Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
Jetzt spenden!Agrarministerin Klöckner plant voreilige GAP-Umsetzung
NABU fordert mehr Mitsprache von Umweltverbänden und -behörden
01. Februar 2021 – Am kommenden Freitag treffen sich die Landwirtschaftsminister*innen der Länder mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in einer Sonder-Agrarministerkonferenz, um über die Verteilung der EU-Agrarsubventionen ab 2023 zu verhandeln. In einem sogenannten Nationalen Strategieplan müssen Bund und Länder gegenüber der EU-Kommission bis zum kommenden Jahr darlegen, nach welchen Regeln die rund sechs Milliarden Euro, die Deutschland jährlich aus der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) erhalten wird, an die Agrarbetriebe fließen sollen.
Der NABU kritisiert dabei den Versuch der Bundesregierung, den Strategieplan zu verabschieden, bevor die europäische Rahmengesetzgebung dafür überhaupt feststeht. Diese wird noch einige Wochen lang in Brüssel beim sogenannten Trilog zwischen EU-Parlament, Ministerrat und EU-Kommission verhandelt. Dabei geht es zum Beispiel um die Flächenanteile, die Betriebe für die Artenvielfalt reservieren müssen, aber auch darum, wie viel Geld für die Honorierung von Umweltschutzmaßnahmen zur Verfügung stehen wird. Die Kommission hat klar gemacht, dass sie dabei auf grundlegenden Verbesserungen zugunsten des Klima- und Naturschutzes und auf einer echten Mitsprache von Umweltbehörden und -verbänden besteht.
„Wer jetzt eine Agrarpolitik durchsetzen will, die sich kaum von der bisherigen unterscheidet, der hat die Rechnung ohne Brüssel gemacht und gefährdet die Planungssicherheit für die Betriebe. Denn bei der finalen Genehmigung der Strategiepläne 2022 hat immer noch die EU-Kommission das letzte Wort.“
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger
Wenn die Beteiligung der Umweltverbände nicht ausreichend erfolgt ist oder qualitative Mängel auftreten, könnte das Verfahren durch Widersprüche und mögliche Klagen noch verzögert werden. Denn die europäischen Klima- und Biodiversitätsziele für 2030 gelten auch für die Agrarpolitik. Das spiegelt sich aber in den gegenwärtigen Plänen Klöckners kaum wieder. Werden Naturschutzziele im Strategieplan nicht angemessen berücksichtigt, droht eine Hängepartie, wie wir sie bei Umsetzung der Düngeverordnung gesehen haben. Und weil Deutschland wegen des Verlusts geschützter Wiesen und Weiden sowie dem Verschwinden von Agrarvögeln bereits Klagen der EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof drohen, wird der Handlungsdruck zusätzlich verschärft.
Der NABU begrüßt die Forderungen der Umweltministerkonferenz der Länder nach einer verbindlichen ressortübergreifenden Zusammenarbeit zwischen den Umwelt- und Landwirtschaftsministerien. Die Agrarministerkonferenz müsse zudem die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft zur nationalen GAP-Umsetzung abwarten. Wir müssen die Zeit bis zum Ende des Trilogs nutzen, um uns gemeinsam auf die groben Leitlinien zu verständigen, wie die Steuermilliarden für eine planvolle ökologische und sozialverträgliche Transformation der Landwirtschaft in Deutschland genutzt werden können.
Unsere drei Kernforderungen an den Nationalen Strategieplan:
1) Eine schrittweise Umwandlung der kontraproduktiven Flächenprämien in die sogenannten Eco-Schemes (Öko-Regelungen) der Ersten Säule und in die Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) der Zweiten Säule. Bis 2028 sollten die Flächenprämien gänzlich abgeschafft werden.
2) Eine ausreichende Finanzierung der EU-rechtlich zwingenden Naturschutzmaßnahmen in der Agrarlandschaft durch die GAP. Hierfür müssten mindestens eine Milliarden Euro jährlich in der Zweiten Säule einkommenswirksam für Landnutzer zur Verfügung stehen, die diese Aufgaben erfüllen.
3) Eine Qualitätssicherung für die sogenannten Eco-Schemes zur effektiven Förderung des Klimaschutzes und der Biodiversität. Hier werden bislang immer wieder Maßnahmen vorgeschlagen, die hohe Mitnahmeeffekte verursachen und einer Fortführung des bisherigen ineffektiven sogenannten Greenings gleichkommen würden (bspw. Anbau von Zwischenfrüchten, Precision Farming) oder sogar eine kontraproduktive Wirkung für Natur, Umwelt und Klima haben (bspw. Anbau von Biomasse zur Energieerzeugung).
Die bisherigen Beschlüsse von EU-Rat und -Parlament verhindern eine echte Agrarreform. Nun ist die EU-Kommission gefragt, sich für mehr Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Naturschutz einzusetzen. Wenn jetzt nicht nachgebessert wird, droht ein Stillstand bis 2027. Mehr →
Der EU-Agrarhaushalt ist gigantisch. 2017 waren es 58,9 Milliarden Euro Agrarsubventionen, die an die EU-Mitgliedstaaten verteilt wurden. Doch welche Länder bekommen am meisten, welches Bundesland erhält wieviel? Und wofür wird das Geld ausgegeben? Mehr →
Fast 40 Prozent des EU-Haushalts fließt in die europäische Landwirtschaft. Doch das Fördersystem der GAP ist kompliziert und bewirkt zu wenig für Umwelt und Natur. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zur GAP für Sie zusammengestellt. Mehr →