Für den Abbau von Torf werden Moore zerstört - mit dramatischen Folgen - Foto: Willi Rolfes
Torf gehört ins Moor, nicht in Pflanzenerde
Der NABU fordert den Handel auf, torfhaltige Erde auszulisten
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Mit dem Moor verschwinden wichtige Lebensräume für viele Tiere- und Pflanzenarten. - Moorfrosch-Foto: Andreas Schüring
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Zudem haben Moore die Fähigkeit, große Mengen Kohlenstoff zu binden und verbessern somit unser Klima. - Foto: Felix Grützmacher
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Alternativen zu Torf in Blumenerde sind zum Beispiel Kompost oder Rindenhumus - Foto: NABU/Sebastian Hennigs
Der NABU setzt sich seit einigen Jahren aktiv für den Moorschutz ein. Einer der Gründe dafür ist, das Moor als Lebensraum für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu erhalten: Bekassine, Kranich, Birkhuhn sowie Moorfrosch und viele mehr sind auf das Biotop zum Überleben angewiesen. Zudem verbessert das Moor unser Klima: Torf, der über Tausende von Jahren im Moor entsteht, bindet Kohlenstoff und verhindert so, dass Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre gelangt. Global gesehen bedecken Moore nur drei Prozent der Landfläche, speichern aber 30 Prozent des terrestrischen Kohlenstoffs. Moor ist ein enormer Klimaverbesserer, den es zu schützen gilt.
Trotzdem bestehen noch immer viele Blumenerden zu fast 100 Prozent aus Torf. Über drei Millionen Kubikmeter Torf-Blumenerde werden jährlich in Deutschland in Garten- und Freizeitcentern verkauft. Deswegen setzt der NABU ein Zeichen und fordert die deutschen Händler auf, ihr Angebot auf torffreie Erden umzustellen. Diese Entwicklung ist längst überfällig, denn Alternativen sind ausreichend vorhanden. Als Torfersatz lassen sich Kompost, Rindenhumus, Holz- und Kokosfasern einsetzen.
Appell an Bau- und Pflanzenmärkte
In einem offenen Brief an Bau- und Pflanzenmärkte fordert der NABU dazu auf, torfhaltige Substrate aus dem Sortiment zu nehmen. Der Brief wurde an 30 Märkte, darunter OBI, Hornbach, Hellweg, Bauhaus, Pflanzen-Kölle, Holländer, Hagebau und Globus, verschickt mit der Aufforderung, Schritt für Schritt auf torfhaltige Pflanzenerde zu verzichten. Mit Toom wurde bereits eine Strategie entwickelt, wie die Auslistung von torfhaltigen Substraten gelingt.
Zudem ist es dem Verbraucher nicht möglich, sich über die Herkunft des eingesetzten Torfes zu informieren. Bestehen für die Torfgewinnung in Deutschland Mindeststandards, ist das für die steigenden Importe nicht garantiert. Deutschland exportiert in diesem Bereich seinen ökologischen Fußabdruck ins östliche Europa. Diese Entwicklung gilt es aufzuhalten. Einzig eine Reduktion im Torfverbrauch kann zu positiven Veränderungen für das Klima und die biologische Vielfalt führen.
Lesen Sie hier den Brief an Bau- und Pflanzenmärkte:
Sehr geehrte/r Herr/Frau …,
seit vielen Jahren engagiert sich der NABU aktiv für den Moorschutz. Die Reduktion von Torf als maßgeblichen Rohstoff zur Herstellung von Substraten ist dabei eine der prioritären Zielsetzungen. Im ersten Schritt ist der Verzicht von Torf im Privat- und Hobbygartenbereich für die Umsetzung dieses Ziels unverzichtbar und stellt damit eine Kernforderung das NABU dar. Diesbezüglich hat die Baumarktkette Toom kürzlich bekannt gegeben, bis 2025 das gesamte Angebot an Pflanzenerden auf torffreie Produkte umzustellen. Der NABU begrüßt diese Initiative, wenngleich der Ausstieg aus unserer Sicht auch deutlich schneller gelingen könnte. Der NABU betrachtet dies lediglich als Beginn einer längst überfälligen Entwicklung, die noch intensiver verfolgt werden muss.
Mit dem Abbau und der Nutzung von Torf sind negative Auswirkungen für Natur und Mensch verbunden: Die Entwässerung der Moore führt zum Verlust des Lebensraumes vieler gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie zum Ausstoß enormer Mengen klimaschädlicher Treibhausgase. Darüber hinaus verlieren ganze Landstriche ihre besondere Funktion für einen gesunden Wasserhaushalt. Trotzdem bestehen viele Blumenerden noch immer zu fast 100 Prozent aus dem fossilen und damit endlichen Rohstoff Torf. Des Weiteren ist es Verbrauchern nicht möglich, sich über die Herkunft des in den Produkten eingesetzten Torfes zu informieren. Bestehen für die Torfgewinnung in Deutschland zumindest Mindeststandards, kann dies für die weiter steigenden Importe nicht garantiert werden. Deutschland exportiert in diesem Bereich zunehmend seinen ökologischen Fußabdruck vor allem ins östliche Europa. Diese Entwicklung gilt es aufzuhalten. Einzig eine Reduktion im Verbrauch von Torf kann hier zu positiven Veränderungen für das Klima und die biologische Vielfalt führen.
Ein vollständiger Verzicht von Torf im Privat- und Hobbygartenbereich ist heute bereits problemlos möglich. Torffreie Produkte werden mittlerweile von allen gängigen Erdenherstellern und Zulieferern angeboten. Der Ausstieg aus der Torfnutzung in diesen Bereichen ist deshalb umgehend einzuleiten.
Ich möchte daher an Sie appellieren, sich engagiert der Lösung dieser Herausforderungen zu widmen und darauf zu achten, dass auch Ihr Sortiment aller relevanten Produkte zukünftig torffrei ist. Als großen Marktteilnehmer kommt auch Ihnen eine besondere Verantwortung zu. Sollten Sie sich für eine Auslistung torfhaltiger Produkte bzw. für die Substitution von Torf entscheiden, werden wir dieses auf einer Internetseite dokumentieren, um Verbrauchern eine Möglichkeit zu geben, sich über die Produktpolitik einzelner Baumärkte zu informieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Eick von Ruschkowski
Fachbereichsleiter Naturschutz und Umweltpolitik
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