8 Hektar junger Eichenwald stehen am Tollensesee zum Verkauf. Genau jetzt zum Fest. Wenn wir sie gemeinsam erwerben, kann er sich zum für alle Zeit ungestörten, artenreichen Urwald entwickeln.
Jetzt spenden!Wenn das Gelände zur Schranke wird
Mit dem NABU barrierefrei Natur erleben
„Jemand, der laufen kann, denkt nicht daran, was problematisch für Menschen mit Einschränkungen sein könnte“, sagt Maria Junge, die seit ihrem 13. Lebensjahr im Rollstuhl sitzt. Sie ist aufgrund eines Tumors querschnittsgelähmt, musste viele Operationen über sich ergehen lassen. Heute arbeitet sie als Erzieherin mit Menschen, die geistig und körperlich eingeschränkt sind, und zieht demnächst in eine WG bei Heidelberg.
Maria hat sich schon als Kind für Natur und Tiere interessiert und wurde von ihren Eltern gefördert. Ihr Vater Lutz Wolfram hat sich im Vogtland – eine Region im Grenzgebiet der drei deutschen Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen – dafür eingesetzt, dass auch Menschen mit Behinderung Natur erleben können. Er initiierte auch eine Facebook-Gruppe zum Austausch und wandte sich an den Tourismusbund. „Es ist sehr stark abhängig von den Leuten in einer Region, ob sie sich vor Ort dafür einsetzen, dass es barrierefreie Zugänge und Angebote gibt. Ich habe bislang nur positive Erfahrungen gemacht, aber ich habe auch Eltern, die mit mir überall hingefahren sind“, erzählt Maria. Trotzdem stößt sie immer wieder auf Hindernisse. „Ich hätte gerne mal bei einer Steinkauzberingung mitgemacht, aber das war vom Gelände her einfach nicht möglich. Das ist sehr schade, aber im Moment leider nicht zu ändern.“
Amphibien ertasten
Beim Thema „Barrierefreiheit“ geht es natürlich nicht nur um Rollstuhlfahrer, sondern auch um Sehbehinderte, Gehörlose oder Menschen mit Lernschwierigkeiten. Einige NABU-Zentren bieten für sie speziell angepasste Führungen an. „Seit Anfang des Jahres gibt es bei uns einen inklusiven Lehrpfad“, erzählt Nicole Feige, Naturschutzreferentin bei der NABU-Naturschutzstation Niederrhein. „Die Schilder sind auf rollstuhlgerechter Höhe angebracht und unterfahrbar, es gibt zusätzlich einen Text in leichter Sprache und in Brailleschrift.“
Besonders beliebt sind Tastmodelle von Amphibien. Am Kammmolch-Modell beispielsweise können Menschen mit Sehschwierigkeiten erfühlen, wie der Molch zu seinem Namen gekommen ist – er trägt einen kleinen Kamm auf dem Rücken. Auch die unterschiedlichen Hautstrukturen von Fröschen und Kröten können gut ertastet werden. Anfang Dezember und im April werden im Schutzgebiet „Rindernsche Kolke“ auch inklusive Exkursionen angeboten, denn dann sind dort die Wildgänse sehr gut zu beobachten. „Der Vorteil bei uns ist, dass sich der Landschaftsverband Rheinland sehr für Barrierefreiheit einsetzt und in der Region daher viele Projekte unterstützt. Und der Heimatverein Arenacum in Rindern übernimmt bei uns beispielsweise die Pflege der Schilder.“
Gemeinschaftsprojekte
Auch viele Tourismusverbände gehen mittlerweile gezielter auf das Thema „Barrierefreiheit“ ein. Der Landestourismusverband Brandenburg listet auf seiner Internetseite www.barrierefrei-brandenburg.de behindertengerechte Ausflugsziele wie u.a. die NABU-Zentren auf. Dort können sich Besucher über die Bedingungen vor Ort informieren, z. B. ob es eine Behindertentoilette gibt oder das Gelände und die Ausstellungen mit dem Rollstuhl erreichbar sind. Baden-Württemberg ist sogar schon weiter. Durch das Inklusionsgesetz müssen sich die NABU-Zentren darauf einstellen, dass in jeder Schulklasse Kinder mit Einschränkungen dabei sein können.
„Wir fragen daher vorab bei jeder Klasse nach, ob es sich um eine Inklusionsklasse handelt und welche sensorischen Zugänge für diese Schülerinnen und Schüler besonders geeignet sind“, erzählt Kerstin Wernicke, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im NABU-Naturschutzzentrum Federsee in Oberschwaben. „Außerdem habe ich einen Leitfaden erstellt, an dem sich unsere Führungsbetreuer orientieren können. Dort steht zum Beispiel genau beschrieben, welche Wege man in unserem „Wackelwald“ nehmen muss, um mit einem Rollstuhl dort durchzukommen.“ Auch die Spielanleitungen sind entsprechend auf die Einschränkungen abgestimmt.
„Es sind die kleinen Dinge, die beachtet werden müssen. Bei Gehörlosen sollte der Führer immer so stehen, dass die Teilnehmer vom Mund ablesen können, das hilft, auch wenn die Führung in Gebärdensprache übersetzt wird“, sagt Wernicke. Ihr Tipp: Es sei sinnvoll, mit Sozialpädagogen bereits bei der Buchung zu sprechen und sich Anregungen geben zu lassen. „Umbauten sind ja finanziell oft nicht möglich, aber häufig gibt es andere Lösungen, die einfacher umgesetzt werden können.“
Auch Maria Junge wünscht sich, dass mehr mit Betroffenen gesprochen und vor Ort mit ihnen ausprobiert wird, was geht und was nicht. „Das ist alles auf einem guten Weg, aber es könnte noch viel besser sein. Dann habe ich eventuell irgendwann auch mal die Möglichkeit, bei einer Steinkauzberingung dabei zu sein.“
Nicole Flöper
Zur öffentlichen Facebook-Gruppe „NABU trifft Behinderung“
Die Lebenshilfe unterstützt bei Vermittlungen und Beratung
Das Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit hat 2010 einen Leitfaden „Mindestanforderungen zum barrierefreien Naturerleben“ herausgegeben.
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