Der Admiral ist ein typischer Wanderfalter, hier ein Weibchen - Foto: Helge May
Falter-Tankstellen gesucht
Schmetterlinge machen sich auf in die Winterquartiere
Der Begriff „Admiral“ beflügelt die Phantasie: Unendliche Weite, prachtvolles Äußeres und schnittige Segelei. Weit entfernt von jeder Marine fliegen nun eher gaukelnd, aber nicht minder prächtig Abertausende Admirale frei von jedem Kommando durch unsere Gärten. Nicht nur Zugvögel, auch die Wanderfalter beginnen derzeit ihren Zug in wärmere Gefilde. Der Admiral ist neben dem Distelfalter der bekannteste Vertreter bei uns.
Jeden Spätsommer bis in den Herbst hinein ziehen weit mehr Wanderfalter südwärts als im Frühjahr wieder in den Norden kommen. „Deshalb bemerkt man den jetzt beginnenden Herbstzug eher“, erklärt Sönke Hofmann vom NABU Bremen. In den vergangenen Jahren haben sich die Wanderziele deutlich nach Norden verschoben, Klimawandel sei Dank: „Als ich vor 20 Jahren im Naturschutz anfing, lagen die Überwinterungsgebiete der Wanderfalter noch am Mittelmeer, nun ziehen sie nur noch nach Süddeutschland und Frankreich.“
Jede Faltergeneration wandert allerdings nur einmal, entweder nach Süden oder nach Norden. Wenn ein Admiralweibchen den rund tausend Kilometer langen Wanderweg geschafft hat, legt es seine Eier auf Brennnesseln ab, dann stirbt es. Aus den Eiern schlüpfen stachelige Raupen, die die Brennnesselblätter typischerweise so anfressen und verspinnen, dass sie wie ein schützendes Dach einrollen. Ist das Blatt zu dünn geknabbert, sucht sich die Raupe einen neuen Schutz und Futterplatz.
Im Spätsommer und Frühherbst sammeln sich die Nachkommen der Frühjahrsfalter und tanken Energie für den weiten Flug. „An Pflaumenbäumen und den letzten Blumen saugen die Tiere süßen Saft, an mancher efeuberankten Wand schwärmen ganze Horden bunter Falter, deshalb ist der Efeu mit seiner späten Blüte so enorm nützlich“, berichtet Sönke Hofmann.
Wer keinen Efeu im Garten hat, kann übergangsweise mit einer Mischung aus Malzbier oder mit Zucker gesüßtem Rotwein seine eigene „Faltertankstelle“ in einer flachen Untertasse eröffnen. „So lassen sich die farbenprächtigsten Schmetterlinge anlocken und ganz toll zusammen mit Kindern beobachten“, erklärt Hofmann und schmunzelt: „Wenn man noch einen Schluck Rum dazu gibt, sitzen die Falter gleich viel ruhiger.“
Noch mehr als Vögel sind die Wanderfalter während ihres Zuges auf günstige Winde angewiesen. „Manchmal warten sie tagelang, bis wieder Nordwind herrscht“, erklärt der NABU. Allerdings können die Schmetterlinge die Richtung durchaus beeinflussen, die Feinsteuerung des Fluges geht per Flügelschlag. Ziehende Wanderfalter erkennt man an ihrem sturen Geradeausflug. Steht ein Baum oder ein Gebäude in der Flugbahn, wird es meist schnurgerade überflogen.
Die beste Falterhilfe ist ein giftfreier, naturnaher Garten mit wilden Ecken. Zu viel Ordnung und der beliebte exotische Schmetterlingsflieder helfen Admiral, Distelfalter und Co nicht, denn ihre Raupen brauchen gerade ganz bestimmte, leider unbeliebte Wirtspflanzen wie Brennesseln und Disteln.
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