Der Biesendorfer Sand, einst Militärgelände, ist seit der Wende ungenutztes Areal - Foto: Helge May
In der Hitze der Stadt
Der Biesenhorster Sand
Lebensraumtypen:
Magerrasen, Trockenrasen, Halbtrockenrasen, trockene Wälder.
Das macht das Gebiet so interessant:
Der Biesenhorster Sand erstreckt sich im Osten der Stadt zwischen Karlshorst und Biesenhorst drei Kilometer entlang des Berliner Außenrings der Deutschen Bahn. Bis zu 450 Meter breit sind die Trockenrasenflächen. Zu DDR-Zeiten waren dort der Rangierbahnhof Wuhlheide und ein russisches Kasernengelände. Nach der Wende verlagerte sich immer mehr Güterverkehr von der Schiene auf die Straße, so dass der Rangierbahnhof nicht mehr gebraucht wurde. Auch die militärische Nutzung des Gebietes endete in dieser Zeit und das Gebiet konnte sich seitdem weit gehend ungestört entwickeln.
Die Artenvielfalt auf dem Biesenhorster Sand überrascht selbst die Experten in den Naturschutzbehörden und -verbänden. Die Mitglieder der NABU-Fachgruppe Entomologie zum Beispiel zählten 1324 Insektenarten - Tendenz steigend. Bisher sind jedes Jahr neue Arten hinzugekommen. In Berlin gibt es kaum andere derartig günstige Lebensräume für Insekten. Insbesondere die große Zahl von Tier- und Pflanzenarten, die auf der Roten Liste stehen, zeigt den hohen Wert des Gebiets für den Naturschutz, und zwar nicht nur für Berlin und das angrenzende Brandenburg, sondern mindestens deutschlandweit.
Seltene Arten, Einrichtungen für Besucher, Pflegemaßnahmen:
Die Pflanzen- und Tierwelt vom Biesenhorster Sand sind seit 1995 untersucht worden. Die Experten zählen 550 Pflanzenarten, wovon 21 auf der Roten Liste stehen, zum Beispiel Kleines Mädesüß, Gemeiner Steinquendel, und Finger-Steinbrech. Die Pflanzenkundler haben außerdem eine bisher in Berlin als ausgestorben geführte Art entdeckt: den Schlitzblättrigen Storchschnabel.
Auch bei den Insekten gibt es zahlreiche Raritäten. Von den rund 500 Schmetterlingsarten zum Beispiel stehen etwa die Hälfte auf der Roten Liste. Einer der nachgewiesenen Rüsselkäfer wurde in Berlin und Brandenburg zuletzt vor über 100 Jahren gesehen, und eine der vielen Bienenarten galt seit 1912 in der Region als ausgestorben. Im Biesenhorster Sand gibt es außerdem den größten Bestand der Blauflügeligen Sandschrecke in Berlin.
Ideal ist das Gebiet mit seinen aufgeheizten Flächen für kleine Reptilien. Die Zauneidechse kommt in sehr hoher Individuenanzahl vor. 33 Vogelarten brüten im Biesenhorster Sand, darunter die Rote-Liste-Arten Brachpieper, Hauben- und Heidelerche, Steinschmätzer, Neuntöter und Bluthänfling.
Diese unglaubliche Artenvielfalt gäbe es aber nicht ohne die ehrenamtlichen Arbeitseinsätze des NABU. Er sorgt zum Beispiel dafür, dass die Flächen nicht zuwachsen und weiterhin der Charakter des im Sommer bis zu 65 Grad heißen Trockenrasens erhalten bleibt.
Biesenhorster Sand | |
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Adresse des Gebiets | 10318 Berlin-Karlshorst |
Bundesland | Berlin |
Größe | 60 Hektar |
Schutzstatus | derzeit noch ohne, Landschaftsschutzgebiet wird angestrebt |
Besitzstatus | Eigentum der Bahn AG, des Landes und mehrerer Bezirke Berlins |
Kontakt
NABU Berlin, Wollankstraße 4, 13187 Berlin, Tel. 030-9 86 08 37-0
LVBerlin@NABU-Berlin.de
Beitrag erstellt am 13. Februar 2007.
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