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Chance fürs Klima – Risiko für die Meere




Die Offshore-Windenergie ist ein zentrales Element, um unsere Energiesysteme zu transformieren. Das Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) legt das Ausbauziel von 30 Gigawatt (GW) bis 2030 und mindestens 70 GW bis 2045 gesetzlich fest und schreibt dem ein überragendes öffentliches Interesse zu. In der Nordsee soll dafür ein Viertel der Fläche der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in Deutschland bebaut werden.
Neben dem großen Ausbauvolumen bergen insbesondere die Beschleunigungsambitionen der Bundesregierung die Gefahr, dass der Ausbau zunehmend in Konflikt mit Naturschutzzielen gerät. So droht die geplante Umsetzung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED III) in Deutschland Umweltverträglichkeits- und artenschutzrechtliche Prüfungen auszusetzen, ohne dadurch Windparks schneller ans Netz zu bringen. Die Folge wären Rechtsunsicherheiten für die Betreiber und der Verlust wichtiger Umweltdaten als Entscheidungsgrundlage. Denn der Ausbau kann die Meeresnatur gefährden.
Ökologische Auswirkungen dramatisch
Bau, Betrieb und Wartung von Offshore-Windenergieanlagen beeinträchtigen verschiedene Artengruppen. Die interaktive Grafik zeigt exemplarisch die relevantesten ökologischen Auswirkungen und Lösungsansätze in der Nordsee. Zugrunde liegen die Flächen, die in der Nordsee für Offshore-Windenergie festgelegt oder als Suchgebiet ausgewiesen wurden. In der Kopfzeile können die verschiedenen Effekte einzeln ausgewählt werden:
- Während der Bauphase ist insbesondere die zunehmende Schallbelastung beim Rammen immer größerer Fundamente problematisch. Bisherige Schallschutztechnik wie der große Blasenschleier erreicht hier ihre Grenzen. Der Lärm kann Schweinswale verletzen oder sie aus wichtigen Lebensräumen vertreiben und die Nahrungssuche behindern.
- See- und Zugvögel werden insbesondere während der Betriebsphase beeinträchtigt. Sensible Vögel wie Seetaucher und Trottellummen meiden die Windparks teils bis in knapp 20 Kilometer Entfernung, aber auch Dreizehenmöwe und Eissturmvogel verlieren weiträumig ihren Lebensraum. Im Falle der Trottellummen ist mehr als drei Viertel des Bestands betroffen! Diese gewaltigen Habitatverluste machen einen naturverträglichen Ausbau der Windenergie auf 70 GW unmöglich.
- Für Vögel und Fledermäuse drohen weiterhin Kollisionen mit den Rotoren der Turbinen.
- Darüber hinaus können Windparks die Strömung, Gewässerschichtung und weitere Gewässerparameter beeinflussen, die sich auf das gesamte Nahrungsnetz und damit das gesamte Ökosystem auswirken. Hierzu sind zwar erste Modellierungsstudien veröffentlicht, jedoch ist noch nicht absehbar, wie sich die geplante Gesamtzahl von Offshore-Windparks in der gesamten Nord- und Ostsee auswirkt. Auch die Netzanbindung, ergänzende Pipelines, sowie Serviceverkehre werden die Arten und Lebensräume zunehmend stören.
Besonders alarmierend sind all diese Auswirkungen vor dem Hintergrund heute schon überlasteter Meere. Überfischung, Eutrophierung und Müll machen den marinen Ökosystemen schwer zu schaffen. Dazu kommt eine Vielzahl industrieller Aktivitäten wie die Schifffahrt, der Kies- und Sandabbau oder die Gewinnung von Erdöl und Erdgas. Auch militärische Übungen sowie weitere Nutzungen drängen ins Meer, beispielsweise die Wasserstoff-Elektrolyse, LNG-Terminals und CCS, einhergehend mit entsprechenden zusätzlichen Kabeltrassen und Pipelines.
Meere brauchen unseren Schutz
Nord- und Ostsee sind vielfältige, artenreiche Küstenparadiese direkt vor unserer Haustür. Doch dieses Paradies und damit die Heimat von unzähligen Tieren und Pflanzen ist bedroht und braucht dringend unseren Schutz. Helfen Sie uns, die faszinierende Vielfalt von Nord- und Ostsee zu erhalten.
Jetzt unterstützen!Wie viel Windenergie vertragen Nord- und Ostsee?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Der erwiesen schlechte Umweltzustand macht jedoch klar: Die Gesamtbelastung und damit die Intensität menschlicher Nutzungen im Meer muss dringend reduziert werden. Klima- und Artenschutz sind untrennbar und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Das zeigen unsere Meere deutlich: Sie helfen uns mit ihren natürlichen Klimafunktionen in der Klimakrise – solange sie intakt sind.
Um die Energiewende auf See naturverträglich zu planen, braucht es ein Ausbauziel, was sich an den Belastungsgrenzen von Nord- und Ostsee orientiert, fortlaufend auf den Wissenszuwachs über ökologische Auswirkungen reagiert und eine Trendwende hin zu gesunden Meeren ermöglicht. Die massiven Lebensraumverluste von Seevögeln und andere Auswirkungen lassen sich nur durch eine kluge Standortwahl vermeiden. Doch hierfür fehlt derzeit durch das hohe Ausbauziel jeglicher Spielraum. Eine Reduzierung der Ausbauziele und Kooperationen mit Nachbarstaaten könnten diesen dringend benötigten Spielraum schaffen.

Der NABU fordert:
- Das Ausbauziel für Offshore-Windenergie muss im Kontext aller Belastungen betrachtet und innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen von Nord- und Ostsee begrenzt werden.
- Sensitivitätskarten sollten die Grundlage für die Planung von Windenergieflächen bilden, Schutzgebiete frei von Windkraft bleiben und technische Minderungsmaßnahmen zur Reduktion ökologischer Schäden konsequent vorangetrieben werden.
- Statt wirkungsloser Beschleunigungsversuche sollten die bewährten und allseits anerkannten Genehmigungsverfahren inklusive aller Umweltprüfungen erhalten bleiben. Die Verfahren sind heute schon schneller als in der RED III vorgesehen.
- Die Flächenausweisung muss flexibler werden, um ökologisch wertvolle Gebiete zu vermeiden. Das kann über angepasste Ausbauziele und verstärkter Kooperation mit den Nachbarstaaten gelingen.
Letzte Aktualisierung 07/25
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