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Ein Porträt des Tagpfauenauges
Schon früh im Jahr, wenn Weiden, Huflattich und Schlehen blühen, kann man Tagpfauenaugen beim Blütenbesuch beobachten. Bei dieser Art überwintern nicht Ei, Raupe oder Puppe, sondern die erwachsenen Falter. Das Tagpfauenauge ist einer der bekanntesten heimischen Schmetterlinge und zusammen mit dem Kleinen Fuchs auch einer der häufigsten.
Das Tagpfauenauge, wissenschaftlich Inachis io, gehört zur Familie der Edelfalter, seine Flügelspannweite beträgt fünf bis sechs Zentimeter. Wie bei allen anderen Arten dieser großen Familie – darunter Admiral, Trauermantel, Schillerfalter, Eisvogel, Großer und Kleiner Fuchs, C-Falter und Distelfalter – ist auch beim Tagpfauenauge das erste Beinpaar verkümmert und zu so genannten Putzpfoten umgewandelt. Und wie bei Kleinem Fuchs, Admiral und Landkärtchen ernähren sich die Raupen nahezu ausschließlich von Brennnesseln, weshalb diese Arten auch als Brennnesselfalter zusammengefasst werden.
Die jungen Raupen sind zunächst grüngelb gefärbt, später werden sie leuchtend schwarz mit weißen Punkten. Sie tragen fleischige, bedornte Fortsätze. Die Raupen treten in großen Nestern auf, sie leben also gemeinschaftlich und überziehen dabei mehrere Brennnesselpflanzen mit ihrem Gespinst. Bevorzugt werden dabei sonnige Standorte. Vor der Verpuppung zerstreuen sich die Raupen und suchen nach geeigneten Plätzen. Hier spinnen die Raupen ein Gespinstpolster, in dem sie sich mit dem letzten Beinpaar verankern. Als Stürzpuppe hängen sie dann frei senkrecht nach unten.
Der Gesamtlebensraum des Tagpfauenauges erstreckt sich über weite Teile Europas mit Ausnahme Nord-Skandinaviens bis in den Fernen Osten nach Japan. In Deutschland ist das Tagpfauenauge weit verbreitet und kommt in vielen verschiedenen Lebensräumen vor – bis in die Gipfellagen der Mittelgebirge. In den meisten Regionen kommen zwei Generationen im Jahr hervor. Die erste schlüpft ab Juli, die zweite ab August, vor allem aber im September oder Oktober. Dank ihrer typischen Flügeloberseiten mit vier bunten Augen auf braunrotem Grund kann man das Tagpfauenauge kaum verwechseln. Die großen Augen sollen möglichst Fressfeinde abschrecken, umgekehrt dient die graubraune Flügelunterseite der Tarnung im zusammengeklappten Zustand.
Anders als die hoch spezialisierten Raupen sind die Falter wenig wählerisch, mehr als 200 Nektarpflanzen wurden registriert. Im zeitigen Frühjahr werden Weiden, Huflattich, Schlehen, Pflaumen und Löwenzahn besucht, im Sommer mit Vorliebe rote und blauviolette Blüten. Wichtig sind dabei Disteln, Wasserdost, Flockenblumen und Skabiosen, Klee und Luzerne. Gerne fliegt das Tagpfauenauge auch Schmetterlingsflieder (Buddleia) im Garten oder auf Siedlungsbrachen und Bahnflächen an. Im Herbst tritt zu Spätblühern wie Astern, Studentenblumen (Tagetes) und Efeu auch Obst als Nahrungsquelle hinzu. Nicht nur gärendes, am Boden liegendes Fallobst, sondern auch Früchte, die noch hoch im Baum hängen. Dieses Verhalten ist typisch für Arten mit ursprünglicher Verbreitung in der Hartholzaue, dem natürlichen Wuchsort von Wildbirnen und -äpfeln.
Falter der zweiten Generation – manchmal auch Nachzügler der ersten Generation – suchen schon bald nach dem Schlüpfen nach geeignete Winterquartieren. Das sind geschützte Stellen wie natürliche Höhlen, aber auch Abwasserkanäle, auch Keller, Garagen und Dachböden. In milden Jahren können die Falter auch noch im November unterwegs sein. Zur Zeit der Weidenkätzchen-Blüte verlassen sie ihre Winterquartiere wieder, um sich zu paaren und die Eier der nächsten Generation – durchschnittlich 400 je Weibchen – an junge Brennnesselpflanzen zu legen.
Die Tiere der Überwinterergeneration kann man bis in den Mai hinein, manchmal auch bis zum Juni finden. Zur Paarungszeit patrouillieren die Männchen am Waldrand entlang, jedes Tier übernimmt dabei nachmittags ein 20 bis 50 Meter langes Revier. Der Vormittag bleibt der Nahrungsaufnahme vorbehalten. Fliegen nun Weibchen den Waldrand entlang, werden sie von den Männchen abgefangen und umworben. Dabei setzen die Männchen jedem fliegenden Objekt von ungefährer Weibchengröße nach. Häufig geraten sie dabei an andere Männchen, mit denen sie sich im steilen Spiralflug kleine Luftkämpfe liefern. (elg)
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