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Urlaub auf dem Bauernhof verspricht jede Menge neue Eindrücke. Auch Mitmachen ist möglich.
Früh morgens, zwischen fünf und halb sechs, beginnt auf dem Bauernhof „Beim Schmied“ der Tag. Michael Zerluth füttert die Tiere, seine Frau Martina bereitet das Frühstück zu. Auf dem kleinen Biohof im oberbayerischen Dorf Ried hält die fünfköpfige Familie Mutterkühe und Kälber, züchtet Kaltblutpferde – und beherbergt Urlauber*innen. Landwirtschaft und Tourismus ergänzen sich perfekt, findet Martina Zerluth. „Wegen der Tiere muss immer jemand auf dem Hof sein.“ Da ist sie gleichzeitig für die Urlauber*innen ansprechbar. Die können Landwirtschaft hautnah erleben, außerdem Ponys reiten, Kleintiere füttern und streicheln.
10.000 Angebote alleine in Deutschland
Allein in Deutschland sind 10.400 landwirtschaftliche Betriebe auch touristisch aktiv, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen. Ungefähr ein Fünftel davon sind Biohöfe. Oft steigen kleine oder mittelgroße Familienbetriebe in den Landtourismus ein. Die meisten von ihnen halten Tiere – neben Milchkühen, Schlachtrindern, Schafen, Geflügel oder Schweinen oft noch Streicheltiere, so wie die Zerluths. Denn vor allem Familien zieht es in den Ferien auf den Bauernhof. Eltern und Kinder wollen gemeinsam die Natur erleben, den Hof erkunden und entspannen. Laut einer Studie im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums sind naturliebende Erwachsene eine weitere wichtige Gruppe.
Dem Bauernhofurlaub hat die Corona-Pandemie weniger geschadet als der Tourismusbranche insgesamt. Nachdem die Übernachtungszahlen im Landtourismus viele Jahre lang rückläufig waren, gehe der Trend seit 2020 wieder nach oben, so Franziska Schmieg von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland (BAG). Als Dachorganisation von zwölf Landesverbänden vertritt die BAG gut ein Drittel aller Ferienhöfe in Deutschland und betreibt auch ein eigenes Buchungsportal.
Agrotourismo im Web
Auf www.landsichten.de finden Interessierte rund 2.450 Feriendomizile. Einige der Landesverbände haben zusätzlich eigene Plattformen; manche verfügen auch über eine Filterfunktion „Biohof“. Solche Webportale speziell für Urlaub auf dem Bauernhof gibt es auch in anderen Ländern. „So etwas bieten zum Beispiel Österreich, Italien und Frankreich an, wo der Agrartourismus ebenfalls eine lange Tradition hat“, sagt Schmieg.
Gemüse ernten, Schweine füttern oder ein Picknick neben der Kuhweide: Die Ideen und Aktivitäten sind so unterschiedlich wie die Höfe selbst. Vor allem größere Betriebe bieten oft ein komplettes Freizeitprogramm – von Ponyreiten über Ziegendressur bis hin zu Wellness für die Erwachsenen. Auf kleineren Höfen geht es mitunter persönlicher zu, und wer will, kann viel über die landwirtschaftliche Arbeit lernen.
Auch Martina Zerluth vom Bauernhof „Beim Schmied“ gibt ihr Wissen gern weiter. Sie erklärt, warum sich die Gegend am Rande der Alpen hervorragend für die Weidehaltung eignet, aber nicht für den Ackerbau. Auf ihrem Naturland-Hof wachsen die Kälbchen knapp ein Jahr lang bei den Mutterkühen auf, bevor sie verkauft werden. Denn auch, dass Tiere geschlachtet werden, ist Teil der Landwirtschaft. Ein Biobauernhof ist eben ein Wirtschaftsbetrieb, kein Tierpark. Was das bedeutet und wie ein Leben mit Nutztieren aussieht, wollen Landwirt*innen vermitteln.
Beim Heuen helfen, Gemüse jäten, Zäune flicken und Kühe füttern
Besonders viel lernen und mithelfen können Reisende auf den über 12.000 WWOOF-Höfen weltweit. Die Abkürzung steht für „Worldwide Opportunities on Organic Farms“ – und bietet genau das: in über 100 Ländern weltweit in das Leben auf einem Biohof eintauchen.
Neben der ökologischen Wirtschaftsweise verbindet die beteiligten Landwirt*innen noch etwas: Sie haben Freude daran, ihre Türen für Menschen aus aller Welt zu öffnen und ihr Wissen über die Biolandwirtschaft mit ihnen zu teilen. „WWOOFen“ sei mehr als Arbeiten gegen Kost und Logis, betont Julia Ilg von WWOOF Deutschland. „Es ist ausdrücklich kein Arbeitsverhältnis, sondern die Menschen leben für eine begrenzte Zeit den Alltag auf den Höfen mit.“ Bei der Heuernte helfen, Gemüse jäten und pflanzen, Zäune instand setzen oder Kühe füttern: Die Aufgaben unterscheiden sich je nach Hof und den Fähigkeiten der Urlauber*innen. „Am besten überlegt man sich schon vorher, was man lernen möchte, und bespricht, ob das möglich ist“, empfiehlt Ilg. Meistens helfen die Freiwilligen vier bis fünf Stunden am Tag. Wie lange gearbeitet wird und was genau zu tun ist, hängt aber immer auch vom Wetter und der Jahreszeit ab.
Abenteuer Biohof
Manche Höfe nehmen WWOOFer*innen schon für einige Tage oder Wochen auf, woanders können die Freiwilligen mehrere Monate bleiben. Willkommen sind Menschen jeden Alters, der 20-jährige Student ebenso wie die Rentnerin, Familien oder Berufstägige, die in ihrem Urlaub etwas Neues lernen möchten. Voraussetzung ist eine Mitgliedschaft beim WWOOF-Verband des Reiselandes, die zwischen 25 und 60 Euro jährlich kostet. „Dafür kann ich Erfahrungen machen, die in meiner Stadtwohnung nie möglich wären“, sagt Ilg. Sich darauf einzulassen ist immer auch ein kleines Abenteuer. Natur und Landluft sind dabei jedenfalls inklusive.
Ann-Kathrin Marr
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