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Der NABU Gransee verbindet Tauchen mit Naturschutz
Taucher sind Menschen, die auf ihre spezielle Art ein Gewässer nutzen. Wie Surfer oder Angler, nur halt unter Wasser. So sehen das viele Naturschützer. Tauchen ist aber auch Naturerlebnis – wie wandern oder Vögel beobachten. Damit sind Taucher eigentlich natürliche Verbündete des Naturschutzes. Das fand jedenfalls der im Norden Brandenburgs beheimatete NABU-Regionalverband Gransee. Und deswegen sagten die Naturschützer auch gleich zu, als 2007 der Tauchclub Nehmitzsee dem NABU und der Naturparkverwaltung Stechlin-Ruppiner Land seine Mithilfe beim Schutz der gefährdeten Klarwasserseen anbot.
Nun nutzen die Taucher nicht nur die Gewässer, sie tragen aktiv zum Naturschutz bei, indem sie Wasserpflanzen während ihrer Tauchgänge bestimmen und zählen. Für das Projekt „Tauchen für den Naturschutz“ ist der NABU Gransee jetzt mit dem Deutschen Naturschutzpreis ausgezeichnet worden.
Die letzten Klarwasserseen
Das Stechlinseegebiet beherbergt einige der letzten kalkreichen Klarwasserseen Norddeutschlands. Dieser Seentyp war einst dominierend, durch falsche Landnutzung und Nährstoffbelastung ist er in Deutschland fast verschwunden.
Gemeinsam entwickelten die Projektpartner die Idee, Sporttaucher zu schulen, damit diese anhand der Unterwasservegetation den Erhaltungszustand der Klarwasserseen untersuchen. Für beide Seiten ergaben sich dadurch neue Möglichkeiten. Den Sporttauchern bot sich die Aussicht, im reglementierten Rahmen in Seen zu tauchen, in denen es durch die Naturschutzgebietsverordnung normalerweise verboten ist. Die Naturschützer hatten die Hoffnung, endlich Aussagen zu bekommen, warum es vielen Seen in Schutzgebieten zunehmend schlechter ging.
2008 starteten nach anderthalb Jahren der Vorbereitung die ersten Tauchgänge, die Pilotphase des „Naturkundlichen Tauchens“ hatte begonnen. Sechs Jahre und viele Tauchgänge später steht der Erfolg nun fest: Die so erhobenen Daten sind belast-, vergleich- und nutzbar für den Schutz von Seen. Die Methodik richtet sich dabei streng nach den Vorgaben für das Monitoring von Lebensraumtypen nach der Naturschutzrichtlinie der Europäischen Union (FFH-Richtlinie). Dabei werden von den Tauchern die lebensraumtypischen Arten – in den kalkreichen Klarwasserseen sind dies vor allem die Armleuchteralgen – ebenso erfasst, wie Störungen in der Unterwasserwelt.
Pflicht ist die jährliche Teilnahme an einer vom NABU durchgeführten Schulung. Sie dient der Auffrischung und Vertiefung der botanischen Kenntnisse und nur nach der Schulung ist es erlaubt, in den Projekt-Seen zu tauchen. 20 Taucher sind bislang geschult worden. „Die Nachfrage für die Schulung ist sehr hoch, allerdings mussten wir anderen Vereinen aus Kapazitätsgründen bislang absagen“, sagt NABU-Regionalverbandsvorsitzender Tom Kirschey. Aktuell sind die örtlichen Tauchsportvereine Nehmitzsee, Neuruppin und Zehdenick beteiligt.
„Durch die regelmäßige Kontrolle von Abschnitten in den Seen und den damit erhobenen Datenreihen kann zwischen natürlichen Schwankungen und dem Trend der Zustandsverschlechterung unterschieden werden“, erläutert Kirschey den Vorteil der Untersuchungen. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Zustand vieler Gewässer besorgniserregend ist. Die Landnutzung rund um die Seen führt zu verstärktem Nährstoffeintrag und auch die Fischerei wird oft nicht gewässerangepasst durchgeführt. Das heißt, es leben Fische dort, die ursprünglich nicht in den See gehören.
„Der überwiegende Teil der Klarwasserseen im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land ist in einem ungünstigen Erhaltungszustand mit der Tendenz zur weiteren Verschlechterung“, so Kirschey. Die Kooperation zwischen Tauchsport und NABU soll so auch wie ein Frühwarnsystem funktionieren. „Wir erwarten, dass die zum Teil alarmierenden Ergebnisse das Land Brandenburg zu konkreten Handlungen bringen“, sagt Kirschey.
Deutscher Naturschutzpreis 2013
Für sein innovatives Projekt „Tauchen für den Naturschutz“ erhielt der NABU Gransee Ende 2013 den Deutschen Naturschutzpreis. Der vom Bundesamt für Naturschutz als Ideenwettbewerb gestaltete Preis ist die höchstdotierte Naturschutzauszeichnung der Bundesrepublik. „Die jahrelange Arbeit der ehrenamtlichen Sporttaucher erfährt durch den Preis eine hohe Anerkennung“, freut sich Kerstin Reichert, Präsidentin des Landestauchsportverbandes Brandenburg.
Das Preisgeld soll helfen, das Projekt nun auch in anderen Regionen zu etablieren. Bereits 2013 führte der NABU für den Nationalpark Müritz Kartierungen durch und in diesem Jahr soll es im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin weitergehen. Ein weiteres Ziel ist, dass „Naturschutztauchen“ künftig als Qualifikation im Rahmen der Taucherausbildung anerkannt wird. „Deutschlandweit möchten wir ein Beispiel für erfolgreiche Kooperationen von Naturschutz und Freizeitsport sein“, sagt Frank Kroll, Vorsitzender des Tauchclubs Nehmitzsee. „So lassen sich unsere Seen langfristig besser schützen.“
Silke Oldorff
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