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Wie der Goldregenpfeifer doch noch „Vogel des Jahres“ wurde
25. April 2021 – Erst ein langes „AAAAAAAH!!!! AAAAAH!!!!“ und dann „Das ist einfach so unfassbar geil!“. Was Schriftsteller Saša Stanišić auf Twitter derart begeisterte, war ein Tweet des Online-Portals „Iceland Review“. Überschrift: „Iceland’s Bird of the Year 2021 is the Golden Plover“.
Zum allerersten Mal überhaupt hatte der Isländische Umweltverband Fuglavernd einen nationalen Vogel des Jahres gekürt und darüber die Bewohner*innen der Nordmeerinsel abstimmen lassen. Heiðlóa vor Himbrimi und Rjúpa, gefolgt von Hrafn, Maríuerla und Kría, lautete das Ergebnis – auf deutsch: Goldregenpfeifer vor Eistaucher und Schneehuhn, auf den weiteren Plätzen Kolkrabe, Bachstelze und Küstenseeschwalbe.
„Vogel des Jahres“ weltweit
„Deutschland – Land der Ideen“ hieß eine Werbekampagne der Bundesregierung. Auf den Vogel des Jahres trifft das zweifellos zu. Vor 50 Jahren bei uns erfunden, gibt es Vögel des Jahres inzwischen in 20 Ländern und auf fast allen Kontinenten. Meist küren Umweltverbände den Vogel, die sich wie der NABU unter dem weltweiten Dach von „BirdLife International“ besonders dem Vogelschutz verschrieben haben.
Auf die Idee, den Vogel nicht von Expert*innen, sondern von der Bevölkerung bestimmen zu lassen, kam als erstes der neuseeländische BirdLife-Partner „Forest and Birds“. Dem Beispiel folgen inzwischen mehrere Länder, 2021 erstmals auch Island, Kroatien und Deutschland. In Kroatien gewann übrigens die Rauchschwalbe, die es bei uns immerhin auf den Silberrang schaffte. In Deutschland soll nach dem großen Publikumserfolg zum goldenen Jubiläum der Vogel des Jahres auch künftig in einer offenen Abstimmung gewählt werden. Um das Verfahren etwas abzukürzen, wird es allerdings eine Vorauswahl geben.
In Deutschland hat der Vogel des Jahres schon eine deutlich längere Tradition. 1971 wurde er zum ersten Mal gekürt und deshalb hatten NABU und LBV zum goldenen Jubiläum ebenfalls zu einer Publikumswahl aufgerufen, an der sich mehr als 450.000 Menschen beteiligten. Am Ende gewann zwar mit deutlichem Vorsprung das Rotkehlchen und der Goldregenpfeifer landete „nur“ auf Rang 7. Doch es war schon eine große Überraschung, dass die bei uns als Brutvogel leider ausgestorbene und nur noch auf dem Zug erlebbare Art überhaupt so weit kam.
Zu verdanken ist das vor allem Saša Stanišić. Der Schriftsteller, bekannt durch „Herkunft“ und „Vor dem Fest“, zuletzt auch durch das Kinderbuch „Hey, hey, hey Taxi!“, ist begeisterter Vogelbeobachter. Und der Goldregenpfeifer hat es ihm besonderes angetan. Für die Jahresvogelwahl gründete Stanišić daher das Wahlkampfteam der Goldregenpfeifer-Ultras und nutzte immer wieder Medienauftritte, um für die Vogelwelt und „Goldi“ zu werben. Ohne diesen Einsatz wäre der bei Laien weitgehend unbekannte kleine Watvogel unter den 307 zur Wahl stehenden Arten wohl eher auf den hinteren Rängen gelandet.
Mehr Regenpfeifer als Einwohner*innen
In Island sieht das ganz anders aus. Offizieller Nationalvogel ist zwar der Gerfalke und auch der Papageitaucher ist enorm beliebt. Doch zum Goldregenpfeifer haben die Isländer*innen ein besonderes Verhältnis. Er gilt als der Frühlingsbote schlechthin. Wenn die ersten Goldregenpfeifer aus den südlichen Winterquartieren zurück nach Island kommen, ist den Vögeln eine Meldung in den Nachrichtensendungen sicher. Rund 400.000 Goldregenpfeifer-Paare brüten auf Island. Das ist ein Drittel der Weltpopulation und mehr als Island Einwohner*innen hat. Kein Wunder also, dass der Goldregenpfeifer nun „Fugl ársins 2021“ ist.
- Fuglavernd: Heiðlóa er Fugl ársins 2021!
- Iceland Review: Iceland’s Bird of the Year 2021 is the Golden Plover
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