Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
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Wildbienen und andere wichtige Bestäuber stehen zu Unrecht im Schatten
Albert Einstein war nicht nur ein genialer Physiker. Er war vielfältig politisch engagiert, nicht zuletzt als Pazifist. Er würde sich aber wundern, was man ihm nachträglich so alles in den Mund legt. Wenn die Honigbiene von der Erde verschwände, soll Einstein gesagt haben, würde binnen vier Jahren auch die Menschheit verschwinden. Einen Beleg für das Zitat gibt es nicht, zuerst tauchte es vor Jahrzehnten in einer Imkerzeitschrift auf. Ein Schelm, wer dabei Arges denkt.
Hauptdarsteller oder Nebendarsteller?
Dass Honigbienen nützlich sind, neben dem Honig auch Bestäubung als wertvolle Dienstleistung erbringen, steht außer Frage. So gewaltig, wie Einstein zugeschrieben, und wie in der Diskussion um das Insektensterben immer wieder betont, ist ihre Bedeutung aber nicht. Wir würden ohne Honigbienen eben nicht verhungern, auch wenn die Ernährung einseitiger würde. Erinnert sei nur daran, dass „Nutzgräser“ wie Weizen, Mais oder Reis weder Honigbienen noch andere tierische Bestäuber benötigen. Bei ihnen besorgt der Wind die Bestäubung, andere wie etwa Kartoffeln sind weitgehend Selbstbestäuber.
Trotzdem bleibt für die Honigbiene genug zu tun. Fast alle Obstarten sind auf Bestäuber angewiesen, auch Raps freut sich über Insektenbesuch. Wer sich mal an einen blühenden Apfelbaum stellt, an einen Fenchel- oder Rapsacker, wird allerdings schnell sehen, dass sich dort nicht nur Honigbienen tummeln. Wespen fliegen herum, manche Käfer, Fliegen, nicht zuletzt Hummeln und andere Wildbienen – von denen es bei uns übrigens 560 verschiedene gibt.
Wildbienen bringen besseren Fruchtsatz
Das ist nicht nur Beiwerk. Eine internationale Studie zeigte bereits 2013: Die Bestäubervielfalt in Agrarlandschaften hat weltweit große Bedeutung. Die Forscher untersuchten Äcker in 19 Ländern, von Kaffee- und Kürbisplantagen in Indonesien bis hin zu Erdbeerfeldern und Kirschbäumen in Südniedersachsen.
Wildlebende Insekten hatten in allen Anbausystemen einen positiven Effekt auf den Fruchtansatz. Eine größere Zahl von Honigbienen erzielt diesen Effekt nur bei 14 Prozent der untersuchten Anbauten. Anders gesagt: 100 Honigbienen plus 50 Wildbienen bestäuben ein Feld viel effektiver als 150 Honigbienen. Wildlebende Insekten erreichen mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz.
Nicht alleine auf Honigbienen verlassen
Pollenuntersuchungen lassen vermuten, dass die höhere Effizienz der wildlebenden Insekten nicht durch eine größere Menge, sondern durch eine bessere Qualität der transportierten Pollen zustande kommt. Die gängige Praxis, gezielt Honigbienen in Kulturen wie Raps, Erdbeeren, Äpfeln, Mandeln oder Wassermelonen einzubringen, sichert demnach nur einen Grundertrag. Jüngste Studien haben das bestätigt.
Wildlebende Insekten brauchen Nahrung und Nistplätze. Diese sind in einer von industrieller Landwirtschaft geprägten Agrarlandschaft nicht ausreichend vorhanden. Wir müssen uns also auch von daher Gedanken darüber machen, wie wir wildlebende Insekten in Agrarlandschaften fördern können. Es wäre riskant, sich bei der Bestäubung von Nutzpflanzen alleine auf die vom Menschen gemanagten Honigbienen zu verlassen.
Nahrungskonkurrenz zwischen Bienen
Ein Aspekt sollte noch erwähnt werden: Was für Nutzpflanzen gilt, gilt noch mehr für Wildpflanzen. Deren Bestäubung könnten die wildlebenden Insekten locker alleine erledigen. Die Haltung von Honigbienen hat also nichts mit Naturschutz zu tun, die Natur kommt ohne Honigbienen aus.
Unter Artenschutzgesichtspunkten kann eine zeitweise „Überflutung“ von Landschaften mit Honigbienen sogar problematisch sein. Sie nehmen den anderen Arten schlicht die Nahrung weg, verdrängen dabei als „Allesbeflieger“ schlimmstenfalls hochspezialisierte Bestäuber, die nur ganz bestimmte Pflanzenarten besuchen. In Naturschutzgebieten haben Bienenstöcke daher nichts zu suchen, sie sollten deutlich Abstand halten.
Helge May
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