Theikenmeer aus der Luft - Foto: A.Schüring
Ein Moor wird wieder lebendig
NABU-Projekt zum Moorschutz am niedersächsischen Theikenmeer
Im Nordosten des Landkreises Emsland, etwa drei Kilometer westlich der Ortschaft Werlte, liegt das Naturschutzgebiet Theikenmeer. Das Gewässer, das namensgebende Theikenmeer, ist der Rest eines sogenannten Laggsees, der sich aus dem abfließenden Wasser des einstigen Hochmoores zwischen dem Moorkörper und der angrenzenden Geestkante gebildet hat.
Über das NABU-Projekt
Langfristiges Ziel des NABU ist die Wiedervernässung großer Flächen im Naturschutzgebiet Theikenmeer. Damit soll die Torfzersetzung aufgehalten und die Revitalisierung des Hochmoores begünstigt werden. Mit dem Projekt „Moorschutz am Theikenmeer“ sollen – aufbauend auf die bisherigen Erfolge – entscheidende Schritte für die weitere Entwicklung des Hochmoorschutzes umgesetzt werden.
Die Ziele
- Erarbeitung eines Renaturierungskonzeptes
Im ersten Halbjahr 2009 wird ein flächenscharfes Renaturierungskonzept erarbeitet, das die Prioritäten für den Landkauf und die anschließenden Wiedervernässungsmaßnahmen festlegt. - Erwerb von Flächen aus Privatbesitz
Nach den im Renaturierungskonzept festgelegten Prioritäten werden die noch in Privatbesitz befindlichen Flächen aufgekauft. Der Kaufpreis ist abhängig von der Nutzungsart. Insgesamt können im und am Schutzgebiet noch etwa 100 Hektar Fläche erworben werden. - Vorbereitung von gehölzbestandenen Flächen
Um den Lebensraum für die lichtliebenden Tiere- und Pflanzen auf den zur Wiedervernässung anstehenden Flächen zu optimieren, werden diese vor der Vernässung vom Gehölzaufwuchs befreit. - Durchführung der wasserbaulichen Arbeiten
Im Anschluss an den Flächenerwerb sind abschnittsweise (für jeweils 10 bis 20 Hektar Fläche) die Wiedervernässungsmaßnahmen durchzuführen. Für den Anstau bisheriger Entwässerungsgräben ist eine wasserrechtliche Genehmigung einzuholen. Die Kosten pro Abschnitt werden – in Abhängigkeit der erforderlichen Baumaßnahmen – mit etwa 20.000 Euro kalkuliert.
Das Naturschutzgebiet Theikenmeer
Die Voraussetzungen für das Moor am Theikenmeer wurden in der letzten Eiszeit geschaffen. Damals sammelte sich im Bereich des Theikenmeeres das Schmelzwasser der abtauenden Gletscher und es entstand ein See. In diesen Seen wurde feines Erdreich und Humus gespült, so dass er im Lauf der Zeit verlandete. Auf der Fläche entwickelte sich nun ein Niedermoor. Die dort wachsenden Pflanzen wurden vom Grundwasser mit Nährstoffen und Feuchtigkeit gespeist. Weil die Oberfläche des Moores dauernd nass war, konnten abgestorbene Pflanzenteile nicht von Mikroorganismen zersetzt werden: Im Wasser fehlte (einfach) der Sauerstoff, ohne den auch Mikroorganismen nicht leben können. Die abgestorbene pflanzliche Substanz sammelte sich Jahr für Jahr an, wodurch die Mooroberfläche allmählich in die Höhe wuchs. Es bildete sich Torf, der aus dem Grundwasserbereich hinaus wuchs. Je höher das Moor wuchs, desto weniger Nährstoffe und Wasser konnten die Pflanzen aus dem Grundwasserbereich beziehen.
Nur noch ganz wenige, hoch spezialisierte Pflanzen konnten fortan auf der sich in die Höhe wölbenden Moorfläche überleben. Sie müssen mit den Nährstoffen und der Feuchtigkeit auskommen, die der Regen ihnen liefert. So haben viele Hochmoorpflanzen faszinierende Überlebensstrategien entwickelt: So fängt zum Beispiel der Sonnentau mit Hilfe klebriger Tropfen kleine Insekten und versorgt sich so mit den lebensnotwendigen Nährstoffen.
Ausgewiesen wurde das Naturschutzgebiet (NSG) bereits 1936. Es gehört damit zu den ältesten Schutzgebieten in Niedersachsen. 1983 wurde das Naturschutzgebiet auf seine heutige Größe von 250 Hektar um das Dosenmoor erweitert und 1993 um das nördlich direkt angrenzende NSG Moorwiesen am Theikenmeer.
Das Moor und das Theikenmeer unterlagen trotz der frühen Unterschutzstellung dramatischen Veränderungen. Entwässerungsmaßnahmen führten dazu, dass viele Flächen austrockneten und mit Birken überwuchsen. Die Wasserfläche des einst 26 Hektar großen Meeres wurde immer kleiner und verschwand im Jahr 1977 für kurze Zeit sogar gänzlich. Seit dieser Zeit ist dort die niedersächsische NABU-Gruppe Werlte/Sögel zusammen mit dem Mann der ersten Stunde Dr. Andreas Schüring aktiv.
Durch Staumaßnahmen konnte zwischen 1978 und 1981 erreicht werden, dass das Meer heute wieder eine Wasserfläche von etwa 20 Hektar Größe aufweist. Nachdem damit die ärgsten Gefahren für das Theikenmeer abgewendet waren, wurde ein Plan zur Rettung des Hochmoorlebensraumes Theikenmeer entwickelt der in den letzten 20 Jahren schrittweise vorangetrieben wurde. Der NABU verfügt heute über knapp 40 Hektar Grundbesitz am Theikenmeer und verwaltet weitere zehn Hektar aus dem Besitz der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF). Ein Teil der restlichen Fläche im Schutzgebiet ist heute im Besitz der öffentlichen Hand. Hiervon werden ebenfalls rund 50 Hektar über entsprechende Nutzungsvereinbarungen durch den NABU betreut.
Einzigartiger Lebensraum für streng geschützte Arten
Viele moortypische Pflanzen und Tiere findet man nur in diesem besonderen Lebensraum am Theikenmeer Sie alle eint, dass sie an die extremen Verhältnisse eines Moores (Feuchtigkeit, starke direkte Strahlung, Nährstoffarmut) ideal angepasst sind. Zuviel Beschattung durch aufwachsende Gehölze und starke Nährstoffeinträge würden schnell dazu führen, dass sie durch andere, weniger spezialisierte Arten verdrängt würden.
Auf den Flächen, wo ein zu niedriger Wasserstand den Gehölzaufwuchs und den Abbau des Torfs fördert, setzt der NABU seit 1998 Maschinen und eine Herde der Weißen Gehörnten Moorschnucke dafür ein, dass nachwachsende Birken und Pfeifengras dauerhaft klein gehalten werden. Eine große Kreuzotterpopulation hat hier ebenso eine Heimat gefunden wie die streng geschützten Vogelarten Rohrweihe, Sumpfohreule, Neuntöter, Schwarzkehlchen und Ziegenmelker. Auch Wollgras, Sonnentau und Knabenkraut gedeihen gut im Theikenmeer.