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Jetzt NABU-Mitglied werden!EU-Richtlinie für erneuerbare Energien
Fauler Kompromiss gefährdet Klima und Biodiversität
14. September 2022 – Die EU-Parlamentarier haben am Mittwoch über die überarbeitete Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) abgestimmt. Dabei ging es neben dem notwendigen schnelleren Ausbau von erneuerbaren Energien auch um Regelungen für die Nutzung von Biomasse. Unter anderem wurde dafür gestimmt, dass Biomasse aus Holz unter bestimmten Bedingungen weiter als erneuerbare Energiequelle gilt.
Zum Hintergrund: Die EU fördert bisher, dass Mitgliedstaaten Waldholz für die Energieproduktion nutzen. Wälder als wichtige Kohlenstoffspeicher werden somit für die Verbrennung in Kraftwerken abgeholzt.
Ebenso wird der Anbau von Energiepflanzen zur Herstellung von Treibstoffen angereizt. Intensive Landwirtschaft gefährdet allerdings die Artenvielfalt und die Ernährungssicherheit ist bedroht, wenn Lebensmittel im Tank landen.
Die Wissenschaft sagt ganz klar: Die Verbrennung von Waldholz ist klimaschädlicher als die von Kohle. Wir brauchen unsere Wälder als Verbündete für den Klimaschutz. Sie im industriellen Maßstab zu verfeuern und dies auch noch als erneuerbare Energie zu fördern, ist schlechte Politik. Der EU-Umweltausschuss hatte bereits dazu geraten, die Unterstützung für die Verbrennung von Waldholz zu beenden. Das Parlament muss sich fragen lassen, ob es mit solchen Entscheidungen Klimakrise und Artensterben weiter befeuern will. Die deutsche Bundesregierung hat jetzt die Aufgabe in den anstehenden Trilog-Verhandlungen zwischen EU-Rat und Parlament Korrekturen gegen die Holzverbrennung durchzusetzen.
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller
Das Ende der Unterstützung für die Holzverbrennung zur reinen Stromerzeugung bewertet der NABU grundsätzlich als richtige Entscheidung. Dieses Vorhaben wird allerdings durch riesige Schlupflöcher untergraben. Nach wie vor kann die Holzverbrennung bei reinen Strom-Kraftwerken, die nicht auf Kraft-Wärme-Kopplung umgerüstet werden können, weiterhin gefördert werden. Zudem soll die Verbrennung von primärer Holzbiomasse – also Holz direkt aus dem Wald – bis zu einer Obergrenze auch weiterhin auf Ziele für erneuerbare Energien angerechnet werden. Dies steht im direkten Widerspruch zur Empfehlung des Umweltausschusses des EU-Parlaments vom Mai.
Weitere Schwachstelle der Richtlinie: Regelungen zu Biokraftstoffen
Bei den sogenannten Biokraftstoffen für den Verkehrsbereich sehen die Entscheidungen nur wenig besser aus. Daniel Rieger, Leiter Verkehrspolitik, kritisiert, dass mit dieser Entscheidung der Parlamentarier künftig weiterhin große Mengen Biomasse im Tank von Autos und Lkw landen, denn das hat fatale Folgen das Klima und die Biodiversität. Ein Lichtblick: In Zukunft sollen Palmöl und Soja nicht mehr angerechnet werden. Daniel Rieger wertet dies als wichtigen Schritt, denn gerade diese beiden Importprodukte waren bisher für großflächige Entwaldung in besonders artenreichen Regionen der Welt verantwortlich.
Schwerwiegend wirkt sich hingegen der Einsatz von Nahrungs- und Futtermitteln wie Getreide oder Pflanzenölen zur Kraftstoffproduktion auf die Welternährungslage aus. Insbesondere bemängelt Rieger den Ansatz, Klimaschutzanforderungen im Verkehr damit begegnen zu wollen, Lebensmittel in Kraftstoffe umzuwandeln, statt ein Tempolimit einzuführen, Verkehrsmengen zu reduzieren oder den Abschied vom Verbrennungsmotor zu forcieren. Der NABU fordert, dass die EU und allen voran die deutsche Bundesregierung schnellstmöglich die Anrechenbarkeit von Biokraftstoffen beenden und klimafreundliche Technologien, insbesondere die Elektromobilität, wesentlich stärker als bisher unterstützen.
Abschließende Bewertung
Für den NABU ist immerhin eine gute Nachricht, dass sich das Parlament im Gegensatz zum ursprünglichen Gesetzentwurf der EU-Kommission für deutlich höhere Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien stark macht. Dort sollen 45 Prozent bis 2030, statt ursprünglich 32 Prozent erreicht werden.
In der aktuellen Situation der Energieknappheit kann Bioenergie aus Sicht des Umweltverbandes keine Lösung bieten. Selbst, wenn nur ein Bruchteil der bisher fossilen Energieträger durch Holz oder angebaute Energiepflanzen ersetzt werden würden, wären die Auswirkungen auf Klima und Natur gravierend. Nur ein konsequenter Ausbau emissionsfreier Energien, die auch weitaus weniger Fläche benötigen, um dieselbe Menge an Energie zu erzeugen, kann langfristig den Bedarf decken. Der NABU fordert, dass staatliche Fördermittel zukünftig nur für echte klimafreundliche Erneuerbare wie Sonne und Wind sowie für Effizienzmaßnahmen fließen dürfen.
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