Haus-Feldwespe (ehemals „Gallische Feldwespe“) auf Gewürzfenchel - Foto: Helge May
Friedliebende Papierherstellerin
Die Haus-Feldwespe (Polistes dominula)
Die Haus-Feldwespe zählt zur Familie der Faltenwespen (Vespidae): Wenn sie ruht, faltet sie ihre Vorderflügel zweimal in Längsrichtung. In Europa kommen 14 Feldwespenarten vor, sieben davon in Deutschland. Während andere Feldwespenarten ihre Nester aus papierähnlichem Material praktisch ausschließlich in freier Natur bauen, nistet Polistes dominula auch gerne unter Dächern oder an Häusern.
Merkmale und Lebensweise
Sie ist deutlich schlanker als viele andere Wespen und man erkennt sie gut an ihren ab dem dritten Geißelglied orange gefärbten Fühlern und Beinen. Ihre langen Beine hängen beim Fliegen nach unten, so dass sie auch an ihrem etwas trägen Flug zu erkennen ist. Ihr Hinterleib, der ähnlich wie ein Tropfen geformt ist, ist gelb-schwarz gefärbt. Ihre Facettenaugen sind nierenförmig. Die Körperlänge der Arbeiterinnen beträgt 11 bis 15 Millimeter, die Königinnen werden bis zu 18 Millimeter lang.
Gut zu wissen: Die Drohnen balzen um die fruchtbaren Weibchen. Diese nutzen die Farbintensität und die Form der schwarzen Flecken auf dem Körper des Männchens, um die attraktivsten unter ihnen zu erkennen. Je kleiner und wohlgeformter die Flecken sind, umso besser stehen die Chancen des Männchens sich zu paaren. Die Drohnen suchen sich für die Balz oft einen markanten, höher gelegenen Platz und kämpfen auch gegen Wettbewerber.
Wie kann ich helfen? Wer seinen Garten oder Balkon naturnah gestaltet und insektenfreundlich bepflanzt, unterstützt damit indirekt auch die Wespen, denn so finden sie ausreichend Nahrung. Entdeckt man ein Nest im eigenen Haus oder Garten, kann man die Feldwespen in Ruhe willkommen heißen, denn sie sind nicht aggressiv. Trotzdem sollte man vorsichtshalber einen Sicherheitsabstand wahren und Kleinkinder fernhalten.
Häufig zu sehen ist die Haus-Feldwespe über offenem, trockenen Gelände. Auch in Städten und Dörfern ist sie nicht selten. Nur die Jungköniginnen überwintern und kommen nach dem Winter bereits an warmen Apriltagen hervor, um in kleinen Gruppen gemeinsam mit dem Nestbau zu beginnen. Doch nur eine von ihnen dominiert schließlich und wird zur Königin, während die anderen zu Arbeiterinnen herabgestuft werden. Die neuen Jungköniginnen und Drohnen sind von Ende Juli bis zum Herbst zu sehen.
Das Nest wird aus verwittertem Holz und Pflanzenfasern gebaut, vermischt mit Speichel. Es besteht aus pergamentartigen Waben, die an einer Seite offen bleiben. Nur ein Stiel dient als Befestigung, so ist das Nest gut zu verteidigen. Es wird nicht besonders groß und umfasst nur etwa 50 bis 150 Waben. Besonders gerne nisten die Wespen an verborgenen Orten, zum Beispiel an Dächern, in Nischen oder in Hohlräumen. Auch wenn man sich ihrem Nest nähert, bleiben sie meist friedfertig und sind so in Ruhe zu beobachten.
Das steht auf dem Speiseplan
Feldwespen sind gute Insektenjäger, die für ihre Brut große Mengen an Fliegen und Raupen fangen. Manchmal ernähren sie sich auch von kleinen Spinnen. Aber auch Blütennektar gehört zu ihren Nahrungsquellen. Dabei sind sie nicht besonders wählerisch, was ihnen das Überleben in verschiedenen Lebensräumen ermöglicht, zum Beispiel auf Trockenrasen oder im Siedlungsbereich.
Namens-Verwirrung bei den Feldwespen
Wissenschaft steht nicht still, es kommt immer wieder zu neuen Erkenntnissen über Artabgrenzungen und Verwandtschaftsbeziehungen. Das trifft auch auf die Feldwespen zu und auf die Haus-Feldwespe als unsere häufigste heimische Art. Bis vor einigen Jahren lautete ihr wissenschaftlicher Name Polistes gallicus, also „Gallische Feldwespe“. Inzwischen heißt sie Polistes dominula, trotz Umbenennung haftet ihr der alte deutsche Name aber noch an. Das ist deswegen knifflig, weil der alte Name neu an eine andere, im Mittelmeerraum verbreitete Feldwespe vergeben wurde.
Zu allem Überfluss wandert diese „neu etikettierte“ Polistes gallicus klimawandelbedingt nun auch nach Deutschland ein, Nachweise gibt es bereits vom Kaiserstuhl bis Worms. Wenn heute von der Gallischen Feldwespe die Rede ist, sollte man sicherheitshalber immer fragen, ob denn die alte oder die neue „gallicus“ gemeint ist. Oft wird es nämlich die alte sein und damit die Haus-Feldwespe Polistes dominula.
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