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Kröten, Frösche und Molche machen bundesweit Kältepause
14. März 2013 - Ein Ende der winterlichen Witterung ist nicht absehbar. Zwar können die Nachttemperaturen im Südwesten kommende Woche gelegentlich knapp über dem Gefrierpunkt liegen – im Osten sind durchgehend Frostnächste angesagt –, aber selbst zum kalendarischen Frühlingsanfang am 20. März ist nicht mit der Rückkehr des „Krötenwetters“ zu rechnen.
Kröten bereits zu Hunderten unterwegs
Dichter Wanderverkehr im Westen, Schnee im Norden und Osten
10. März 2013 - Während es in weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands kräftig schneit – Hamburg meldet über 15 Zentimeter der weißen Pracht –, sind andernorts in erheblicher Zahl Amphibien auf der Wanderschaft. So berichtet Karl-Heinz Fuldner vom NABU Bad Sobernheim, dass am Schutzzaun bei Monzingen/Nahe gemessen an den Vorjahreszahlen schon mehr als die Hälfte der Tiere durch sind:
„Am Freitag- und Samstagabend war es relativ mild, teilweise auch regnerisch. Insgesamt wanderten von Donnerstag bis Samstag rund 480 Lurche. Das waren vor allem Erdkröten, aber auch Grasfrösche, Faden- und Teichmolche sowie ‚Anja‘, unsere erste Feuersalamander-Dame, der Star des Samstag-Abends. Der Feuersalamander war auf dem Weg zum Laichgewässer entdeckt worden; dort wurde er dann auch ausgesetzt. Hier wird sie heute Nacht ihre Larven lebend gebären.
Da wir schon nach drei Tagen so viele Erdkröten gesammelt haben und unter den 470 Tieren bisher erst ein Dutzend Weibchen sind, haben wir die Hoffnung, dass sich in diesem Jahr die Zahl der Erdkröten wieder etwas erhöhen könnte, wenn ..., ja wenn nicht wieder eine so lange Unterbrechung durch strenge Frostnächte prognostiziert wäre.“
Eilig hatten es die Amphibien auch am Kamener Galgenberg. „Ob Kröten-Doppeldecker oder Molche, alle saßen am Samstag schon um 18:30 Uhr auf der Straße“, so Wolfgang Postler vom NABU Unna. „Bei idealen Wetter – Regen und plus acht Grad Celsius – konnten wir 372 Kröten und 36 Molche zählen. Am Sonntagfrüh um 6 Uhr bei plus drei Grad hatten wir nur noch ein einsames Männchen auf der Straße sitzen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.“
Fortpflanzungswillige Kröten müssen sich beeilen
Der Winter kehrt zurück und es droht eine mehrwöchige Zwangspause
09. März 2013 - Wer am Freitag im Südwesten der Republik bei lauen 15 bis 20 Grad in den Zug stieg und dann nach Berlin fuhr, erlebte am Ziel erst einmal einen kleinen Temperaturschock. Im Nordosten schaffte es das Thermometer auch tagsüber kaum mehr über die Null-Grad-Marke.
Kein Wunder also, dass die Amphibien weiterhin ausschließlich im Süden und Westen unterwegs sind. So sammelten Elisabeth und Wolfgang Postler am für seine notorischen „Frühwanderer“ bekannten Kamener Galgenberg bereits am Donnerstagabend 56 Erdkröten-Männchen.auf, dazu kamen noch Berg- und Teichmolche. Jürgen Wissmann von der NABU-Kreisgruppe Bonn meldete „50 Erdkröten, rund zehn Springfrösche, drei Kammmolche und zwei Teichmolchweibchen in den Fangbehältern“ und in Geldern am Niederrhein fand Hermann-Josef Windeln am 800 Meter langen Zaun morgens 29 Erdkröten, am Donnerstagabend setzte dann schon um 19 Uhr ein „starker Zug“ ein.
In Monzingen an der Nahe waren 30 Erdkrötenmännchen sowie einige Grasfrösche unterwegs. „Waren wir zum ersten Mal für 2013 am Zaun in Monzingen und haben uns sehr darüber gefreut, dass der lange Schutzzaun von den Mitarbeitern der Straßenmeisterei Bad Sobernheim rechtzeitig und sehr sorgfältig aufgestellt wurde“, berichtet Karl-Heinz Fuldner vom NABU Bad Sobernheim. „Am kritischen Übergang zum Waldweg wurde der Zaun sogar mit herbeigeschafften Steinen gesichert. Vielen herzlichen Dank für die gute Arbeit! Auf der stark befahrenen L 229 waren ebenfalls keine toten Tiere zu beklagen, anders als in den vergangenen Jahren.“ Bei Altendiez an der Lahn konnte Margret Hochheim vom NABU Rhein-Lahn zudem schon erste Wechselkröten beobachten.
Bis Sonntagabend wird die Kälte auch den Süden und Westen erreicht haben, die Amphibien werden also eine Zwangspause einlegen. Zum Wochenbeginn sind im Voralpenraum tagsüber noch spürbare Plusgrade zu erwarten, nachts herrscht aber die ganze Woche über verbreitet Frost. Nach jetzigem Vorhersagestand wird sich der Winter auch noch die Folgewoche halten, so dass vor dem 25. März keine Wanderungen abzusehen sind.
Frühlingsgefühle bei den West-Fröschen
Kurzzeitig ideale Bedingungen für die Laichwanderung der Amphibien
07. März 2013 - Gestern noch strahlte in Köln und Düsseldorf bei frühsommerlichen 20 Grad die Sonne vom Himmel, heute liegt fast ganz Deutschland unter einer grauen Wolkendecke. Den nachtaktiven Kröten, Fröschen und Molchen dürfte das aber ganz recht sein, denn bei bedecktem Himmel kühlt es nachts weniger aus. Deshalb ist vor allem in den Flachlagen Westdeutschlands vorübergehend mit guten bis sehr guten Amphibienwanderbedingungen zu rechnen.
Für die Kölner Bucht zum Beispiel sagt der Wetterdienst für heute Nacht plus zehn Grad Celsius und Regen voraus – besser geht es aus Amphibiensicht kaum. In den Regionen Frankfurt/Main, Saarbrücken, Stuttgart und Konstanz soll es ähnlich werden. Auch in den beiden Folgenächten bleiben die Bedingungen recht gut, ab der Nacht zu Sonntag nähern sich die Tiefsttemperaturen im Westen immer weiter der Null-Grad-Marke. Im Osten ist schon ab heute Nacht mit Frost zu rechnen und die nächste Woche wird es bundesweit wieder „winterlich mit Schneefall bis in das Flachland“, so der Wetterdienst.
Wanderwillige Amphibien müssen sich also beeilen oder sich notfalls bei einem kältebedingten Zwischenstopp auf unbestimmte Zeit wieder einbuddeln. Nach der langen Frostperiode seit Anfang Februar kommen die Tiere ohnehin nur langsam auf Touren. Am Krötenzaun bei Oberkassel waren es nach Angaben von Monika Hachtel von der Biologischen Station Bonn heute früh immerhin schon 20 Erdkröten, darunter auch ein Weibchen – die Weibchen sind in der Regel später unterwegs als die Männchen –, sowie ein Grasfroschpaar. Aus einem Gartenteich bei St. Augustin werden sogar erste Grasfrosch-Laichballen gemeldet. „Ich gehe davon aus, dass in den nächsten drei warmen Nächten hier große Mengen wandern“, meint Monika Wachtel. „Springfrösche sind sicher ebenfalls bereits unterwegs.“
Einzelne Tiere wurden auch im Saarland, in Hessen und in Niedersachsen gesichtet. „Eine Vorhut von fünf Grasfröschen hatte sich in der Nacht auf den Weg gemacht und lag heute früh in den Eimern“, berichtet zum Beispiel Franz-Josef Schudell vom NABU Weiskirchen-Losheim. Die „ersten drei Teichmolche am Schutzzaun Niederwalgern zwischen Marburg und Gießen“ meldete Stefan Wagner vom NABU Fronhausen/Lahn und in Holdorf-Grandorf in den Dammer Bergen (Landkreis Vechta) waren laut Ludger Frye von der NABU-Kreisgruppe Vechta „drei Bergmolche und drei Erdkröten in den Fangeimern“.
Für die Betreuung der Schutzzäune sind zahlreiche Ehrenamtliche im Einsatz. Helfende Wer in seiner Region mithelfen möchten, kann sich an die in der bundesweiten Schutzzaundatenbank aufgeführten Kontaktdressen wenden. Hände können überall noch gebraucht werden, so auch im brandenburgischen Naturpark Hoher Fläming. Dort errichtet die Naturwacht an 25 Orten insgesamt rund acht Kilometer Zaun. Aktuell sucht Naturwacht-Mitarbeiterin Katrin Mielsch „noch dringend Zaunbetreuer“, unter anderem in Benken und Jeserig im Fläming-Kreis sowie im Landkreis Potsdam-Mittelmark für den Gesundbrunnen an der B 107 zwischen Rottstock und Buckau.
Nachtrag: Wie zu erwarten, wandern auch in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg bereits Amphibien. Damit liegen nun aus allen Südwest-Bundesländern „Startmeldungen“ vor. „Heute Morgen war die erste Kröte an der L55 zwischen Ürzig und Bombogen unterwegs – der Frühling hat begonnen“, meldet zum Beispiel Werner Schumann von der Mosel. Im Ortenaukreis wiederum waren laut Lothar Krikowski vom BUND Ettenheim „bei plus fünf Grad auf einer unserer Strecken in der Vorbergzone acht Erdkröten und ein Grasfrosch“ unterwegs.
Im Rheinland geht es derweilen unvermindert weiter. In Frechen wurden am frühen Donnerstagabend „Teichmolche, Spring- und Grasfrosch und auch schon die ersten männlichen Erdkröten gerettet“, so Stefan Gabriel von der Amphibien- und Reptiliengruppe Rhein-Erft-Kreis. „Grasfroschlaich wurde bereits gestern Nacht im eigenen Biotop gesichtet. Leider wird es nicht lange andauern, Sonntag wird es schon wieder zu kalt werden. 1500 Meter Amphibienzaun stehen in Frechen – und viele Helfer in den Startlöchern.“
Sensationeller sächsischer Schneefroschfund
Unabsehbare Folgen für Evolutionsbiologie, Kunstgeschichte und Volkskunde
01. März 2013 - Es gibt ihn also doch noch: Nahe Leipzig konnten Feldherpetologen des NABU Sachsen am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal binnen weniger Jahre einen Länglichen Schneefrosch (Rana albinotus elongatus) nachweisen. Schon im März 2007 zeigte sich unweit des jetzigen Fundorts für kurze Zeit ein Exemplar dieser lange Zeit ausgestorben gegoltenen Art.
Der letzte sichere Schneefrosch-Nachweis war zuvor im Winter 1922/23 an einem Forsthaus in der heute teils zu Polen, teils zu Russland gehörenden Rominter Heide (Ostpreußen) gelungen. Die Hoffnung der sächsischen Lurchfreunde auf einen Genvergleich mit einem in alten Bestandslisten der Akademie der Wissenschaften zu Königsberg verzeichneten Belegexemplar erfüllte sich leider nicht. Seit der Tauwetter-Periode nach dem Tod Stalins 1953 verliert sich die Spur des Rominter Schneefroschs.
Immerhin haben sich auch die 2007 zunächst geäußerten Zweifel an der Artbestimmung zerschlagen. Eine Verwechslung mit dem in den Tundren Nordkanadas beheimateten Rana nivalis immobilis ist laut einem Gutachten des renommierten Institute for Arctic Herpetology ausgeschlossen.
Dafür wirft der aktuelle Fund neue Fragen auf. Während es sich 2007 wohl um ein vorjähriges Jungtier handelte, weist der jetzige Schneefrosch auf dem Kopf die für Alttiere typischen kronenartigen Hautlappen auf – daher der alte Volksname „Schneekönig“. Nicht minder auffällig sind zwei große Rundungen am Oberkörper, über deren Funktion auch Experten bisher jedoch nur spekulieren können. Milchdrüsen sind bekanntlich eine exklusive Entwicklung der stammesgeschichtlich wesentlich jüngeren Säugetiere.
In ganz neuem Licht erscheinen mit dem Leipziger Fund täuschend ähnliche, rund 30.000 Jahre alte Felszeichnungen aus den Pyrenäen. Eugenie Chabernaque tat diese in ihrem Standardwerk zu Höhlenmalereien noch als „ungelenke kältezeitliche Männerphantasien“ ab. Vieles spricht nun dafür, dass es sich tatsächlich um der Natur nachempfundene Schneefroschporträts handelt. Auch der Mythos der finnischen Sami von der „Großen Froschmutter“ muss möglicherweise neu bewertet werden.
Wie NABU-Sprecherin Ina Ebert mitteilt, droht eine nähere Untersuchung des Schneefrosches allerdings an den sich rasch ändernden Umweltbedingungen zu scheitern: „Leider ist die Froschdame schon umgefallen, es war ihr eindeutig zu warm.“
Die ersten Frösche sind unterwegs
Kurze frühlingshafte Phase endet aber schon wieder
31. Januar 2013 – „Der Januar 2013 beeindruckte durch eine lange Kältewelle, die für eine negative Temperaturbilanz allerdings nicht ausreichte“, bilanzierte heute der Deutsche Wetterdienst. „Ursache hierfür waren frühlingshafte Phasen in der ersten Dekade und gegen Monatsende. Insgesamt verlief der Januar vergleichsweise mild, aber sehr sonnenscheinarm.“ Im ohnehin wärmebegünstigten Rheinland reichte die zitierte „frühlingshafte Phase“ der letzten Tage sogar aus, um die ersten Amphibien aus den Winterquartieren zu locken.
„Bei uns hat das Wandergeschehen schon begonnen“, berichtet Christian Chmela, Leiter der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft. Am Dienstagabend (29.) fand der Biologe in Erftstadt im Bereich des Friesheimer Busches fünf überfahrene Springfrösche und ein lebendes Springfrosch-Weibchen. „Im vergangenen Jahr hatten wir dort einen temporären Zaun stehen, vor allem für die Erdkröte. Wir werden uns jetzt ranhalten müssen, damit er rechtzeitig vor dem großen Springfrosch-Schwung steht. Ich hoffe die angekündigte Kältedelle kommt rasch und hält ein wenig an.“
Die vergleichsweise seltenen Springfrösche gehören wie die häufigeren Grasfrösche zu den jahreszeitlich frühen Wanderern. Sie nutzen passende Wetterphasen umgehend. Grasfrösche wandern teils bereits im Herbst nahe zu den Laichgewässern an, teils überwintern sie auch in den Laichgewässern.
Mit den aktuellen Frühlingsgefühlen geht es allerdings rasch wieder zu Ende. Selbst im Rheinland wird es den Fröschen zu kalt werden. Sind dort für die kommende Nacht noch plus sechs Grad Celsius angekündigt, geht es in der Nacht zu Samstag runter auf plus zwei Grad und in der Nacht zu Sonntag wird der Gefrierpunkt erreicht.