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Kleiber als fleißige Handwerker bei Eingangsgestaltung und Innenausbau
Fleiß ist eine menschliche Eigenschaft, die natürlich so nicht auf Tiere anwendbar ist. Aber die Energie, die Kleiber jetzt im Frühling in den Nestbau investieren, ist beachtlich und bräuchte keinen Vergleich zu scheuen. Kleiber treiben doppelten Aufwand: beim Fassaden- und beim Innenausbau. Als Nachmieter nutzen sie gebrauchte Baumhöhlen oder Nistkästen zur Brut. Um sie ihren Bedürfnissen anzupassen, optimieren sie geeignete Höhlen durch "Kleibern".
Mit feuchtem Lehm, dem übrigens kein Kleiberspeichel zwecks besserer Haftfähigkeit zugemischt wird, glätten sie Unebenheiten, verschließen Ritzen und Spalten und verkleinern das vorhandene Einflugloch auf Kleibergröße. Auf diese Weise werden Nistplatzkonkurrenten wie Stare außen vor gehalten. Nicht selten allerdings zerstören diese die frische Lehmmauer und der Kleiber muss von neuem beginnen.
An einem normalen Meisennistkasten verbauen Kleiber etwa 200 Gramm Lehm. Mit dem Schnabel können sie pro Flug etwa anderthalb Gramm Lehm transportieren. Damit sind mindestens 130 Transportflüge notwendig. An Ort und Stelle wird der Lehm mit dem Schnabel angedrückt und wie mit einem Stößel zu einer sehr festen, widerstandsfähigen Masse verdichtet. An der Oberfläche ergeben unzählige Stößelhiebe dem Lehm das Aussehen einer Kraterlandschaft. An der Höhle wird über die gesamte Brutzeit gekleibert, sobald feuchter Lehm verfügbar ist. Besonders nach Regennächten werkeln die Kleiber was das Zeug hält, denn frei nach dem Slogan einer Baumarktkette gibt es auch für Kleiber "immer was zu tun".
Mitunter nimmt das Kleibern extreme Ausmaße an. In einem Wildtierpark hatten Kleiber eine für Hohltauben, Sperlings- und Raufußkäuze gedachte Holzbetonhöhle bezogen, deren Innenraum 20 und das Flugloch 8 Zentimeter im Durchmesser messen. Die Kleiber hatten mit Lehm das Flugloch deutlich verkleinert, die Spalten zwischen Vorderwand und Kasten verschlossen sowie den gesamten Raum zwischen Kastenhinterwand und Stamm über 40 Zentimeter Länge verfüllt (siehe Bild links). Der Materialbedarf liegt bei gut einem Kilogramm Lehm. Dafür sind die Vögel bestimmt über 600 mal geflogen - eine enorme Leistung, auch wenn genügend Material in unmittelbarer Umgebung verfügbar war.
Doch damit nicht genug: Zum Innenausbau der Höhle treiben Kleiber nicht weniger Aufwand. Sie bevorzugen einen wunderbaren Rohstoff: Holz. In großvolumigen Höhlen bilden morsche Holzstückchen als grobes Fundament die Nestgrundlage. Darüber schichten sie die in allen Höhlen zu findenden Rindenschuppen verschiedener Bäume, Rinde verrottender Äste, Buchenknospenschuppen, dürres Laub, mit großer Vorliebe aber Spiegelrinde der Kiefer.
Die Spiegelrinde stammt aus dem Kronenbereich der Kiefern. Dort blättert die Borke in dünnen Schuppen ab. Der Name bezieht sich auf den Glanz der in verschiedenen Rottönen gefärbten Rindenschuppen. Um an Spiegelrinde zu gelangen, fliegen Kleiber wenn nötig 500 bis 800 Meter bis zur nächsten Kiefer. Und eine Nestunterlage besteht nicht aus ein paar Rindenstückchen. Wenn man nachzählt, enthält eine Kleiberhöhle 3300 bis 7000 oder mehr Rindenschuppen. Alle wurden im Schnabel und auf Schwingen angeliefert. Die Rinde wird überwiegend vom Männchen besorgt, das die Stücke durchs Flugloch einwirft. Das Weibchen arbeitet vor allem am Innenausbau der Höhle und schichtet die Rindenblättchen durch drehende Bewegungen um die Körperachse.
Stefan Bosch
Der obige Text zum Kleiber als fleißiger Handwerker ist ein Auszug aus dem "Tagebuch eines Kleibers" aus der Feder von Stefan Bosch. Dieses spannende und lehrreiche Buch gibt es zum Preis von 12,80 Euro im Buchhandel oder direkt beim Verlag www.make-a-book.de.
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