Schadstoffbelastung im Vergleich
Gesundheitsgefahr auf Kreuzfahrtschiffen
Erstmals extreme Abgasbelastungen an Bord gemessen
24. Januar 2017 - Aktuelle Luftschadstoffmessungen an Bord von Kreuzfahrtschiffen bestätigen die Kritik des NABU an der Branche. Die Reedereien setzen die Passagiere an Bord einer hohen Konzentration gesundheitsgefährdender Schadstoffe aus. Von sauberer Seeluft kann angesichts der nachgewiesenen 200mal höheren Partikelbelastung auf einer Kreuzfahrt jedenfalls keine Rede mehr sein. Seit Jahren wehrt sich die Branche in weiten Teilen gegen einen Umstieg auf sauberere Kraftstoffe und den Einbau effektiver Abgasreinigungssysteme, wie sie für Fahrzeuge an Land längst Standard sind. Solche Schritte könnten die massive Luftverschmutzung der Ozeanriesen unmittelbar signifikant reduzieren und dadurch die Belastung von Mensch, Umwelt und Klima deutlich mindern. Die Tatsache, dass sich ein Großteil der Anbieter gegen diese Maßnahmen sperrt, wertet der NABU als verantwortungslose Geschäftemacherei.
Verdeckte Messungen des französischen Fernsehsenders France 3 ergaben Konzentrationen besonders gesundheitsschädlicher ultrafeiner Partikel, die rund 200-fach über den Werten natürlicher Umgebungsluft lagen. Nachdem der NABU bereits in zahlreichen Hafenstädten und an Kreuzfahrtterminals die extrem hohe Belastung der Atemluft mit Schiffsabgasen belegt hatte, konnte das renommierte TV-Magazin „Thalassa“ nun durch investigative Recherche erstmals auch den Gehalt ultrafeiner Partikel auf dem Passagierdeck eines Kreuzfahrtschiffs während einer Mittelmeerreise dokumentieren. Das auf Meeresthemen spezialisierte Format zeigte die brisanten Daten am vergangenen Freitag, den 20. Januar 2017, in einem Kreuzfahrt-Spezial.
Warnung für Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen
Bereits vor Jahren habe die Deutsche Lungenstiftung Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen geraten, sich nur in bestimmten Bereichen an Deck von Kreuzfahrtschiffen aufzuhalten und das Einatmen von Schiffsabgasen zu vermeiden. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Dieselabgase unlängst als ebenso krebserregend ein wie den Gefahrenstoff Asbest. Neben Feinstaub und Ruß werden bei der Verbrennung von Schweröl und Marinediesel auch andere gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Stickstoffdioxid oder Schwermetalle frei.
Die Messergebnisse überraschen uns in keiner Weise. Es ist lange bekannt, dass Schiffsabgase Unmengen giftiger Luftschadstoffe enthalten, da die Reeder besonders dreckigen Kraftstoff verwenden und auf den Einsatz moderner Abgastechnik verzichten. Dennoch konnte der NABU bisher nur an Land die Belastung der Atemluft messen, der Zugang auf die Schiffe selbst wurde weder uns noch unabhängigen Dritten gestattet. Vermutlich, weil die Anbieter selbst ein Gefühl dafür hatten, dass die Messergebnisse katastrophale Zustände zeigen würden. Es stellt sich die Frage, ob hier absichtlich weggeschaut wird.
Die Messungen decken vermutlich keinen Einzelfall auf, sondern stehen exemplarisch für die Realität an Bord eines Großteils der Flotte sämtlicher Wettbewerber. Es stellt sich die Frage, welche Belege die Branche noch braucht, um endlich konsequent zu handeln. Ankündigungen wie beispielsweise vom Branchenführer AIDA Cruises sind nicht ausreichend, sie müssen auch ausgeführt werden. AIDA hatte schon 2014 angekündigt, die gesamte Flotte mit Partikelfiltern auszurüsten. Bis heute ist aber kein einziger in Betrieb.
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