Kümmern wir uns gemeinsam darum, die faszinierende Vielfalt in unseren letzten lebendigen Wäldern zu bewahren.
Jetzt Informieren!Das Holz der kurzen Wege
Initiative für mehr Holz aus heimischen Wäldern
Das Holz vor der Hütte von Heinrich Ströhla stammt mitten aus dem Frankenwald. In seiner Rauschenhammermühle in Schwarzenbach/Oberfranken wird bereits seit 1661 Holz geschnitten. Ströhla führt das Sägewerk in zehnter Generation. Die aus der nahen Umgebung angelieferten Stämme werden entrindet, nach Größe und Qualität sortiert und schließlich zu Schnittholz zersägt. Rund 50.000 Festmeter Holz verarbeitet der mittelständische Betrieb pro Jahr, überwiegend Fichte aus dem Frankenwald, einer waldreichen Mittelgebirgsregion in Nordbayern zwischen Fichtelgebirge und Thüringer Wald.
Die Rauschenhammermühle ist ein regional wirtschaftender Betrieb par excellence. Seine Produkte verkauft Ströhla im Umkreis von 200 Kilometern an Schreinereien, Zimmereien, Baufirmen und den Handel. „Unsere Region müssen wir schon selbst stärken“, lautet sein Credo. „Andere tun es nicht.“ Deshalb hat sich Ströhla als einer der ersten der gemeinnützigen Initiative „Holz von hier“, angeschlossen, einem Netzwerk von Waldbesitzern, Sägewerken, Zimmereien und Forstleuten. Das vom Netzwerk entwickelte gleichnamige Label, das das Labelbewertungsportal Label Online als „besonders empfehlenswert“ einstuft, wird ausschließlich an regionale Produkte verliehen. „Es hat doch keiner etwas davon, wenn ein Produkt über tausende Kilometer durch die Lande bewegt wird, das es in gleicher Qualität auch hier gibt“, sagte Ströhla damals.
Haltbar wie Tropenholz
Das war vor sechs Jahren. Heute ist „Holz von hier“ eine bundesweite Initiative, die regionale Holzprodukte als Alternative zu Holz-Importen aus bedrohten tropischen Regenwäldern fördert. Denn Tropenholz genießt unter deutschen Verbrauchern einen guten Ruf: Fensterrahmen aus rotem Meranti oder Gartenmöbel aus Teakholz gelten als wetterbeständiger und resistenter gegen Schimmelpilzbefall. Das sei jedoch ein Irrtum, sagt Philipp Strohmeier, Mitbegründer von „Holz von hier“. „Heimische Arten wie Eiche, Lärche, Robinie oder Edelkastanie sind Tropenhölzern in punkto Haltbarkeit ebenbürtig oder sogar überlegen.“
Das gilt in noch stärkerem Maße für die Umweltbilanz. Auf dem deutschen Markt werden rund 70 Tropenholzarten gehandelt: Sie stammen aus Afrika, Lateinamerika und Südostasien – entsprechend weit sind die Wege, die sie hinter sich haben. Das ist bei „Holz von hier“ anders. Betriebe, die ihre Erzeugnisse mit dem Label bewerben wollen, müssen nachweisen, dass das verarbeitete Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt und dass die Transportwege vom Wald über die gesamte Verarbeitungskette bis zum fertigen Produkt möglichst kurz sind.
Nachhaltige Waldwirtschaft
Auch die Art, wie das Holz gewonnen wird, spielt in der Umweltbilanz eine tragende Rolle. Der deutsche Wald besteht im Wesentlichen aus Wirtschaftswäldern, in denen seit Generationen nicht mehr Holz geschlagen werden darf als nachwächst. Waldbesitzer sind gesetzlich verpflichtet, Kahlschläge oder Auslichtungen wieder aufzuforsten. Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit gilt in den Wäldern Afrikas, Lateinamerikas und Südostasiens jedoch meist nicht. Tropische Regenwälder gehören heute zu den gefährdetsten Lebensräumen der Erde. Weltweit wird alle zwei Sekunden ein Gebiet in der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt – mindestens die Hälfte davon illegal. Trotz des EU-weiten Einfuhrverbots für Holz mit unklarer Herkunft gelangt immer wieder illegal geschlagenes Tropenholz auch auf den deutschen Markt.
Für Holzprodukte aus nachhaltiger Waldwirtschaft haben sich in Deutschland das FSC- und das PEFC-Siegel etabliert. Beide Siegel zertifizieren die Art der Waldbewirtschaftung nach ökologischen, ökonomischen und sozialen Kriterien, das PEFC-Siegel gilt unter Umweltschützern jedoch als zu lasch. Da beide Label weltweit vergeben werden, bewerten sie jedoch weder die geographische Herkunft des Holzes noch die Länge der Transportkette vom Rohholz bis zum Endprodukt. „Holzprodukte sind aber nur dann wirklich nachhaltig, wenn sie aus heimischen Hölzern und mit möglichst kurzen Transportwegen hergestellt werden“, sagt Strohmeier.
Herkunft aus der Region
Einem Holzprodukt sieht man nicht an, aus welcher Weltgegend es stammt. Nicht einmal die Holzart gibt dem unbedarften Laien einen Hinweis auf die Herkunft. Denn alle Holzarten, die bei uns wachsen, werden auch von weither importiert. Ahorn stammt oftmals aus Kanada, Lärche aus Sibirien, Robinie aus Ungarn, Fichte aus Skandinavien und Eiche und Kirsche aus den USA. „Holz von hier“ hat deshalb eine Urkunde entwickelt, die die Regionalität des jeweiligen Holzprodukts belegt. Das Label tragen bislang unter anderem Rundhölzer aller Art, Holzpellets und Hackschnitzel zum Heizen, Bauhölzer, Leimholzplatten, Terrassendielen und Möbel.
„Im Vergleich zu Tropenholz gelten heimische Holzarten oft als langweilig“, sagt Strohmeier. Dabei gebe es allein für den Möbelbau-Bereich 60 verschiedene heimische Baumarten als Alternative zu Tropenhölzern wie Zebrano, Palisander oder Wenge, die unter Verbrauchern en vogue seien. Dazu zählt Strohmeier unter anderem Birke, Erle, Nussbaum, Platane, Kastanie, Eberesche, Hainbuche und Vogelkirsche. Dies sei nur eine kleine Auswahl heimischer Holzarten mit einer großen Bandbreite an Farben und Maserungen, sagt er: „Schönheit und Farbenspiel stehen tropischen Hölzern in nichts nach.“
Hartmut Netz (Dieser Artikel ist erschienen in der Naturschutz heute 4/2015)
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