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Jetzt spenden!Tausende Wissenschaftler*innen fordern Agrarwende
Europas Landwirtschaft braucht mehr Platz für die Natur
9. März 2020 – Mehr als 3.600 Wissenschaftler*innen aus ganz Europa unterstützen eine neue Fachpublikation, die die Pläne zur Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) scharf kritisiert. Die GAP dürfe nicht länger das Artensterben, den Klimawandel und die Degeneration der Böden vorantreiben, sondern müsse helfen, diese Probleme zu lösen. Konkrete Forderungen für Verbesserungen legen die Wissenschaftler*innen in einem Zehn-Punkte-Plan vor.
Die Wissenschaftler*innen kritisieren unter anderem die Fortführung der flächenbezogenen Direktzahlungen, Kürzungen bei den Programmen für die Entwicklung ländlicher Räume und Defizite beim Klimaschutz. Mit Sorge sehen sie, dass die EU den Mitgliedstaaten große Flexibilität bei der Umsetzung der EU-Agrarpolitik zugestehen möchte. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass viele Staaten die flexiblen Vorgaben der EU wenig ambitioniert umsetzen.
In ihrem Zehn-Punkte-Plan fordern die Wissenschaftler*innen, naturschädliche Subventionen zu streichen und umweltfreundliche Maßnahmen besser zu honorieren. Mindestens zehn Prozent der Agrarfläche solle Pflanzen und Tieren als Rückzugs- und Lebensraum dienen – wie es bis 2008 der Fall war. Dies deckt sich mit der Forderung des NABU nach zehn Prozent „Space for Nature“ auf jedem Betrieb, um wieder Platz zu schaffen für Feldhasen, Vögel und Insekten.
Genauso wie die Wissenschaftler*innen fordert der NABU darüber hinaus eine bessere Finanzierung von Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen in der EU-Agrarpolitik. Um diese Maßnahmen angemessen zu honorieren, sind etwa 15 Milliarden Euro pro Jahr notwendig. Das entspricht ungefähr einem Viertel des EU-Agrarhaushalts. Die geforderte Umschichtung der Agrarsubventionen muss mit einem grundsätzlichen Umbau der gegenwärtigen Agrarförderung einhergehen. Wir müssen weg von den pauschalen Flächenprämien und hin zu einer gezielten und attraktiven Bezahlung von Landwirt*innen, die öffentliche Leistungen erbringen.
Die Veröffentlichung mit dem Titel „Action needed for the EU Common Agricultural Policy to address sustainability challenges“ erscheint im Fachmagazin „Nature and People“. 21 Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Agrarwissenschaft haben das Papier verfasst, mehr als 3.600 Wissenschaftler*innen aus allen 27 EU- und 36 weiteren Staaten unterstützen es.
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In diesen Bereichen arbeiten die Forscher*innen, die die Petition unterzeichnet haben:
Forschungsbereich | Anzahl der Wissenschaftler*innen |
---|---|
Ökologie | 1450 | Biologie | 487 | Landwirtschaft | 420 | Umwelt | 247 | Ökonomie | 188 | Ornithologie | 124 | Soziologie | 109 | Entomologie | 100 | Chemie | 98 | Gesundheit | 21 | Sonstige Fachbereiche | 403 |
Aus allen 27 EU-Ländern sind Wissenschaftler*innen dabei, etwa ein Drittel stammt aus Deutschland.
Und aus diesen Ländern kommen sie:
Land | Anzahl der Wissenschaftler*innen |
---|---|
Deutschland | 1233 | Spanien | 294 | Frankreich | 254 | Italien | 235 | Tschechien | 230 | Niederlande | 140 | Belgien | 137 | Portugal | 119 | Österreich | 118 | Schweden | 83 | Slowakei | 70 | Irland | 58 | Polen | 51 | Finnland | 46 | Rumänien | 38 | Bulgarien | 37 | Griechenland | 34 | Ungarn | 32 | Kroatien | 31 | Litauen | 30 | Dänemark | 26 | Estland | 26 | Slowenien | 16 | Lettland | 11 | Luxemburg | 17 | Zypern | 4 | Malta | 3 | Großbritannien | 122 | 36 Sonstige Staaten (Nicht-EU) | 164 |
NABU-Agrarkampagne
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