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Jetzt NABU-Mitglied werden!Schiffsabgase greifen das Immunsystem der Lunge an
Verzicht auf Schweröl reicht nicht, es sind Abgasfilter nötig
14. Juli 2016 – Schiffsabgase belasten die Gesundheit der Küstenanwohner. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums München untersuchten in Kooperation mit mehreren Universitäten, welchen Einfluss die Abgase auf die sogenannten Makrophagen im Immunsystem der Lunge haben. Da Makrophagen bei Lungenerkrankungen wie COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) eine entscheidende Rolle spielen, hilft die jetzt im Wissenschaftsjournal „Plos one“ veröffentlichte Studie, die gesundheitlichen Risiken von Schiffsabgasen genauer einzuschätzen.
2015 konnte die Wissenschaftlergruppe bereits nachweisen, dass Partikelemissionen aus Schweröl- und Dieselkraftstoffen menschliche Lungenzellen beeinflussen und für starke biologische Reaktionen der Zellen verantwortlich sind. Unter anderem werden Entzündungen ausgelöst, die zu sogenannten interstitiellen Lungenerkrankungen führen können. Nun hat das Team um Prof. Dr. Ralf Zimmermann zudem herausgefunden, dass Makrophagen durch die Abgase ebenfalls beeinflusst werden. Diese weißen Blutkörperchen werden auch als Fresszellen bezeichnet, da sie Mikroorganismen in sich aufnehmen und verdauen. Weitere Aufgaben der Zellen sind das Zerstören von Tumorzellen, Entfernen von Zellabfall und die Wundheilung.
Makrophagen bilden die „vordere Abwehrreihe“ zur Bekämpfung von in die Lunge eingedrungenen Fremdkörpern wie Keimen oder eben auch Feinstaubpartikeln. Feinstäube aus Schwerölemissionen haben zwar einen stärkeren Einfluss auf das Entstehen von Entzündungen als Dieselpartikel, letztere aktivieren allerdings andere biologische Effekte stark. So werden unter anderem Vorgänge im Ergbut (DNA-, RNA- und Proteinsynthese) beeinflusst.
„Wir haben festgestellt, dass die Partikel aus den Schweröl- und aus den Dieselabgasen ähnlich hohe Giftwirkungen auf die Makrophagen hatten. Die toxischen Effekte, die zum Absterben von Zellen führen, sind bei den Schwerölemissionen überraschenderweise etwas geringer, obwohl die Konzentrationen bekannter Schadstoffe in den Schwerölabgasen viel höher sind“, erläutert Zimmermann.
„Der propagierte und teilweise schon umgesetzte Verzicht auf Schweröl in der küstennahen Schifffahrt bringt für den Gesundheitsschutz der Menschen an der Küste daher wahrscheinlich weniger als erwartet. Die einfachste und sicherste Maßnahme gegen diesen Missstand wäre die Einführung von effizienten Partikel-Abscheidern auch in der Schifffahrt. Diese würden die schädlichen feinen Partikel herausfiltern und somit die Gesundheitsauswirkungen sicher reduzieren – unabhängig vom verwendeten Kraftstoff. Da derartige Maßnahmen in der Regel nicht auf freiwilliger Basis erfolgen, besteht aus unserer Sicht dringender Handlungsbedarf für die Politik und bei nationalen und europäischen Fachbehörden.“
Textgrundlage: Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrum München
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