Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
Jetzt spenden!Wildtiermanagement für Bär, Luchs und Wolf
Erfolgreicher Artenschutz erfordert Akzeptanz der Bevölkerung
Rein durch die Biologen-Brille betrachtet, lassen sich die Voraussetzungen und Bedingungen für den Artenschutz bei Bär, Luchs und Wolf, aber auch anderen Arten wie Biber oder Elch, relativ klar definieren. Für die naturschutzfachliche Praxis taugen solche naturwissenschaftlichen Ableitungen jedoch zumeist wenig. Schließlich leben diese Tiere in Mitteleuropa nicht in einer unberührten Wildnis, sondern in einer dichtbesiedelten Kulturlandschaft, an die menschlicherseits vielfältige Anforderungen und Erwartungen gestellt werden.
Der kanadische Wildbiologe und international anerkannte Fachmann für Ressourcenmanagement, Alistair J. Bath, bringt die Herausforderung, vor der der Naturschutz steht, kurz und knapp auf den Punkt, in dem er feststellt: „Managing wildlife means managing humans.“ Wer im zentralen Europa große Pflanzenfresser und große Beutegreifer erhalten will – was aus biologischer Sicht kein unüberwindbares Problem darstellt -, der muss sich mit der Human-Dimension, den Interessen, Sorgen und Ängsten der Bevölkerung, beschäftigen. Es gilt einen Kompromiss zu finden, der einerseits das Überleben der Arten gewährleistet, der andererseits aber auch die menschlichen Nutzungsinteressen ins Kalkül zieht. Das Wildtiermanagement befasst sich deshalb im weitesten Sinne mit allen Maßnahmen, die ergriffen werden, um Wildtierpopulationen im Sinne einer klar umrissenen Zielsetzung in der Kulturlandschaft zu steuern und zu erhalten. Dazu bedient sich das Wildtiermanagement Erkenntnissen und Methoden, die nicht nur aus der Natur- sondern ebenso den Sozial- oder Wirtschaftswissenschaften kommen.
Der NABU fordert ein länderübergreifendes Wildtiermanagement für Bär, Luchs und Wolf. Alle Staaten, die wie Deutschland als potentielle Rückkehrländer zu betrachten sind, müssen rechtzeitig Pläne erarbeiten, die das Zusammenleben von Mensch und Wildtier regeln. Er trägt damit der international vielfach gemachten Erkenntnis Rechnung, dass ein erfolgreicher Schutz der charismatischen Drei nur in Kooperation und unter Integration der betroffenen Menschen möglich ist. Insbesondere gefordert sind die Bundesländer. Sie müssen solche Pläne in der Schublade haben, da sie schon morgen mit der Heimkehr von Wolf & Co. konfrontiert sein können; denn selbst Distanzen von mehreren hundert Kilometern sind für große Säugetiere auf Partnersuche keine Entfernung.
Für den Artenschutz ergeben sich unter diesen Bedingungen vollkommen neue Fragestellungen. So geht es nicht mehr allein darum, wie viele Wölfe, Bären und Luchse in Deutschland leben müssen, damit die Überlebensfähigkeit der Population langfristig gesichert ist. Es geht ebenso sehr um die Frage, wie viele Wölfe, Bären und Luchse werden von der Gesellschaft akzeptiert. Die zentrale Herausforderung besteht darin, beide Positionen unter einen Hut bringen lassen. Etliche zentraleuropäische Länder, wie Italien, die Schweiz, Slowenien, die Slowakei oder Polen, in denen noch Wölfe, Bären oder Luchse leben, können auf vielfältige Management-Erfahrungen zurückgreifen. Aus Sicht des NABU, der die Rückkehr des Wolfs bei den 1990er Jahren begleitet und sich seit mit seinem Projekt "Willkommen Wolf!" für die Akzeptanz des Wolfs in Deutschland engagiert, müssen sich die hiesigen Behörden dieses Wissen zu Nutze machen und ebenfalls Managementpläne erstellen. Darin muss festgeschrieben werden, wie sich die Behörden den Erhalt des Wolfs vorstellen, wie Konflikten vorbeugend begegnet werden kann und wie entstandene Probleme bewältigt werden können, ohne das immer gleich der einfache Weg des Abschusses gegangen werden muss.