Die Honigbiene gehört zu den bekanntesten Bestäubern - Foto: Helge May
Kleine Tierchen mit großer Leistung
Warum Insektenbestäubung lebenswichtig ist
Insekten suchen Blütenpflanzen vor allem deshalb auf, um deren Nektar und Pollen zu sammeln. Durch ihre Berührungen bestäuben sie das weibliche Blütenorgan mit den gesammelten Pollen. Ein scheinbar kleiner und einfacher Vorgang mit großer Wirkung: Dadurch wird die sexuelle Vermehrung von weltweit etwa 88 Prozent aller Pflanzen sichergestellt – in tropischen Regionen sind es sogar über 90 Prozent und in der gemäßigten Zone etwa 80 Prozent aller Pflanzen. Es gibt zwar auch andere Tiere wie Fledermäuse, Vögel oder Reptilien, die zur Pflanzenbestäubung beitragen – doch Insekten spielen die entscheidende Rolle. Von großer Bedeutung sind dabei Wild- und Honigbienen, aber auch Schmetterlinge, Fliegen, Wespen oder Käfer leisten ihren Beitrag.
Sicherung von Ökosystemen
Durch die fleißigen Insekten und ihre Bestäuberleistung wird nicht nur sichergestellt, dass die Pflanzenwelt fortbesteht und ihre Vielfalt erhalten bleibt. Bestäuber ermöglichen zudem erst, dass zahlreiche Lebewesen, die auf Wiesen, Hecken oder Bäume angewiesen sind, Lebensräume zur Deckung, Fortpflanzung und Nahrungsgrundlage haben. Das Beispiel Vögel: Ein beträchtlicher Anteil heimischer Singvogelarten ist von Sämereien, Nüssen oder Obst abhängig – Produkte, die ihre Entstehung meistens der Bestäubung durch Insekten zu verdanken haben. Generell kann man sagen, dass pflanzenfressende Tierarten einen erheblichen Anteil der Artenvielfalt der Erde ausmachen – und damit direkt von der Bestäubung abhängen.
Garant für menschliches Wohlergehen
Auch der Mensch ist auf bestäubende Insekten angewiesen. Von den 107 weltweit am häufigsten angebauten Kulturpflanzen werden 91 in unterschiedlichem Ausmaß bestäubt. Erdbeeren und Kirschen, Raps, Kaffee oder Wassermelonen bringen besonders reiche Erträge, wenn sie von Wildbienen oder anderen Insekten bestäubt werden. Schätzungen zufolge würde ein Totalverlust an Bestäubern dazu führen, dass Ernteeinbrüche um bis zu 90 Prozent zu befürchten wären. Die Versorgung mit Proteinen, Vitaminen oder Eisen wäre massiv gefährdet.
Dies zeigt eindrücklich, wie wichtig bestäubende Insekten für die menschliche Ernährung sind. In monetären Werten ausgedrückt heißt das: Der jährliche Marktwert, der durch die Produktion bestäuberabhängiger Kulturpflanzen erzielt wird, beträgt bis zu 500 Milliarden Euro. Dieser Wert dürfte zukünftig noch steigen, da allein in den letzten 50 Jahren der Anbau bestäuberabhängiger Kulturpflanzen weltweit um mehr als 300 Prozent zugenommen hat.
Alarmierender Zustand
Umso beunruhigender ist die Tatsache, dass auf globaler Ebene viele Bestäubergruppen wie Bienen oder Schmetterlinge sowohl in ihrer Häufigkeit als auch in ihrer Vielfalt zurückgehen. Oftmals gelten über 40 Prozent der Arten als bedroht. Vor allem in hoch-industrialisierten Regionen wie Europa zeichnet sich seit Jahrzehnten ein Abwärtstrend ab – hier sind bereits neun Prozent aller Schmetterlinge und Wildbienen bedroht, ihre Populationen weisen Bestandsrückgänge von über 30 Prozent auf. Auf Deutschland bezogen sieht die Situation für Wildbienen noch dramatischer aus: Von den 560 hier nachgewiesenen Arten sind über 50 Prozent bestandsgefährdet. Nahezu fünf Prozent sind sogar vom Aussterben bedroht. Als nicht gefährdet gelten derzeit nur 37 Prozent der Arten.
Hauptursache für diesen dramatischen Rückgang ist die industrielle Landwirtschaft und der damit verbundene Verlust von Nahrungsquellen und Nistplätzen.
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