Winterlindenzweig kurz nach dem Laubaustrieb im Frühjahr - Foto: Helge May
Am Brunnen vor dem Tore...
Die Winterlinde im Porträt
Kaum ein Baum ist in deutschen Straßen und Parks so oft anzutreffen wie die Linde. Kein Wunder, ist sie doch nicht nur sehr schön anzuschauen, sondern auch relativ anspruchslos, was ihren Lebensraum betrifft. Dabei ist Linde aber nicht gleich Linde. Als Straßen- und Stadtbäume werden neben den beiden heimischen Arten Sommer- und Winterlinde auch sogenannte Holländische Linden angepflanzt, das sind Kreuzungen aus Sommer- und Winterlinde. Ebenfalls weit verbreitet ist die Krimlinde, eine Kreuzung aus Winterlinde und Kaukasischer Linde. Da die Hybride im Aussehen meist Elemente beider Elternarten zeigen, ist es selbst für pflanzenkundlich Interessierte nicht ganz einfach, Bäume eindeutig zuzuordnen.
Die Winterlinde, die bis zu 25 Meter hoch wird und ein Alter von 1000 Jahren erreichen kann, blüht etwas später als ihre „Schwester“, die Sommerlinde. Zur Unterscheidung lohnt sich ein Blick auf die Blattunterseiten. Diese sind bei der Winterlinde kahl und mit einigen rotbraunen Härchenbüscheln versehen. Bei der Sommerlinde sind diese „Bärte“ dagegen weiß. Die Blüten der Winterlinde erscheinen erst ab Ende Juni – fast zwei Wochen später als die der Sommerlinde. Sie blüht damit am spätesten von allen heimischen Baumarten.
Lindenholz ist meist weißlich bis gelblich und gehört zu den weichen Hölzern. Es wird deshalb vor allem im Innenbereich verwendet und auch Bildhauer und Holzschnitzer arbeiten gerne mit dem Lindenholz. Viele berühmte Meisterwerke in der Sakralkunst, zum Beispiel von Tilman Riemenschneider und Veit Stoß, wurden aus Lindenholz gefertigt.
Nahrungsspender und Namensgeber
Gekürt wird der Baum des Jahres von der gleichnamigen Stiftung, in dessen Kuratorium auch der NABU vertreten ist. Stiftungspräsident Dr. Silvius Wodarz hofft, mit dem Baum des Jahres den Blick der Menschen auf Pflanzen schärfen zu können. Der Titel wird seit 1989 an einheimische Bäume vergeben. Ziel ist es, das Wissen über Bäume zu vertiefen und auf seltene oder bedrohte Baumarten hinzuweisen.
Seit Jahrhunderten dient die Winterlinde dem Menschen als Apotheke: Lindenblüten werden als Tee und Arzneimittel zum Beispiel bei Erkältungskrankheiten verwendet. Außerdem sind die Blüten wichtige Nahrungsquelle für Bienen, entsprechend beliebt ist der süße Lindenblütenhonig. Der kulinarische Einfluss geht noch weiter. „Zur Linde“ ist der häufigste Gasthausname in Deutschland. Dorflinden, Gerichtslinden, Kirchlinden, Tanzlinden und Hoflinden ebenso wie Sagen und Ortsnamen zeugen von einer jahrhundertelangen vielseitigen Bedeutung.
2016 war die Winterlinde Baum des Jahres.
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