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Jetzt NABU-Mitglied werden!Auswirkungen von Hochwasserereignissen reduzieren
Folgen der Klimakrise werden durch menschengemachte Faktoren verschärft
29. Juli 2021 – Die Folgen der Extremwetterereignisse im Westen und Süden sind dramatisch. Dort kamen verschiedene Faktoren zusammen, die letztlich zu der Katastrophe mit vielen Toten geführt haben – großen Niederschlagsmengen, fehlender Regenrückhalt und besondere topographische Bedingungen. Was lässt sich daraus lernen und welche Konsequenzen sollten daraus gezogen werden? Die Regenmengen hätten vermutlich in den meisten Teilen Deutschlands zu Überschwemmungen geführt. Durch die besondere topografische Lage sammelte sich in sehr kurzer Zeit enorm viel Wasser in den Tälern, mit den bekannten gravierenden Folgen für Mensch und Natur.
Die Auswirkungen einer Hochwasserkatastrophe lassen sich abmildern, wenn bestimmte Faktoren beachtet werden. Ein großes Problem bei Flutereignissen ist die mangelnde Aufnahme von anfallendem Regenwasser durch den Boden. In Siedlungsbereichen dominieren versiegelte Flächen aus Asphalt und Beton. Aber auch in großen Teilen der freien Landschaft können Niederschläge kaum noch versickern und auf natürliche Weise zurückgehalten werden. Das Wasser sucht sich seinen Weg. Ist es erst einmal im Tal, findet es kaum Platz, sich schadlos auszubreiten. Das beschleunigt Strömungsgeschwindigkeiten und erhöht die Gefahrenpotenziale.
„Unsere Siedlungen, aber auch landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Nutzflächen, sind so gestaltet, dass Regenwasser immer schnell abgeleitet werden kann. Das führt bei Starkregenereignissen zu schnell und hoch auflaufenden Hochwasserwellen. Bei Hitzeperioden hingegen trocknen die entwässerten Böden schneller aus. Dürre und Hochwasser werden so gleichermaßen begünstigt.
Dieses System der flächendeckenden Entwässerung ist noch dazu teuer und kaum noch steuerbar. Für einen wirksamen Hochwasserschutz müssen wir künftig das Ablaufen des Wassers stärker auf natürliche Weise verzögern. Dazu sind Strategien anzuwenden, die das Wasser besser in der Fläche halten und durch technischen Hochwasserschutz zu ergänzen.“
(NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller)
Um die Auswirkungen von extremen Wetterereignissen abzumildern, bedarf es einer Kombination von verschiedenen Lösungsansätzen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene, mit den folgenden Schwerpunkten:
- Das Wasserspeichervermögen der Landschaft muss verbessert werden, um Extreme abzupuffern. Dazu müssen Entwässerungssysteme umgestaltet, die Wasserspeicherfähigkeit der Böden deutlich verbessert und wasserspeichernde Ökosysteme, wie naturnahe Wälder und Moore, geschützt werden.
- Außerdem muss die Renaturierung von Flüssen und Auen viel stärker gefördert werden als bisher.
- Durch den Klimawandel werden Extremwetterereignisse weiter zunehmen. Deshalb muss künftig hinreichend Vorsorge in den Siedlungsbereichen getroffen werden. Bis heute werden in den großen Flussauen Deutschlands Siedlungen und landwirtschaftliche Nutzflächen mit Deichanlagen geschützt. Das muss sich ändern. Nur wenn sich Extremhochwasser auf Wiesen und Ackerflächen ungehindert ausbreiten kann, sinken die Gefahren für Siedlungsflächen und Infrastrukturen. Das gilt besonders, wenn Überflutungsgebiete und exzellente technische Hochwasserschutzeinrichtungen kombiniert werden.
Ein gutes Beispiel für die Renaturierung von Flüssen und Auen ist das europaweit größte Projekt seiner Art, die „Untere Havelniederung“ des NABU. Der einstmals stark ausgebaute Fluss wird bis spätestens 2033 renaturiert und wieder in ein Naturparadies verwandelt. Altarme und Hochflutrinnen werden wieder angeschlossen und Auenwälder angepflanzt. Deichabschnitte werden zurückgebaut und so Überflutungsflächen für den Hochwasserschutz gewonnen.
Das im Havel-Projekt erworbene Wissen lässt sich auf viele andere Gebiete in Deutschland übertragen.
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