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Was hat die Landwirtschaft mit dem Klima zu tun?
Forderungen an die Landwirtschaft



Pestizideinsatz in Landwirtschaft - Foto: Shutterstock/Leonid Eremeychuk
Die Landwirtschaft spürt die Auswirkungen der Klimaveränderungen unmittelbar. Durch die veränderten Witterungsbedingungen verschieben sich die Anbauphasen, was durch eine längere Wachstumsperiode Vorteile für die Landwirtschaft haben kann. Doch auch die Verbreitungsgebiete, der Insekten, die Pflanzen schädigen und Krankheiten verschieben sich, sodass neue Arten einwandern können. Auch die direkten Wetterereignisse wie Trockenheit oder lange Nässeperioden stellen Probleme für die Landwirte dar. Der Sommer 2018 hat eindrücklich gezeigt, wie sich eine langanhaltende Trockenphase auf die Ackerfrüchte auswirkt. Die Zunahme von Extremwetter wie Hagel oder Starkregen kann die Ernte vernichten und lange Trockenperioden führen zu einem vertrocknen der Feldfrüchte.
Was trägt die Landwirtschaft zum Klimawandel bei?
Landwirtschaftliche Treibhausgas-Emissionen bestehen fast nur aus Methan und Lachgas - zum Vergleich: Methan ist ungefähr zwanzigmal klimaschädlicher als Kohlendioxid (CO2), Lachgas sogar dreihundertmal. Der Agrarsektor liefert laut Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) den größten Beitrag zu den weltweiten menschengemachten nicht-CO2-Emissionen. Der Ausstoß an Treibhausgasen aus der Landwirtschaft ging in Deutschland zwischen 1990 und 2016 um 18 Prozent zurück, von 79,4 auf 65,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Dies geht vor allem auf die Verringerung der Tierbestände nach der Wiedervereinigung zurück, seit 2003 ist der Ausstoß auf einem gleichbleibenden Niveau. Der Anteil der Landwirtschaft am Gesamtausstoß der Treibhausgase ist dagegen leicht angestiegen: von 6,3 Prozent im Jahr 1990 und auf 7,2 Prozent 2016.
Das meiste Methan wird vom Verdauungsvorgang bei Wiederkäuer (Rinder, Ziegen, Schafe) sowie bei der Lagerung und Ausbringung von Mist und Gülle verursacht. Aus landwirtschaftlich genutzte Böden wird hauptsächlich Lachgas freigesetzt; überwiegend aus der Düngung mit mineralischem Stickstoffdünger, Gülle und Mist sowie pflanzlichem Dünger (Ernterückstände und Gärreste der Biogasproduktion). Zu weiteren Emissionen kommt es durch Landnutzungsänderung, vor allem durch die Nutzung von Moorböden und den Umbruch von Grünland.
NABU-Forderungen an die Landwirtschaft
Reduktion Tierzahlen und Konsum
Da ein großer Teil der Emission aus der Tierhaltung stammt (Lachgas aus der Düngung, Stickstoff und Methan aus der Tierhaltung), ist eine Reduktion der Tierzahlen unumgänglich. Dazu sollten die Tierbestände in Deutschland halbiert werden. Gleichzeitig muss der Konsum von tierischen Produkten im gleichen Maße reduziert werden, in dem die Zahl der Tiere sinkt, um zu verhindern, dass die Probleme in andere Regionen der Welt ausgelagert werden. Dabei geht es nicht darum, der Bevölkerung vorzuschreiben wie sie sich ernähren soll, sondern um Aufklärung und Wissensvermittlung. Als Richtschnur können die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) herangezogen werden. Die DGE empfiehlt eine Reduktion des Fleischkonsums. Durch diese Reduktion könnten 22,3 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden. Deswegen fordern wir:
- Ordnungsrechtliche Regelung von flächengebundener Tierhaltung mit einer Höchstbesatzdichte von zwei Großvieheinheiten (ungefähr zwei Kühe pro Hektar)
- Keine Aufstockung von Tierbeständen in tierreichen Regionen wie dem Emsland oder der Region Vechta-Cloppenburg
- Überprüfung und Kennzeichnung aller Futtermittel auf ihre Klimaverträglichkeit
- Konzepte und Beratungen zu klimafreundlicher und fleischreduzierter Ernährung von Seiten der Bundesregierung
- Klimafreundliche Gerichte in der öffentlichen Beschaffung und bei öffentlichen Veranstaltungen
- Erarbeitung einer Strategie zur Reduktion von Lebensverschwendung und -abfällen
Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)
Die europäische Ebene wird für den Klimaschutz in der Landwirtschaft in Deutschland eine entscheidende Rolle spielen. Die EU muss nach 2020 Umweltleistungen, eine artgerechte Tierhaltung und den Erhalt vielfältiger bäuerlicher Strukturen in den Fokus der Mittelverwendung stellen. Im Reformvorschlag für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020 dient eines von neun Zielen dem Klimaschutz. Die Herleitung in den Legislativvorschlägen der EU-Kommission, dass 40 Prozent der Direktzahlungen dem Klimaschutz dienen, ist nicht sachgerecht. Stattdessen müssen klimaschonende Maßnahmen der Landwirtschaft durch die EU-Agrargelder honoriert werden. In der GAP sollte unter anderem ein angemessener Moorschutz in den Grundanforderungen der EU-Agrarzahlungen verankert werden (erweiterte Konditionalität). Auch in anderen Bereichen wie dem Grünlanderhalt oder dem Humusaufbau kann die GAP ein ausgezeichnetes Instrument sein. Dafür muss zum Beispiel Grünlandschutz Teil der erweiterten Konditionalität werden. Zudem können die Umweltinstrumente der GAP zusätzliche Anreize für eine Extensivierung oder Förderung von Grünland schaffen. Deswegen fordern wir:
- Biodiversitätsmaßnahmen ausreichend fördern – Artenvielfalt retten: Zweckbindung von 15 Milliarden Euro jährlich für Naturschutzleistungen von Landwirten.
- Steuergelder optimal einsetzen für die Natur: Federführung der Naturschutzbehörden bei der Ausgestaltung von Förderprogrammen.
- Stopp von umweltschädlichen Subventionen: Nachhaltigen Umbau der Landwirtschaft fördern anstatt zerstörerischer Intensivierung.
- Keine Blankoschecks aus der GAP: Klare EU-weite Umweltstandards und Sanktionsmöglichkeiten für die Europäische Kommission.
Grünlanderhalt
Der konsequente Schutz des Grünlandes ist ein wichtiger Baustein zur Reduktion von Klimagasen aus der Landwirtschaft. Er sollte auf Bundes- und Landesebene mit allen verfügbaren Mittel gefördert werden. Insbesondere die Umwandlung von Grünland in Ackerland setzt große Mengen klimaschädlicher Gase (CO2 und Lachgas) frei. Der wissenschaftliche Beirat schätzt, dass pro Hektar erhaltenem Grünland 73 bis 90 Tonnen CO2-Äquivalent eingespart werden können. Aus diesem Grund muss eine Umwandlung von Grünland in Ackerland unterbleiben. Auch der Pflegeumbruch von Dauergrünland sollte minimiert werden. Deswegen fordern wir:
- Der Erhalt und die Ausweitung von Dauergrünland auf klimarelevanten Standorten sollte ordnungsrechtlich gesichert werden.
- Besonders auf feuchten und anmoorigen kohlenstoffreichen Standorten sowie überschwemmungsgefährdeten Auen sollte eine Umwandlung von Ackerland in extensives Grünland gefördert werden. Die Grünlandfläche sollte von derzeit 4,7 Millionen Hektar bis 2030 auf ein Zwischenziel von fünf Millionen Hektar angehoben werden.
- Klimafreundliche Nutzungsformen von Grünland wie extensive Beweidung, reduzierte Anzahl der Schnitte/Nutzungen müssen durch Anreizmaßnahmen finanziert werden. Dies trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern fördert auch die Biodiversität
- Ansätze zur Erzeugung und Vermarktung von Produkten aus Grünlandnutzung wie Weidemilch, Rindfleisch aus der Mutterkuhhaltung, Schaffleisch sollten gefördert werden.
Moorwiedervernässung
Die Renaturierung beziehungsweise Vernässung von landwirtschaftlich genutzten Moorböden in Deutschland hat ein Treibhausgas-Minderungspotenzial von bis zu 37 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Circa vier Prozent der Fläche Deutschlands besteht aus Moorböden. Diese sind zu 95 Prozent entwässert und werden meist landwirtschaftlich genutzt. Dabei entfallen 40 Prozent auf eine Nutzung als Grünland, 36 Prozent als Acker, 14 Prozent auf den Forst und ein Prozent für den Abbau von Torf.
Die Nutzungsformen haben dabei unterschiedlich Emissionen zur Folge, die unter anderem maßgeblich abhängen von der Tiefe der Entwässerung. Die höchsten Emissionen entstehen nach Daten des IPCC aus der Nutzung als Ackerland, mit im Durchschnitt 36 Tonnen CO2-Äquivalent pro Hektar. Aus tief entwässertem Grünland emittieren dagegen durchschnittlich nur 28 Tonnen - etwa 20 Prozent weniger. Die Emissionen von schwach entwässertem Grünland liegen mit etwa 16 Tonnen, deutlich niedriger, und machen nur etwa 45 Prozent der Emissionen von Ackerland aus.
Als kurzfristig umzusetzende Klimaschutzmaßnahme sollten daher Anreize dafür geschaffen werden, Moorböden nur noch als Grünland zu nutzen. Bei einer derzeit beackerten Fläche von 576.000 ha hätte diese kurzfristig Einsparungen von 4,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten zur Folge, wenn der Entwässerungsstatus gleich bleibt. Zugleich sollte ein möglichst großer Anteil der Flächen zumindest teilweise wiedervernässt werden, beziehungsweise von tiefer auf leichte Entwässerung umgestellt werden. Gelänge dies auf der Hälfte der derzeit tief entwässerten Flächen, würden gegenüber dem Status quo sogar 18,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent eingespart, ohne dass die Bewirtschaftung vollständig aufgegeben werden müsste. Die von der Bundesregierung verfolgte Moorschutzstrategie muss sich das Ziel setzen, möglichst große Teile der Moorlandschaften wieder zu beleben und für nicht vollständig wieder zu vernässende Moore angepasste Nutzungskonzepte zu entwickeln. Die Vernässung von Moorböden ist der effektivste Klimaschutz. Bis 2030 sollten, wo immer möglich, landwirtschaftlich genutzte Flächen, die sich auf Moorböden befinden, aus der Nutzung genommen werden. Deswegen fordern wir:
- Erarbeitung und Umsetzung einer umfassenden Moorschutzstrategie.
- Einführung neuer Finanzierungsinstrumente (Fonds, CO2-Abgabe) zur Renaturierung von Mooren
- Aktives Flächenmanagement (unter anderem Flurneuordnung) für die gezielte Moorrenaturierung
- Förderung von Paludikulturen
- Nutzung von Ausgleichsmaßnahmen
Humusaufbau
Der Aufbau von Humus auf Ackerböden stellt ein großes Potential zur Kohlendioxidbindung im Boden dar. Viele Böden in Deutschland sind nicht ausreichend mit Humus versorgt.Aus diesem Grund spielt der Humusaufbau eine wichtige Rolle. Zum Aufbau von Humus dient eine breite Fruchtfolge mit vielen unterschiedlichen Kulturarten, eineganzjährige Bodenbedeckung durch Beikräuter und Zwischenfrüchte, Eintrag von organischem Dünger besonders Kompost, sowie eine schonenden und reduzierte Bodenbearbeitung. Neben den Klimaschutzeffekten fördert Humus auch die Wasserspeicherkapazität des Bodens und erhöht die Ertragspotentiale des Bodens. Deswegen fordern wir:
- Verankerung einer Mindestfruchtfolge als Teil der guten fachlichen Praxis.
- Förderung des Humusaufbaus.
Bioenergie nur aus Reststoffen nutzen
In Deutschland werden zurzeit rund 20 Prozent der Äcker zur Produktion nachwachsender Rohstoffe genutzt, was in Konkurrenz zum Anbau von Lebensmitteln steht und häufig zu einer Intensivierung des Anbaus führt. Bei der Nutzung von Rest- und Abfallstoffen zur Gewinnung von Bioenergie ist im Ackerbau darauf zu achten, dass es aus Sicht des Klimaschutzes keine negativen Auswirkungen durch den Entzug von Biomasse gibt. Die Konkurrenz zwischen Humusaufbau und damit die CO2-Bindung in Böden und Biomasseentzug muss berücksichtigt werden, denn zurzeit verlieren Ackerböden für den Erhalt ihrer Fruchtbarkeit notwendigen Kohlenstoff. In Zukunft ist es daher geboten, mehr pflanzliche Reste den Böden zurückzuführen. Im Moment wird nur circa 30 Prozent der anfallenden Gülle in Biogasanlage verwertet. Aufgrund der luftdichten Lagerung der Gülle und der Gärreste werden die Verluste an Methan, die bei der üblichen Güllelagerung entstehen vermieden, was das Klima schont. Deswegen fordern wir:
- Konsequente Ausrichtung der Biogas-Förderung im EEG auf bestehende Biogasanlagen mit einem hohen Substratanteil an Wirtschaftsdünger. So wird gleichzeitig die Reduzierung des Substrateinsatzes aus nachwachsenden Rohstoffen – insbesondere Mais – erreicht.
- Grundvoraussetzung für EEG-Förderung: Verpflichtender Anteil von 80 Prozent der energetischen Leistung über den Einsatz von Wirtschaftsdünger/Reststoffe.
- Keine weitere Förderung des Neubaus von Biogasanlagen.
Ökolandwirtschaft
Da der Ökolandbau viele der Forderungen zur Klimaverbesserung, wie eine reduzierte Tierdichte, kein Einsatz von mineralischem Dünger, keine Fütterung mit klimaschädlichen Produkten aus Übersee, einen hohen Grünlandanteil in sich vereint, ist auch die Förderung des Ökolandbaus ein Möglichkeit die Treibhausgase aus der Landwirtschaft zu reduzieren. Auch zeichnen sich viele ökologische Betriebe durch einen Humusaufbau auf ihren Flächen aus, welcher als CO2-Senke dient. Deswegen fordern wir:
- Erreichung des Ziels von 20 Prozent Ökolandbau bis 2030.
- Aufstockung des Haushaltsbudgets für den ökologischen Landbau.
- Ab dem Bundeshaushalt 2019 sind das Budget des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) auf 60 Millionen Euro aufzustocken und am Bedarf des Ökolandbaus auszurichten.
- Der Anteil der für den Ökolandbau eingesetzten öffentlichen Agrarforschungsmittel muss umgehend ausgebaut werden und sich kurzfristig mindestens an seinem Anteil an der gesamten Landwirtschaft von derzeit rund 7 Prozent bemessen. Bis 2025 müssen die Forschungsausgaben an das Ziel der Bundesregierung von 20 Prozent Ökolandbau angepasst werden.
- Bund und Länder müssen den Biolandbau gezielt stärken durch Verbraucheraufklärung, den Aufbau heimischer Öko-Wertschöpfungsketten, das eigene Beschaffungswesen und Umsetzung regionaler Öko-Aktionspläne.
Zusammenspiel von klima & Landwirtschaft
Ob zwei, drei oder vier Grad, das klingt nicht viel, doch die Auswirkungen sind gravierend. Aber sehen Sie selbst: Klicken Sie auf das Thermometer in den verschiedenen Temperaturbereichen und lesen Sie mehr über die Folgen, die eine solche Erwärmung mit sich bringt. mehr →
Die Landwirtschaft verursacht elf Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland. Die 2010 erschienene NABU-Studie „Klimaschutz in der Landwirtschaft“ weist Möglichkeiten auf, diesen Beitrag zu verringern. mehr →