst kaum zu rechnen.“
Langsam, aber stetig
Trotz Frühlingstemperaturen noch keine Wanderung auf breiter Front
17. Februar 2014 – Zaun ohne Amphibien, Amphibien ohne Zaun, Amphibien mit Zaun. Drei Meldungen vom Wochenende aus Hessen zeigen, dass selbst innerhalb einer Großregion die Verhältnisse momentan noch höchst unterschiedlich sind. Die Laichwanderungen setzen besonders im Westen der Republik vielerorts bereits ein, aber auch im Flachland längst noch nicht überall.
„In Wiesbaden hatten wir am Wochenende frühlingshaftes Wetter mit milden Temperaturen und abwechselnd Sonne und Regen – richtiges Aprilwetter im Februar. Aber am Teich ist alles noch ruhig, kein Grasfrosch zu sehen oder zu hören“, berichtet Rainer Pietsch vom NABU Wiesbaden. „Im Licht der Taschenlampen haben wir gerade mal einen kleinen Fadenmolch zwischen den Wasserpflanzen hervorschauen gesehen. Wahrscheinlich hatte der sogar im Schliff überwintert. Bisher sind aber noch keine Wandergesellen am Zaun erschienen.“
Etwas besser sieht es nach Angaben von Hartmut Müller in Seligenstadt (Kreis Offenbach) kurz vor der Grenze zu Bayern aus: „Wir haben Samstag unseren 570 Meter langen Krötenzaun gestellt. In der ersten Nacht waren bereits 39 Kröten im Waldbereich unterwegs. Vermutlich wandern sie bereits seit einigen Tagen.“ Auch weiter nördlich im mittelhessischen Fronhausen (Kreis Marburg-Biedenkopf) hat die Wandersaison „spürbar begonnen“, wie Stefan Wagner vom NABU Fronhausen/Lahn meint. „Mehrere Teichmolche wurden bereits auf der Straße eingesammelt, auch die ersten Erdkröten waren unterwegs. Leider steht der Zaun noch nicht.“
Meldungen über vereinzelte Wanderer liegen inzwischen auch aus Ravensburg (Baden-Württemberg), Gommersheim (Rheinland-Pfalz) und Troisdorf (NRW) vor.
14. Februar 2014 - Im Osten, nahe der polnischen Grenze, machen sich die Amphibien weiterhin rar. „Trotz Niederschlägen sind keine Tiere zu sehen, der Boden ist wohl noch gefroren“, meldet Thorsten Schönbrodt aus Müncheberg. „Auch in den untersuchten Winterquartieren herrscht noch Ruhe.“
Am anderen Ende Republik nehmen am Oberrhein dagegen die Wanderungen kräftig Fahrt auf. „Wie erwartet hatten wir gestern einen richtig guten Abend“, erzählt Regine Carl vom Verein für Umwelt- und Naturschutz Untergrombach. „Bei anfangs 6,4 Grad Celsius waren 258 Frösche, zehn Teichmolche und eine halbwüchsige Kröte unterwegs. Am Ende lagen wir nur noch bei windigen 3,2 Grad und fanden trotzdem das eine oder andere Tier. Im Moment sind bei uns hauptsächlich halbwüchsige Spring- und Grasfrösche unterwegs, die wahrscheinlich zum ersten Mal wandern. Es sind allerdings auch ein paar richtig dicke, also Laich tragende Damen dabei.“
Die ersten Molche und Frösche sind unterwegs
Derzeit gute Wanderbedingungen / Subtropische Luft am Anmarsch
12. Februar 2014 - Winter, welcher Winter? Während im Osten Ende Januar wenigstens einige Tage zweistellige Minusgrade herrschten, hat sich der Winter im Westen bisher kaum sehen lassen. Inzwischen ist es bundesweit vorfrühlingshaft mild, zumindest im Flachland zeigt die Quecksilbersäule auch nachts fast überall ein deutliches Plus. Kein Wunder, dass einige Amphibien jetzt meinen, es sei an der Zeit, zu den Laichgewässern zu wandern. In Bruchsal-Untergrombach am Oberrhein zum Beispiel wurden am Zaun entlang der B3 schon 151 Braunfrösche, 25 Teichmolche und sogar eine erste Erdkröte eingesammelt.
Auch in Brandenburg ist die Amphibienwelt in Bewegung. „Im Landkreis Teltow-Fläming haben die Wanderungen in der Nacht von Samstag zu Sonntag begonnen“, berichtet Susanne Höhne aus der Region südwestlich von Berlin. „Erste Teichmolche sind bei nächtlichen plus sechs Grad Celsius und Regen zu ihren Gewässern gewandert.“ Hundert Kilometer weiter nordöstlich dagegen hat Thorsten Schönbrodt vom NABU Müncheberg in Märkisch-Oderland bisher vergeblich nach fortpflanzungsfreudigen Amphibien Ausschau gehalten: „Bei uns ist alles noch ruhig. Es sind zwar angenehme Tagestemperaturen, aber nachts doch nahe dem Nullpunkt oder leichte Frostgrade.“
Ginge es nur nach den Temperaturen, könnten sich weit mehr Amphibien aus ihren Winterquartieren trauen. Doch während Braunfrösche und Teichmolche solche frühe Gelegenheiten gerne wahrnehmen, richten sich zum Beispiel die Erdkröten nach ihrem inneren Kalender. Und der besagt, dass es momentan fürs Hochzeiten noch zu früh ist – einzelne Frühstarter bestätigen als Ausnahme die Regel. In „normalen“ Jahren liegt daher der Wanderhöhepunkt im Flachland um den 15 bis 20. März, in frühen Jahren Ende Februar/Anfang März. Ein dritte Variante hatte das Vorjahr zu bieten: Nach einem kurzen Aufgalopp Anfang März im Westen hielt sich der Winter extrem lang, so dass erst ab dem 10. April die Wanderungen auf breiter Front begannen – dafür nach der langen Wartezeit aber auch im Eiltempo: Nach knapp zwei Wochen waren fast alle Amphibien durch.
Die weiteren Aussichten: Es wird zunächst etwas stürmisch, aber „von Winterwetter weiterhin keine Spur“, wie der Deutsche Wetterdienst heute schreibt. „Dazu strömt am Samstag sehr milde Luft subtropischen Ursprungs nach Deutschland, in der die Temperatur bis auf 15 Grad ansteigt. Auch Werte um 18 Grad sind nicht auszuschließen.“ Mal schauen, wie lange die Amphibien diesen lauen Lüften widerstehen können …
Blick auf die zweite Saisonhälfte
Nach einigen sehr kalten Nächten wird es zum Wochenende wieder deutlich milder. Die Amphibienwanderungen dürften also Fahrt aufnehmen. In manchen Regionen allerdings haben nach den Braunfröschen auch die Erdkröten bereits abgelaicht und machen sich nun auf den Rückweg. Mehr →