Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
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Charaktervogel der Feldflur und Brachflächen
Das Rebhuhn ist in Mitteleuropa eigentlich ein Charaktervogel der Feldflur und Brachflächen. Doch die Einengung seines Lebensraums durch die Intensivierung der Landwirtschaft und ein durch Pestizideinsatz schrumpfendes Nahrungsangebot, aber auch die fortdauernde Bejagung reduzierten den Bestand des Rebhuhns europaweit um 94 Prozent. Die einst sehr häufige Art in Deutschland hat es so in wenigen Jahrzehnten nach weit oben auf die Rote Liste der gefährdeten Vogelarten gebracht.
Ursprünglich war das Rebhuhn ein Vogel der Steppen und Waldsteppen. Durch die Rodungen des mitteleuropäischen Baumbestandes im Mittelalter und der damit verbundenen Erweiterung des Ackerbaus und Entwicklung von Heideflächen wurde es zum Kulturfolger und profitierte von der menschlichen Tätigkeit. Zu beobachten ist das Rebhuhn vor allem an Feldrändern und -säumen.
Name und Verwandtschaft
Das Rebhuhn (Perdix perdix) mit seinen 8 Unterarten gehört zur Ordnung der Hühnervögel (Galliformes) und zur Familie der Glattfußhühner (Phasianidae). Sowohl der deutsche, als auch der wissenschaftliche Name weißen lautmalerisch auf die Rufe und einfachen Gesänge der Art hin.
Kennzeichen
Das gedrungene, 30 cm große und 290 g bis 470 g schwere Rebhuhn ist dank seines überwiegend braungrauen Gefieders ein Tarnungskünstler. Erwachsene Rebhühner haben eine orangebraune Kopfzeichnung und tragen auf dem Bauch einen mehr oder weniger stark ausgeprägten schwarzbraunen Fleck in Hufeisenform.
Meist bewegt sich das Rebhuhn schreitend vorwärts, es kann aber auch schnell laufen. Der Flug mit sehr schnellem Flügelschlag erfolgt meist niedrig über dem Boden, wobei die Tiere auch längere Gleitstrecken einlegen. Bei Gefahr drückt sich das Rebhuhn flach an den Boden.
Forderungen zum Schutz des Rebhuhns
Zum Schutz des Rebhuhns sind Extensivierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft unumgänglich, die kleinparzelligere Ackerflächen mit Feldrainen für ein ausreichendes Angebot an Nahrungspflanzen und Insekten schaffen. Der Einsatz von Düngemitteln, Herbiziden und Insektiziden ist ebenfalls deutlich einzuschränken, um Wildkräutern und den an sie angepassten Wirbellosen wieder eine Überlebenschance zu geben. Auch eine Erhöhung des Brachflächenanteils käme dem Rebhuhn zugute; ebenso das zeitweilige Belassen von Stoppelfeldern, die heutzutage meist gleich nach der Ernte umgebrochen werden. Rebhühner brauchen vorjährige Vegetation um dort zu brüten, zum Beispiel extra angelegte Blühstreifen, die über den Winter unberührt stehen bleiben. Die Maßnahmen müssen auf umfangreichen Flächen durchgeführt werden, optimal sind Flächengrößen von einem Hektar.
Auf die Bejagung des Rebhuhns sollte angesichts der stark geschrumpften Zahlen verzichtet werden.
Lautäußerungen
Der Revierruf des Männchens ist ein schnarrendes „girrhäk“, das man am häufigsten in den frühen Morgen- und Abendstunden vernehmen kann. Kontaktruf ist ein „grrriweck“ oder „kirrik“.
Nahrung
In den ersten Lebenswochen benötigen junge Rebhühner für ihre Ernährung vor allem Spinnentiere, Insekten und deren Larven wie Ameisen, kleine Käfer, Schmetterlingsraupen und Blattläuse. Altvögel bevorzugen pflanzliche Nahrung wie grüne Pflanzenteile, Grasspitzen, Getreidekörner und die Samen von Wildkräutern, fressen aber auch Zikaden, Heuschrecken oder Wanzen.
Lebensraum
Das Rebhuhn kommt in Mitteleuropa heute überwiegend in der Agrarlandschaft, der Feldflur und auf Brachflächen vor. Als Steppenvogel sind seine ursprünglichen Lebensräume jedoch die Steppen, Waldsteppen und Heidegebiete. Erst die umfangreiche landwirtschaftliche Nutzung durch den Menschen machte das Rebhuhn zum Kulturfolger.
Fortpflanzung
Das Weibchen baut das Nest als Mulde am Boden - bevorzugt in guter Deckung (z.B. Feldraine, Weg- und Grabenränder, Hecken, Gehölz- und Waldränder). Mitte April bis Juli, mit Schwerpunkt im Mai, legt das Rebhuhn 16 bis 17 einfarbige, blass-olivbraune bis bräunlichgraue Eier. Dafür braucht die Henne etwa 3 Wochen und beginnt dann erst mit der Brut wenn das Gelege fast vollständig ist. Der Rebhahn brütet nicht, wacht aber in der Nestumgebung und holt die Henne zu Brutpausen ab. Nach 23 bis 25 Tagen schlüpfen die Jungen, die mit 13 bis 14 Tagen fliegen können und mit etwa 5 Wochen selbständig sind. Sie bleiben aber bis in den Winter im Familienverband ("Kette"). Das Rebhuhn beschränkt sich in der Regel auf eine Jahresbrut, bei frühem Gelegeverlust ist jedoch ein Nachgelege möglich.
Verbreitung
Das Rebhuhn ist Brutvogel von West-Europa bis ins westliche Zentralsibirien mit Lücken in Süd- und Nord-Europa. Es ist hauptsächlich in tieferen Lagen unterhalb 600 m NN verbreitet. Eingebürgert wurde das Rebhuhn in Nordamerika und Neuseeland.
Bestand
In Europa leben gegenwärtig etwa 1,3 bis 2,6 Millionen Brutpaare (2015). Die größten Bestände gibt es noch in Frankreich mit 650.00 bis 1,2 Millionen Paaren. In Deutschland ist die Rebhuhnpopulation auf einen Rest von vermutlich nicht mehr als 50.000 Brutpaaren geschrumpft. Das Rebhuhn ist in Deutschland außerdem vielerorts lokal ausgestorben, es kommt nur noch in etwa 16% der Jagdreviere vor.
Das Rebhuhn hat vor allem im westeuropäischen Raum seit Anfang der 70er Jahre drastische Bestandseinbußen erlitten. In nahezu allen Ländern wird es bis heute bejagt.
Gefährdung
Hauptursache für den drastischen Bestandsrückgang des Rebhuhns ist die stetige Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft. Der Kollaps der Population ist im Wesentlichen auf drei Ursachen zurückzuführen:
- Verlust von Brutplätzen durch die großflächige Zerstörung von Hecken, Feldrainen und Brachen. Ohne diese extensiven Strukturen kann das Rebhuhn nicht brüten. Flurbereinigungen eliminieren diese Landschaftsbestandteile und tragen damit erheblich zum Bestandseinbruch der Rebhühner bei.
- Insektenmangel in den Feldern durch Pestizideinsatz. Vor allem der Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln verringert drastisch die Artenzahl und Menge von Wildkräutern auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und damit direkt deren Samen als Nahrung und indirekt die Insektendichten.
- Angestiegene Bejagung durch natürliche Feinde und den Menschen. Durch die verarmte Landschaft und fehlende Strukturen ist es für Füchse, Die sich in den letzten Jahren zudem stark vermehrt haben, ein leichtes Spiel, die verbliebenen Rebhühner zu erbeuten. Und trotz des massiven Bestandsrückgangs wird das Rebhuhn noch in fast allen Ländern bejagt.
Quellen
- Eckhard Gottschalk & Werner Beeke (2014): Wie ist der drastische Rückgang des Rebhuhns (Perdix perdix) aufzuhalten? Erfahrungen aus zehn Jahren mit dem Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen. Berichte zum Vogelschutz 51, S. 95 – 116.
- Gedeon K, et al. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten, Münster.
- BirdLife International (2015): Red List of Birds
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