Asiatische Hornisse beim Nestbau - Foto: Francis Ithurburu (CC BY-SA 3.0)
Asiatische Hornisse jetzt auch in Deutschland
Globalisierung und Klimawandel begünstigen die eingeschleppte Art



Asiatische Hornisse - Foto: Danel Solabarrieta (CC BY-SA 3.0)
Entwarnung: Asiatische Hornisse ist nicht gleich Asiatische Riesenhornisse
Bei der hier beschriebenen, nach Europa eingeschleppten Hornisse Vespa velutina handelt es nicht um die Riesenhornisse (Vespa mandarinia), die seit 2020 in den USA als „Honigbienenkillerin“ und gelegentlich (bei allergischen Reaktionen) auch für den Menschen gefährliche Art Schlagzeilen macht. Die Riesenhornisse Vespa mandarinia kommt in Deutschland nicht vor!
Die aus Südostasien stammende Vespa velutina beginnt sich nun auch in Europa auszubreiten. Seit ihrem Erstauftreten 2004 hat die Art inzwischen weite Teile Frankreichs besiedelt. Auch in Belgien und den Niederlanden, auf der iberischen Halbinsel und in Italien gibt es inzwischen Nachweise. Untersuchungen in Frankreich ergaben eine durchschnittliche jährliche Ausbreitungsgeschwindigkeit von 78 Kilometern. „Die Asiatische Hornisse wurde vermutlich mit asiatischen Importwaren eingeschleppt ", so NABU-Expertin Melanie von Orlow. Im Zuge des Klimawandels würden die Winter milder, so dass auch exotische Arten in Europa stabile Populationen bilden könnten. Die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse zeigt, dass sie mit dem europäischen Klima gut zurecht kommt und hier nur geringen Druck durch Fressfeinde oder Konkurrenten erfährt.
Unterstützt durch die Klimaerwärmung hat sich die tropische Hornisse nun auch bis nach Deutschland ausgebreitet. Der erste Nachweis gelang 2014 in Waghäusel (25 Kilometer nördlich von Karlsruhe), im Herbst 2019 auch in Südhessen. Der neue Fundort Lorsch lag nur rund 50 Kilometer nördlich des Erstfundortes von 2014, ebenfalls in der wärmebegünstigen Oberrheinebene. Inzwischen gibt es in der Region weitere Nachweise, unter anderem aus Karlsruhe und aus der Nähe von Ludwigshafen. Spannend – und überraschend – war der Lebendfund einer Asiatischen Hornisse Anfang September 2019 in Hamburg-Billbrook. Dies war zugleich der bisher nördlichste Nachweis der wärmeliebenden Art. Offen ist, ob die Hornisse im Rahmen der natürlichen Ausbreitung nach Hamburg gelangte oder ob es sich um eine Einschleppung über den Hafen handelte. Juli 2022 gab es mehrere dokumentierte Nachweise auch in Nordrhein-Westfalen, was angesichts der Nähe zu den dicht besiedelten belgischen Vorkommen nicht überrascht.
Hornisse gesehen? Bitte melden...
Bei der Asiatischen Hornisse haben Naturfreund*innen die einmalige Möglichkeit, die Ausbreitung einer Art von Anfang an zu verfolgen und mit eigenen Beobachtungen etwas zum Kenntnisstand beizutragen. Wer eine Asiatische Hornisse sieht, kann dies über eine neue Web-App bequem an den NABU-Naturgucker melden. Zur leichteren Bestimmung enthält die App zahlreiche Bilder, auch von Verwechslungsarten wie Europäische Hornisse, Wespen und Wespenschwebfliegen.
Hornissen zählen zur Familie der Wespen und sind allem Volksglauben zum Trotz nicht gefährlicher als normale Wespen. Vespa velutina ist eine kleinere Verwandte der Europäischen Hornisse (Vespa crabro). Die mehrere tausend Tiere zählenden Völker bauen ihre Nester vor allem in Baumwipfeln. „Die Tiere verhalten sich friedlich und defensiv, reagieren aber empfindlich bei Annäherungen unter zwei Metern an ihr Nest. Die Stiche sind nicht gefährlicher als die einheimischer Wespenarten“, so von Orlow weiter.
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Typisches offenes Baumnest der Asiatischen Hornisse - Foto: Fredciel (CC BY-SA 3.0)
Die Einwanderung von Vespa velutina nach Europa ist inzwischen unumkehrbar . Es bleibt – wie so oft bei solchen Neubürgern – nur die Möglichkeit des Abwartens und Beobachtens, in wie weit diese Art Einfluss auf die heimische Fauna haben wird. In Frankreich versucht man der Asiatischen Hornisse unter anderem durch großangelegte Fangaktionen mit beköderten Flaschen beizukommen. In Deutschland wäre ein solches Vorgehen nicht gestattet, da in den Flaschen auch unzählige heimische und bedrohte Insekten ums Leben kommen.
„Diese Einschleppung verdeutlicht einmal mehr die Gefahren, die ein weltweiter Warenverkehr für Ökosysteme haben kann“, kritisiert von Orlow und gibt zu bedenken: „Zwar bringt Vespa velutina aller Voraussicht nach keine essentielle Bedrohung für die europäische Imkerei , die genauen Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt sind jedoch noch nicht abzusehen.“ Häufig haben Einschleppungen von Tieren negative Folgen für fremde Lebensräume. So hat beispielsweise die Einfuhr der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe nach Neuseeland eine verheerende Wirkung für die dortigen Ökosysteme. Zahlreiche neuseeländische Insektenarten sind bereits von den europäischen Einwanderern zurückgedrängt worden.
Für Rückfragen:
Dr. Melanie von Orlow
Sprecherin der NABU-Bundesarbeitsgemeinschaft Hymenopteren
Tel. +49-30-9860837-20, mobil +49-163-9773788
- Informationen zur Art auf www.hornissenschutz.de
- Le Frelon asiatique – Website von Patrimoine naturel mit Verbreitungskarte
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