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Vier Bausteine für Mensch und Natur in Burundi
ACVE: Sprachrohr für den Umweltschutz
Die burundische Nichtregierungsorganisation „Action Ceinture Verte pour l'Environnement“ (ACVE) ist ein Sprachrohr der Zivilgesellschaft für den Bereich Umweltschutz. Die NABU-Partnerorganisation ist in vielen Medien präsent. Als von Industrie, Politik oder sonstigen Interessen komplett unabhängige Organisation spielt ACVE eine sehr wichtige Rolle in der Aufklärung der Öffentlichkeit. Die Organisation engagiert sich seit Jahren dafür, die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren, welche Auswirkungen umweltschädigendes Verhalten nach sich zieht. Als unabhängige Instanz können die ACVE-Mitarbeiter öffentlich Missstände im Umweltschutz anprangern und damit die Regierung zum Handeln bringen. ACVE wird in den kommenden Jahren einen Schwerpunkt auf den Bereich Umweltbildung legen, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken, die sowohl den Menschen als auch der Natur im Land nützen. NABU International unterstützt die Organisation bei diesem Ziel mit dem neuen Umweltbildungsprogramm. Dieses ist Teil des Afrika-Programms des NABU. Möglich wurde es dank Fördermitteln des Landes Baden-Württemberg, der Beratung durch die Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) und durch das Engagement des baden-württembergischen NABU-Landesverbandes.
Die „Schule unterm Baum“
Das Projekt umfasst vier Bausteine. Im ersten Baustein werden Schüler und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 25 Jahren zu „Umweltbotschaftern“ ausgebildet. „Schule unterm Baum“ („Ecole sous l’Arbre“) nennt sich der interaktive Umweltunterricht, der im Stadtpark der burundischen Hauptstadt Bujumbura stattfindet. Zwei Gruppen nehmen jeweils über vier Monate daran teil. Die jungen Leute behandeln Themen wie die Anpassung an den Klimawandel, Ressourcenverbrauch und Müllvermeidung. Dabei nähern sie sich den Themen auch ganz praktisch: So befreien die Schüler zum Beispiel gemeinsam einen Strandabschnitt des Tanganjika-Sees von Müll oder richten ein Kompostsystem im Stadtgarten ein.
Neue Materialien und Methoden für Lehrkräfte
Ein weiterer Programm-Baustein sind Fortbildungen von Lehrern der Primar- und Sekundarstufe. Damit möchten NABU und ACVE gezielt Multiplikatoren erreichen, die langfristig zu einem Umdenken in Sachen Umweltschutz beitragen können. Bei mehreren Veranstaltungen werden Lehrern von Grundschulen und weiterführenden Schulen aus dem ganzen Land Methoden und Materialien an die Hand gegeben, damit sie künftig verstärkt Umweltaspekte in den Unterricht einbauen können. Den burundischen Lehrkräften fehlt es bislang an Anschauungsmaterialien oder Kenntnissen über innovative Lehrmethoden. Auch werden sie nicht regelmäßig fortgebildet, so dass ihr Wissen schnell veraltet und sie über aktuelle Entwicklungen wie beispielsweise den Klimawandel nicht aufklären können.
Im Herbst 2013 findet – als dritter Baustein des Programms – ein Workshop mit NABU-Vertretern in Burundi statt, der die „Schule unterm Baum“ sowie die Lehrerfortbildungen evaluiert und mögliche Kooperationsprojekte für die kommenden Jahre identifiziert. Vierter und letzter Baustein des Programms ist die Analyse der biologischen Vielfalt im Rusizi-Nationalpark.
Schlüsselrolle für den Rusizi-Nationalpark
Der Rusizi-Nationalpark liegt etwa 15 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bujumbura und erstreckt sich entlang des Flusses Rusizi an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Der Nationalpark umfasst auch das Flussdelta, das in den großen Tangayika-See mündet. Das Gebiet beheimatet eine Vielzahl an faszinierenden Pflanzen- und Tierarten und schützt einige einzigartige Spezies. So beherbergt der Nationalpark neben Nilpferden auch Krokodile und Flamingos und ist ein wichtiges Überwinterungsgebiet für Zugvögel. Der größte Teil des Parks ist bewaldet, aber auch Buschland und Grassteppen kommen vor. Es wachsen feuerfeste Palmen, die „Hyphaene benguellensis var ventricosa“, die auch ein Buschfeuer in der Trockenzeit überleben können. Seit 2002 ist Burundi Vertragsstaat der Ramsar-Konvention, des internationalen Übereinkommens über Feuchtgebiete. Das Rusizi-Delta wurde als erstes Ramsar-Schutzgebiet im Land ausgewiesen.
2011 unterzeichnete die burundische Regierung zudem ein Dekret, das die Grenzen des Nationalparks neu definiert. Damit wuchs das Schutzgebiet von zuvor 5690 Hektar auf nunmehr 10.673 Hektar und befindet sich somit wieder im Rahmen seiner ursprünglichen Grenzen aus dem Jahr 1980. „Dies kann man als wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität des Parks werten, jedoch wird der Park von der angrenzenden Bevölkerung als illegale Quelle für Feuerholz genutzt“, räumt Thomas Tennhardt, Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung, ein. „Diese permanente Übernutzung führt dazu, dass die Artenvielfalt reduziert wird und verhindert die natürliche Regeneration“, so Tennhardt weiter. „Da das Staatsgebiet nur noch zu sechs Prozent mit Holz bedeckt ist, der Energiebedarf in Burundi jedoch zu etwa 95 Prozent aus Holzenergie gewonnen wird, geht von der Bevölkerung ein enormer Druck auf den Wald und auf Naturschutzgebiete aus.“
Der Nationalpark spielt eine Schlüsselrolle bei der angestrebten verstärkten Zusammenarbeit zum Schutz der Biodiversität und der Anpassung an den Klimawandel. Hier streben NABU und ACVE einen intensiven partnerschaftlichen Austausch an: „Beim Thema Nationalpark ist Baden-Württemberg noch Entwicklungsland. Wir können von Burundi lernen und gleichermaßen unser Partnerland beim Schutz der biologischen Vielfalt unterstützen“, sagt Dr. Andre Baumann, NABU-Landesvorsitzender Baden-Württemberg mit Blick auf die baden-württembergische Nationalparkdiskussion. Auch Forschungseinrichtungen sollen in die Kooperation eingebunden werden, damit der wissenschaftliche Austausch zwischen Burundi und Deutschland verstärkt wird. Zunächst geht es um eine Bestandsaufnahme im Rusizi-Nationalpark. Mit Ihrer Hilfe könnte sich daraus ein Folgeprojekt zum Schutz des Regenwalds entwickeln.