Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
Jetzt spenden!NABU-Position zum Verkehr
Heutige Situation und notwendige Weichenstellungen bis 2050
Eine zeitgemäße und zukunftsfähige Mobilität kann aus Sicht des NABU nur funktionieren, wenn potenzielle Schäden an Mensch, Umwelt und Klima so gering wie möglich gehalten werden.
Das bedeutet zunächst einmal, dass unnötiger Verkehr vermieden werden muss. Denn Mobilität bezeichnet etwas anderes als der Begriff „Verkehr“, der landläufig synonym für alle Arten des motorisierten Personen- und Gütertransports verwendet wird. Ein hohes Verkehrsaufkommen führt im Gegenteil zu Staus und Stillstand – Personen- und Güterströme werden damit immobil. Mobilitätspolitik sollte daher zum Ziel haben, Verkehr dort drastisch zu reduzieren, wo er überflüssig, klima- und gesundheitsschädlich ist. Paradoxerweise macht es heute leider immer noch ökonomisch Sinn, Waren zu Hungerlöhnen in Asien produzieren und dann über Tausende von Kilometern per Containerschiff zu uns transportieren zu lassen, weil die Transportkosten so gering sind, dass sie kaum ins Gewicht fallen. Das liegt auch daran, dass die externen Kosten in der Regel nicht dem Verursacher angelastet werden: Für die Freisetzung von Treibhausgasen, gesundheitsgefährdender Schadstoff- und Lärmemissionen, den Flächenverbrauch für Verkehrsinfrastruktur sowie die enorme Ressourcenverschwendung durch den Einsatz fossiler Kraftstoffe.
Nachhaltige Mobilität stützt sich neben der Verkehrsvermeidung aber auch auf seine Verlagerung, also den Wechsel von klimaschädlichen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel. Vom Lkw auf Bahn und Binnenschiff, vom privaten Pkw auf den Öffentlichen Nah- und Fernverkehr, das Rad oder Carsharing-Angebote. In urbanen Ballungsräumen hat das Fahrrad in den letzten Jahren eine ungeahnte Renaissance erlebt – trotz oftmals widriger Umstände wie mangelhaft ausgebauter Infrastruktur und damit einhergehender Sicherheitsrisiken für die Verkehrsteilnehmer. Technisch ausgereifte Innovationen, wie das Pedelec verstärken diesen Trend zusätzlich. Dennoch werden derzeit lediglich rund 40 Prozent aller Wege im sogenannten Umweltverbund zurückgelegt, also durch zu Fuß gehen, Rad fahren und der Nutzung des öffentlichen Verkehrs.
Diese Zahl macht jedoch zugleich deutlich, wo das Problem und die Grenzen unserer heutigen Verkehrsstruktur liegen: Rund 80 Prozent der Verkehrsleistung, also der zurückgelegten Kilometer, werden durch den motorisierten Individualverkehr, sprich das Auto, abgewickelt. Der Fahrzeugbestand ist mit rund 44 Millionen Pkw bei 82 Millionen Menschen so hoch wie nie zuvor. Verstopfte Straßen, Staus und die nervenaufreibende Parkplatzsuche sowie der damit verbundene Zeitverlust gehören für viele Pendler zum Berufsalltag. Am Straßenrand abgestellte Fahrzeuge prägen das Stadtbild ebenso wie triste Parkhäuser an Stelle von Grünflächen.
Das eigene Automobil als Garant von Freiheit und Unabhängigkeit büßt derweil insbesondere in den Städten sein Image ein. Neue Mobilitätsformen, die sich mit dem Smartphone erst so richtig erschließen lassen, boomen.
Auch Billigflieger erfreuen sich leider weiterhin einer ungebremsten Beliebtheit, es wird immer mehr geflogen, obwohl die klimaschädliche Wirkung der Flüge längst bekannt ist. Im Ergebnis ist der Verkehrssektor für rund ein Fünftel aller energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich und verursacht damit als einziger Sektor heute sogar mehr Treibhausgase als im Referenzjahr 1990. Doch ein konsequentes Umsteuern seitens der Politik bleibt aus.
Gleichzeitig läuft die Suche nach alternativen Antriebs- und Kraftstofftechnologien auf Hochtouren. Elektromobilität, Flüssiggas, synthetische und Agrokraftstoffe sollen ein Weiter-wie-bisher ermöglichen. Es wird suggeriert, technologische Innovationen könnten alle Problem lösen, individuelle wie kollektive Verhaltensänderungen seien nicht erforderlich. Dem ist absehbar nicht so, wie die umfangreiche Studie „Klimafreundlicher Verkehr in Deutschland“ aufzeigt. Wollen wir bis zum Jahr 2050 die nötige Reduktion des klimaschädlichen CO2 um 95 Prozent im Vergleich zu 1990 erreichen, wie es die Klimaschutzziele der Bundesregierung vorsehen, bedarf es rasch eines grundlegenden Umdenkens in der Verkehrspolitik. Bei der Infrastrukturplanung, der Vermeidung und Verlagerung von Verkehr, der Anlastung externer Kosten beim Verursacher sowie der Förderung umweltfreundlicher Transportmittel.