Moore speichern mehr erdgebundene Kohlenstoffe als alle Wälder der Erde zusammen. Helfen Sie mit einer Patenschaft dabei, Moore zu schützen und zu erhalten!
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Ohne das Engagement des NABU würde es vielen Mooren in Deutschland schlechter gehen
Über 95 Prozent der ursprünglich 1,5 Mio. Hektar Moorflächen in Deutschland sind entwässert, entweder bebaut oder werden land- und forstwirtschaftlich genutzt. Aber auch die übrigen fünf Prozent können nicht als gesichert gelten. Viele befinden sich in keinem guten Zustand und sind bedroht von großräumigen Eingriffen des Menschen in den Landschaftswasserhaushalt oder durch Nährstoffeinträge angrenzender intensiv genutzter Flächen. Ein Interview mit NABU-Moorschutzexperte Felix Grützmacher.
Warum geht es den Mooren in Deutschland nicht gut?
Das hat vielschichtige Gründe: Im Kern lässt es sich aber darauf reduzieren, dass naturnahe Moore keinen Wert für die Menschen hatten. In nassen Mooren kann man keine klassische Fischerei-, Forst- oder Landwirtschaft betreiben. Sie stellen darüber hinaus natürliche Verkehrshindernisse dar und waren für die Menschen über Jahrhunderte immer nur im Weg.
Wie ist der momentane Stand beim nationalen Moorschutz?
Es ist ein Trauerspiel, wenn man sieht, was bisher für die Moore erreicht wurde. Weder bei der signifikanten Reduzierung des Torfabbaus mit gleichzeitiger Steigerung der Verwendung von Torfersatzstoffen noch bei der Extensivierung wesentlicher Teile der heute intensiv genutzten Moorflächen ist Deutschland wirklich vorangekommen.
Dabei ist Moorschutz doch ziemlich wichtig oder nicht?
Genau, ohne intakte und gesunde Moore werden wir nicht nur unsere Naturschutzziele verfehlen, auch die Ziele im Klimaschutz sowie die der Wasserrahmenrichtlinie rücken in weite Ferne. Selbst zum Schutz beispielsweise der Ostsee können Moore beitragen, da sie die diffusen Nährstoffeinträge aus den großen Einzugsbereichen der Flusssysteme deutlich minimieren können. Schon heute gibt es quasi sauerstofffreie Zonen in unserer Ostsee, die auch auf diese Einflüsse zurückzuführen sind.
Welche Aufgabe kann der NABU denn beim Moorschutz übernehmen?
Den NABU zeichnet aus, dass er vor Ort ist. NABU-Gruppen übernehmen oft Verantwortung für ein Moorschutzgebiet, suchen Partner und versuchen gemeinsam, das Moor wieder lebendiger zu machen. Dieser Einsatz reicht von Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu Pflege- und Wiedervernässungsmaßnahmen. In den vergangenen Jahren haben wir unser Moorschutzengagement noch einmal verstärkt. Unter anderem wurde dafür eigens ein Deutscher Moorschutzfonds im NABU gegründet, der sich maßgeblich über Spendeneinnahmen und Sponsoring finanziert. Mit diesem Instrument konnten wir seit 2011 über zwölf Moorschutzprojekte unterstützen.
Wie funktioniert der NABU-Moorschutzfonds?
Wir unterstützen nicht nur konkrete Maßnahmen, sondern auch die umfangreichen Vorarbeiten und den meist notwendigen Flächenkauf im Vorfeld. Wie wichtig es ist, hier flexibel und vor allem schnell reagieren zu können, zeigt ein Beispiel aus einem NABU-Projekt in Nordrhein-Westfalen. Hier hing die Wiedervernässung einer rund dreißig Hektar großen Moorfläche an der Zustimmung eines Privateigentümers, der noch knapp einen Hektar in diesem Gebiet besaß. Nach zehn Jahren war er endlich bereit, diese Fläche zu verkaufen. Das Land konnte jedoch diese Fläche nicht erwerben, da die Preisvorstellung um zehn Cent pro Quadratmeter über dem gesetzten Limit des Landes lag. Hier sind wir eingesprungen und haben mit dem Erwerb dieses kleinen Teils eines Moores die Vernässung einer wesentlich größeren Fläche ermöglicht. Bei diesen Gelegenheiten bleibt meist keine Zeit, einen Förderantrag zu schreiben und zu hoffen, dass dieser bewilligt wird und man dann nach vielleicht einem Jahr Bearbeitungszeit endlich handeln kann.
Gibt es nicht schon genug Fördermöglichkeiten?
Es gibt in der Tat Förderprogramme auf Ebene der Bundesländer und des Bundes, welche den Mooren helfen können. In der Realität sind sie jedoch oft so ausgestaltet, dass sie für potenzielle Projektträger kaum infrage kommen. Die Hürden für eine erfolgreiche Antragstellung sind meist sehr hoch. So können schon im Vorfeld wasserrechtliche Genehmigungen verlangt werden oder der Nachweis, dass die Flächen dem Projekt auch wirklich zur Verfügung stehen.
Was müsste sich also ändern?
Hier ist die Politik gefragt: Es reicht nicht aus, als Leistungsnachweis einfach Förderprogramme aufzusetzen, man muss auch darauf hinarbeiten, dass diese tatsächlich praxistauglich sind und das Geld wirklich in unseren Mooren ankommt. Denn der Bedarf ist nach wie vor hoch.
Gibt es ein Projekt in Deutschland, das als Vorbildprojekt dienen kann?
Jedes Moorprojekt hat unterschiedliche Herausforderungen. Eines hier herauszuheben, ist sehr schwierig. Was aber viele Projekte auszeichnet und im Moorschutz wichtig ist, ist der lange Atem, den viele NABU-Gruppen bei ihrem Engagement für ihr Schutzgebiet beweisen. Zum Teil arbeitet der NABU schon seit Jahrzehnten in manchen Gebieten. NABU-Aktive halten Flächen für die typischen lichtliebenden Arten offen oder kaufen Stück für Stück Moorflächen, sodass sich über einen langen Zeitraum zusammenhängende Moorflächen bilden. Ohne das kontinuierliche Engagement des NABU würde es in Deutschland noch mehr Mooren sehr schlecht gehen.
Nicole Flöper
Über Felix Grützmacher
Der 39-Jährige arbeitet seit 2009 für den NABU-Bundesverband und setzt sich als Referent für Moorschutz für dessen Umsetzung ein. Er bearbeitet Anfragen von Bürgern, Presse, Studenten und NABU-Gruppen zum Thema Moorschutz und wie man sich für dieses Ökosystem einsetzen kann. Außerdem befasst er sich mit dem Thema Torfabbau und der Suche nach Lösungen, um möglichst viel von diesem fossilen Rohstoff durch Substitute zu ersetzen. Dazu kommt der Bereich Landnutzung und Förderpolitik. Den größten Teil seiner Arbeitszeit nimmt jedoch die Planung und Begleitung der NABU-Renaturierungsprojekte ein.
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