Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
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Zu Besuch in der NABU-Umweltpyramide Bremervörde
von Djuke Nickelsen
Flach ist es, das Land zwischen Elbe und Weser. Kein Berg, nicht einmal ein Hügel versperrt den Blick auf den Horizont. Fast genau auf halber Strecke zwischen Bremen und Hamburg liegt die Kleinstadt Bremervörde. Früher wegen seiner Lage zwischen den beiden Hansestädten wichtiger Warenumschlagsplatz, heute erste Anlaufstelle für alle, die die Natur der Umgebung näher kennen lernen wollen - ein Verdienst des NABU.
Am Vörder See ragt ein Gebäude in die Luft, das der Betrachter wohl eher in Nordafrika verortet hätte: eine Pyramide, allerdings nur ein Bruchteil so groß wie ihre Verwandten aus Ägypten. Das Innere birgt deshalb auch keine Mumien, sondern eine naturkundliche Ausstellung; um die Pyramide herum keine Wüste, sondern ein Naturerlebnis-Garten.
Tiere als Baumeister
In der kleinen Ausstellung geht es hauptsächlich um Tiere als Baumeister. Etwa 30 Vogelnester sind in der Umweltpyramide ausgestellt, aber auch der Unterschlupf eines Igels und ein kugeliges Wespennest. Im vergangenen Winter hat der NABU zudem Kameras angebracht, die das Brutgeschehen einiger Nistkästen in das Innere der Pyramide übertragen. "Welche Vogelarten in diese Kästen einziehen, wissen wir noch nicht", sagt Axel Roschen, Leiter der Umweltpyramide. "Ganz bestimmt werden wir aber einen Eisvogel beim Brüten filmen können."
Für diese gefährdete Art hat der NABU spezielle Nisthilfen aufbauen lassen. An einem Bach auf dem Außengelände der Umweltpyramide stehen zwei massive, etwa mannshohe Bauwerke. Die untere Hälfte besteht aus übereinandergestapelten, ein Meter langen Baumstämmen, um das Bauwerk hochwassersicher zu machen. Der obere Teil ist ein dicker Lehmblock, damit der Eisvogel glaubt, das Gebilde sei eine Steilwand am Ufer, in die er seine Nisthöhle bauen kann.
Niedrigenergiehaus mit Papierisolierung
In der Hochsaison sind in der
Umweltpyramide 17 Mitarbeiter, die auch Thementage für Kinder gestalten. Für die Kleinen gibt es einen Indianernachmittag, die etwas Älteren reisen in die Steinzeit zurück. Im Garten der Umweltpyramide können Schulklassen und Familien in einer windgeschützten Ecke selber Nistkästen und einfache Nisthilfen für Insekten bauen. Als Anregung hat der NABU eine kleine Ausstellung solcher Nisthilfen aufgebaut, zum Beispiel einen Holzblock mit Löchern, in die einige Bienenarten gern ihre Eier legen oder einen umgedrehten Blumentopf, in den Stroh gestopft worden ist - das ideale Zuhause für eine Ohrkneiferfamilie.
Der NABU hat die Umweltpyramide Anfang der 90er Jahre bauen lassen, um von dort aus Besucher für Natur und Umwelt zu sensibilisieren. Das Niedrigenergiehaus mit der ungewöhnlichen Form ist selbst schon ein Ausstellungsstück. Der Fußboden wird über ein spezielles Lüftungssystem durch die Sonne aufgeheizt, die Toilette braucht nicht einmal einen Liter Wasser pro Spülung und die Pyramide ist mit einer dicken Schicht zusammengeknülltem Zeitungspapier gegen Kälte isoliert.
Torfstich hinterm Haus
Das Freigelände der Umweltpyramide ist ein Miniatur-Abbild der Lebensräume, die man rund um Bremervörde finden kann. Deshalb eignet sich das Info-Zentrum besonders gut als erster Anlaufpunkt für Touren in die nähere Umgebung. Zusätzlich zu dem Bach, an dem der Eisvogel nisten soll, gibt es einen Teich, einen Bereich mit Pflanzen der Moorheide, einen Magerrasen und eine Streuobstwiese. Und weil Bremervörde am nördlichen Rand des Teufelsmoors liegt, hat der NABU auch einen Torfstich nachgebaut.
Der Teich wird von Regenwasser gespeist, und große wie kleine Naturforscher können dort tauchen ohne nass zu werden: Auf einem Steg ist ein dickes Guckrohr festgeschraubt, mit dem die Gäste Kaulquappen, Wasserasseln und Pferdeegeln zusehen können. Wer sich nicht auf den Steg knien möchte, setzt sich bei schönem Wetter auf die Seeterrasse. Der NABU betreibt in der Umweltpyramide auch ein kleines Naturcafé, und so lassen sich bei einer Tasse fair gehandeltem Tee und einer selbst gebackenen Nusswaffel vom Gartenstuhl aus Teichhühner auf ihren Schwimmnestern beobachten. Wer Glück hat, sieht auch eine Grüne Mosaikjungfer über den Teich schwirren. Die gefährdete Libellenart hat dort ihr größtes Vorkommen in der Region.
Per Rad ins Huvenhoopsmoor
"Die Pyramide selbst ist aber nicht der Schwerpunkt unserer Arbeit hier, sie soll nur der erste Anlaufpunkt für Menschen sein, die Natur erleben wollen" erklärt Axel Roschen. Es gibt zahlreiche Führungen, öffentliche und für Gruppen. Es geht durch die Auen der Oste, die südlich von Bremervörde weit gehend naturbelassen fließt, durch unberührte Wälder und natürlich - durchs Teufelsmoor. Ein Highlight ist der Lehrpfad durchs Huvenhoopsmoor. Teils geht es über Bohlenwege, teils über Wege, die mit Holzhäcksel bestreut sind. An den Stationen erklärt Huvi, der Moorwichtel, welche Pflanzen in einem intakten Moor vorkommen, wie ein Moor wächst oder warum Torf brennt.
Ganz Mutige dürfen an einer Stelle auch testen, wie sich Moorboden an nackten Beinen und Füßen anfühlt. Aber keine Angst, es wird niemand versinken. Wer sich an dieser Stelle ins Moor wagt, kann sich an einem stabilen Geländer festhalten, ähnlich wie beim Wassertreten auf einer Kneippkur.
Das nächste Großprojekt, was Axel Roschen und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anpacken wollen, ist ein Jugendhotel. Zusammen mit der Stadt Bremervörde und der Lebenshilfe will der NABU die ehemalige Jugendherberge in eine Begegnungsstätte für behinderte und nichtbehinderte Menschen umwandeln, in der man auch übernachten kann. "Es fehlt zwar noch einiges an Geld, aber wir hoffen, dass wir 2006 dort einziehen können", sagt Axel Roschen.
Die Umweltpyramide Bremervörde in Kürze
- Öffnungszeiten: Ostern bis Ende Oktober Mo-Fr 9-17 Uhr, Sa 14-18 Uhr, So/Feiertags 11-18 Uhr. Für Rollstuhlfahrer geeignet, mit Behindertentoilette.
- Anreise: Regelmäßige Zugverbindung nach Hamburg und Bremerhaven, im Sommer fährt außerdem der Moorexpress.
- Kontakt: NABU-Umweltpyramide, Huddelberg 14, 27432 Bremervörde, Tel. 0 47 61-7 13 30, info@nabu-umweltpyramide.de.