Protest im Norden: Kein Wald ins Kraftwerk!
100.000 Unterschriften gegen Holzverbrennung in Hamburg übergeben
21. September 2023 – Holzpellets statt Kohle: NABU, ROBIN WOOD, Deutsche Umwelthilfe und Förster und Autor Peter Wohlleben protestieren mit zwei Petitionen gegen Umrüstungspläne von Kohlekraftwerken in Hamburg und Wilhelmshaven. Mit über 100.000 Unterschriften fordern wir die Landesregierungen zum Umdenken auf. Mit einer gemeinsamen Aktion auf dem Hamburger Rathausplatz wurden diese Unterschriften nun zusammen mit einem offenen Brief an den Senat übergeben.
NABU-Kritik: Holzverbrennung ist „klimaschädliche Sackgasse“
„Wälder im großen Maßstab in umgerüsteten Kohlekraftwerken zu verfeuern, ist eine klimaschädliche Sackgasse“, kritisiert Malte Siegert, Landesvorsitzender des NABU Hamburg. „Stattdessen brauchen wir massive Investitionen in echte emissionsfreie Erneuerbare und in Maßnahmen, die den Energiebedarf reduzieren.“ Auch die vielen Unterschriften zeigten, dass diese Forderungen weite Unterstützung finden, so Siegert weiter.
Die Stadt Hamburg will bis 2030 vollständig auf die Kohleverfeuerung zur Wärmeerzeugung verzichten. Dafür sollen stattdessen die Abwärme aus Industrieanlagen, Großwärmepumpen und andere Technologien genutzt werden. Außerdem soll das Steinkohlekraftwerk Tiefstack auf Gas- und Holzbiomasse umgerüstet werden. Die kommunalen Hamburger Energiewerke (HEnW) sehen darin eine klimafreundliche Möglichkeit für die Wärmewende. Doch das ist weit gefehlt: Wird Holz statt Kohle verbrannt, ist dem Klima nicht geholfen, denn dabei wird weiterhin CO₂ freigesetzt. Und auch fossiles Gas oder die Weiterverbrennung von Kohle stellt keine klimafreundliche Lösung dar. Die Organisationen fordern daher, alle Einsparmöglichkeiten für Wärmeenergie und alle wirklich erneuerbaren Alternativen so schnell wie möglich umzusetzen.
Offener Brief der Verbände
In einem offenen Brief an den Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher, Umweltsenator Jens Kerstan und HEnW-Geschäftsführer Christian Heine werden vor allem der enorme Holzbedarf kritisiert. „Die Verbrennung von Waldholz in Großkraftwerken ist klimaschädlich und kann keine Lösung darstellen“, heißt es unter anderem in dem Schreiben. Intakte Wälder seien indes zum Schutz der Artenvielfalt und als wichtige und natürliche Kohlenstoffspeicher unerlässlich.
Und weiter: „Die benötigten Holzmengen gehen weit über die nachhaltig verfügbaren Mengen hinaus.“ Sogar das Umweltbundesamt warnte kürzlich in seinem Projektionsbericht 2023, dass Deutschland bis 2030 40 Prozent des Energieholzes importieren wird, wenn die Nachfrage nicht eingeschränkt wird. Eine Nachfrage, die auch durch den Umstieg von Kohle auf Holz steigt. „Dieser gigantische Nachfragedruck wird zwangsläufig zur Übernutzung der Wälder weltweit führen“, schreiben die Verbände an Tschentscher, Kerstan und Heine, „Zertifizierungen lösen dieses Problem nicht – sie verschieben nur die Biomasseströme.“
Auch in Bremen und Wilhelmshaven treiben der Kraftwerksbetreiber Onyx Pläne zur Verbrennung von Holz in Kohlekraftwerken voran. Im März 2023 hatten der NABU, ROBIN Wood, Deutsche Umwelthilfe sowie Peter Wohlleben gegen die Verbrennung von Holz in Kraftwerken aufgerufen. Insgesamt kamen so über 100.000 Unterschriften zusammen, knapp 27.000 Menschen verschickten mithilfe des NABU Aufrufe an die Landesministerien, die Pläne zu stoppen. 80.000 Menschen forderten mit Peter Wohlleben, ROBIN WOOD und Deutscher Umwelthilfe die Landesregierungen auf, die Umrüstungspläne zu stoppen.
Wilhelmshaven: Ein Kraftwerk, drei Millionen Tonnen Pellets
Auch in Wilhelmshaven wurde daher am Steinkohlekraftwerk protestiert und ein offener Brief an Landes- und Stadtpolitik sowie das Unternehmen gesendet. „Onyx Power“ plant ab 2026, das Kraftwerk auf Holzverbrennung umzurüsten, auch um „grünen“ Wasserstoff herzustellen. Ein irrsinniger Plan: Durch Umwandlungsverluste geht dabei über 70 Prozent der im Holz enthaltenen Energie verloren.
Die Umweltorganisationen befürchten zudem, dass in Wilhelmshaven auch Holz aus ökologisch wertvollen Wäldern in den USA verbrannt werden könnte. Denn der Mutterkonzern von Onyx, Riverstone Holdings, ist Hauptaktionär des weltgrößten Pelletproduzenten „Enviva“. Und „Enviva“ wiederum bezieht routinemäßig Holz aus Rodungen an der Südostküste der USA, auch aus Laubwäldern, die für die Biodiversität besonders wertvoll sind.
Würde das umgerüstete Kraftwerk auf voller Last laufen, würden in Wilhelmshaven jährlich 2,9 Millionen Tonnen Pellets verbrannt werden. Zur Herstellung dieser Pellets würden fast 6 Millionen Tonnen Frischholz benötigt. Zum Vergleich: Das ist mehr Holz als in einem Jahr in Niedersachsen geerntet wird.
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Nach dem Kohleausstieg setzen einige Kraftwerksbetreiber auf die Verbrennung von Holzbiomasse. Diese Pläne erzeugen zusätzlich Druck auf die Wälder – auf Kosten von Klima und Artenvielfalt. Noch besteht die Chance, diese Fehlentwicklung aufzuhalten. Mehr →
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