Zwei Monate zu früh, der Klimawandel lässt grüßen: Überwinternde Weibchen der Gelbbindigen Furchenbiene erscheinen in der Regel ab Ende April. Diese Biene fand Franz Rothenhäusler in Heimsheim/Enzkreis am Rand des Nordschwarzwaldes bereits am 23. Februar an einer Krokusblüte. - Foto: Franz Rothenhäusler/www.naturgucker.de
Holzbiene, Feuerwanze und Zitronenfalter
Welche Insekten kann man jetzt schon beobachten?


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Weibliche Hainschwebfliege an Winterling - Foto: Helge May
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Mistbiene an Winterling - Foto: Helge May
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Blaue Holzbiene an Breitblättriger Platterbse. Im zeitigen Frühjahr besuchen Holzbienen unter anderem Schneeheideblüten. - Foto: Helge May
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Feuerwanzen sonnen sich an einem Lindenstamm - Foto: Helge May
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Lindenwanzen - Foto: Helge May
Wie der Vorwinter war der Winter 2022/23 ausgesprochen mild. Der Jahreswechsel ließ sogar bundesweit die Temperaturrekorde purzeln, hier machte sich die Klimakrise deutlich bemerkbar. In den ersten Februartagen war es ein weiteres Mal extrem mild. Da wundert es nicht, dass sich schon unmittelbar zum Jahresbeginn erste Blaue Holzbienen ins Freie trauten. Zeitig im Freiland unterwegs waren ebenfalls vereinzelte Hainschwebfliegen – ihr Zweitname „Winterschwebfliege“ kommt nicht von ungefähr. Beständige Besucher von Frühblühern wie Krokus oder Winterling waren auch die ebenfalls zu den Schwebfliegen gehörenden Mistbienen.
An Lindenstämmen kann man inzwischen nicht nur wie gewohnt sich sonnende Feuerwanzen sehen. Mit der Linden- oder Malvenwanze breitet sich eine weitere Art aus, die ebenfalls oft zu Tausenden auf der Rinde sitzt. Die sehr kleine Wanze stammt aus dem Mittelmeerraum, erreichte 2004 den Oberrhein und ist nun in fast ganz Deutschland nachgewiesen. Im Norden zeigen sich allerdings noch größere Lücken.
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Der Admiral ist eigentlich ein Wanderfalter. Zunehmend überwintert er bei uns auch. - Foto: Helge May
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C-Falter sonnt sich im zeitigen Frühling auf dem Waldboden - Foto: Helge May
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Großer Fuchs - Foto: Helge May
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Kleiner Fuchs an Weidenkätzchen - Foto: Helge May
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Tagpfauenauge im zeitigen Frühjahr - Foto: Helge May
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Männlicher Zitronenfalter - Foto: Harald Bott/www.naturgucker.de
Bei den Tagfaltern war im Januar weitgehend Pause. Im Februar wurden dann von Tag zu Tag immer mehr Schmetterlinge beobachtet, darunter Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral und C-Falter. Im Vergleich zum Vorwinter hielten sich die Zitronenfalter zunächst zurück. Bei den Zitronenfaltern lassen sich zunächst die deutlich gelben Männchen sehen, die eher blassen Weibchen etwas später. Ab Mitte Februar wurden auch die ersten Großen Füchse gemeldet. Diese Art scheint sich in den letzten Jahren auszubreiten. Schließlich bewiesen vereinzelte Taubenschwänzchen, dass die kolibriähnlichen Nachtfalter inzwischen vermehrt bei uns überwintern.
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Erdhummelkönigin mit Krokuspollen - Foto: Helge May
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Steinhummelkönigin auf der Suche nach einem Nistplatz - Foto: Helge May
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Gehörnte Mauerbiene im Anflug an Niststängel - Foto: Armin Teichmann/www.naturgucker.de
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Siebenpunkt-Marienkäfer - Foto: Helge May
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Asiatischer Marienkäfer - Foto: Helge May
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Vierfleckiger Kugel-Marienkäfer (Schildlaus-Marienkäfer) - Foto: Helge May
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Amerikanische Kiefernwanze an Hauswand - Foto: Helge May
Zu den Spätwinterbeobachtungen gehörten auch Siebenpunkt, Vierfleckiger Kugel-Marienkäfer und Asiatischer Marienkäfer, vereinzelt auch Sechzehnpunkt. Die Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze zeigte sich nahezu durchgehend in geringer Zahl auch außerhalb der Winterquartiere. Erste Erdhummelköniginnen machten sich ab Mitte Februar auf Nahrungs- und Nistplatzsuche, Steinhummelköniginnen ließen sich nicht vor Ende Februar blicken. Gleiches gilt für die Gehörnte Mauerbiene.
Typische frühe Wildbienen neben den genannten Hummeln waren Zweifarbige Sandbiene, Frühlings-Pelzbiene und Frühlings-Seidenbiene (Wildbiene des Jahres 2023), Ende Februar auch erste Rotpelzige Sandbienen. Völlig aus dem Rahmen fiel der oben im Bild dokumentierte Fund einer Gelbbindigen Furchenbiene. Von Ende April bis in den September hinein hat diese Art zwar eine recht lange Flugzeit. Dass ein Weibchen bereits Ende Februar ihr Winterversteck verlässt, ist eine kleine Sensation. Die Gelbbindige Furchenbiene gehört zweifellos zu den Klimawandel-Profiteuren. Einst mit Schwerpunkt im westlichen Mittelmeergebiet und in Deutschland nur im Süden vorkommend, hat sie ihr Areal in den letzten 30 Jahren stark erweitert und fliegt sogar in den Mittelgebirgslagen.
Insektensichtungen aller Art können unter www.nabu-naturgucker.de ganzjährig eingetragen und nachgelesen werden.
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