NABU-Umfrage zu Getränkeverpackungen 2017 - Quelle: repräsentative TNS Emnid Verbraucherumfrage
Mehrheit für Mehrweg
Kunden möchten umweltfreundliche Getränkeverpackungen



69 Prozent der Befragten glauben, dass PET-Einwegflaschen aus Plastik nicht umweltfreundlich sind -und liegen damit richtig. Trotz der Mehrwegkästen, handelt es sich hier auf dem Bild um Einweg. - Foto: NABU/Sebastian Hennigs
Die Verbraucherinnnen und Verbraucher wollen ihre Getränke am liebsten umweltfreundlich verpackt. Damit umweltfreundliche Getränkeverpackungen wie Mehrwegflaschen sich durchsetzen, spricht sich sogar mehr als jeder zweite Deutsche für eine Steuer auf Getränkeverpackungen aus. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Verbraucherumfrage, die das Institut Kantar Emnid im Herbst 2017 im Auftrag des NABU durchführte.
Welche Getränkeverpackungen – die Flasche, der Getränkekarton, die Dose - als umweltfreundlich einzustufen ist, das glaubten 68 Prozent der Befragten richtig beantworten zu können. Glasmehrwegflaschen werden von wesentlich mehr Personen als umweltfreundlich eingeschätzt (89%) als PET-Mehrweg (59%). Es scheint, als würden die Kunden hier bei ihrer Bewertung stark nach dem verwendeten Material unterscheiden und nicht nach der häufigeren und damit ressourcenschonenderen Nutzbarkeit von Mehrweg im Gegensatz zu Einweg.
Der NABU führte eine ähnliche Umfrage bereits im Jahr 2013 durch. Eine Beurteilung hat sich dabei sehr stark geändert. Während noch 48 Prozent der Befragten Einweg-PET-Flaschen als umweltfreundlich bezeichneten, taten das in der aktuellen Studie nur noch 29 Prozent. Die Umweltprobleme, welche gerade durch kurzlebige Plastik-Anwendungen entstehen, dringen offensichtlich immer stärker zu den Verbrauchern durch und das trotz der Werbekampagnen von Einwegabfüllern und Discountern, welche Einweg-PET als Kreislaufflasche bewerben.
Falsch lagen die Verbraucherinnen und Verbraucher beim Getränkekarton. In Ökobilanzen gilt diese Verpackungsart als vergleichsweise umweltfreundliche Einwegverpackung, aber nur 39 Prozent bezeichneten diesen auch als umweltfreundlich. Die Getränkedose schließlich wurde von 36 Prozent der Befragten irrtümlich als umweltfreundlich eingeschätzt. Das vergleichsweise gute Image passt auch zu zunehmenden Marktanteilen in den letzten Jahren.
Wie bereits 2013 gaben drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger an, dass für sie beim Kauf die Umweltfreundlichkeit der Getränkeverpackung wichtig ist. Insgesamt betrachtet ergibt sich aus den Umfrageergebnissen Folgendes: Die Kundinnen und Kunden bewerten in den meisten Fällen richtig, was umweltfreundlich ist und was nicht. Und sie würden gerne Getränke in umweltfreundlichen Verpackungen kaufen. Leider verschließt sich ein großer Teil des Handels diesem Wunsch. In Deutschland findet man kaum mehr einen Discounter, der überhaupt Mehrweggetränke im Laden führt. Außerdem wird nur unzureichend am Getränkeregal gekennzeichnet, ob es sich um Einweg oder Mehrweg handelt. Auch nach dem neuen Verpackungsgesetz reicht ein einziges Hinweisschild im ganzen Markt, wenn nur Einweg im Sortiment geführt wird.
Die seit Jahren stark sinkenden Marktanteile von Mehrwegverpackungen und Getränkekarton zeigen, dass mit einer Verhaltensänderung der Händler und der Einwegindustrie von sich aus nicht zu rechnen ist. In der Folge bedarf es politischer Maßnahmen, um den Verbraucherwillen im Supermarkt durchzusetzen. Die unverbindliche Mehrwegquote von 70 Prozent ohne Sanktionsmöglichkeiten, wie sie seit dem 1.1.2019 durch das neue Verpackungsgesetz gilt, wird daran nichts ändern. Das seit 2003 eingeführte Zwangspfand auf einzelne Getränkeverpackungen half, das Littering in der Landschaft zu reduzieren. Das Umschwenken auf Mehrweg hat es aber nie gefördert.
Es bedarf also anderer Anreize: Der NABU setzt sich dafür ein, dass die Einnahmen aus den nicht zurückgegebenen Einwegpfandflaschen nicht länger Handel und Industrie zugutekommen, sondern wie in vielen anderen Ländern auch zur Förderung von Umwelt- und Mehrwegprojekten verwendet werden. Andererseits soll durch die Einführung einer Getränkeverpackungssteuer zusätzlich zum Pfand, die Umweltfaktoren eingepreist werden und damit Einwegplastik und –dosen teurer gegenüber der Alternative von Mehrweg und Getränkekarton werden. Das will eine Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher und es ist gut für die Umwelt. Zwei gute Gründe, um diese Themen auch endlich politisch anzugehen.
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