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Der Uhu im Porträt
"Der Uhu-hu, der Uhu-hu, der macht die Fensterläden zu." Wer kennt nicht den Reim aus dem Lied von der Vogelhochzeit. Beinahe aber hätte der Uhu seine "Fensterläden" für immer zugemacht. Noch vor wenigen Jahrzehnten war er in weiten Teilen Europas ausgestorben, trauriger Endpunkt eines gnadenlosen Feldzuges, den die Menschen nach der Erfindung moderner Waffen im 18. Jahrhundert gegen alle großen Beutegreifer als ihre Kochtopfkonkurrenten begonnen hatten, gegen Wolf und Bär, Luchs und Wildkatze und eben auch gegen den Uhu. Die Obrigkeit setzte auf den Uhu Kopfgeld aus, wie viele Erlasse zur "Raubzeugbekämpfung" belegen.
´Uhus als Jagd-Lockvögel
Damit nicht genug. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wurden ungezählte Uhus aus dem Nest genommen zu einem einzigen Zweck: Man brauchte den Uhu als Erfüllungsgehilfen, um Greifvögel und Krähen vor die Flinte zu bekommen. Zeigt sich nämlich ein Uhu am Tage seinen fliegenden Beutetieren, beginnen diese ein großes Spektakel, um den Feind mit vereinten Kräften zu vertreiben. Das machten sich die Jäger zunutze. Ein Uhu, weithin sichtbar auf einen Pflock gesetzt und wehrlos an Lederriemen gefesselt, wurde im Nu zur Zielscheibe von Krähen und Greifvögel. Und diese wiederum zur Zielscheibe des Prämienjägers, der eine Schussweite entfernt aus einer Hütte nur abzudrücken brauchte. Diese Methode ging als "Hüttenjagd", der Uhu als "Hüttenuhu" in die Jagdgeschichte ein.
Der massive Aderlass blieb nicht folgenlos. Um das Jahr 1934 gab es im gesamten deutschen Reich keine hundert Uhupaare mehr. Der Uhu durfte zwar fortan nicht mehr verfolgt werden, das Jagdverbot kam aber zu spät. Dreißig Jahre später lebten bundesweit gerade noch 40 Uhupaare in Bayern, Thüringen und Sachsen. Im übrigen Europa stand es kaum besser um den Uhu, dessen letzte Vertreter sich nur in schwer zugängliche Gebirgsgegenden hatten retten können.
Scheu erst durch Verfolgung
Früher war der Uhu in ganz verschiedenen europäischen Lebensraumtypen zu Hause gewesen. Selten, wild und menschenscheu machte den Uhu erst die Jagd. In Deutschland war trotz Jagdverbots an eine Rückkehr des Uhus nicht zu denken. Die Population war viel zu klein, um die großen Verbreitungslücken jemals wieder schließen zu können.
Dabei wäre es geblieben, hätten Vogelschützer dem Uhu nicht eine neue Chance gegeben. Die Zoologischen Gärten, in die nach dem Verbot der Hüttenjagd viele arbeitslose Hüttenuhus gelangt waren, stellten Jahr für Jahr ihren Uhunachwuchs der "Aktion zur Wiedereinbürgerung des Uhu" zur Verfügung. Die jungen Uhus wurden auf ein Leben in der Natur vorbereitet und in geeigneten Lebensräumen freigelassen - allein zwischen 1974 und 1994 fast dreitausend Vögel. Bald kam es zu ersten Bruten; einsam rufenden Uhus, die keinen Partner fanden, verschafften die Uhuschützer den passenden Partner aus dem Zoo. Wo immer möglich, setzte man den in der Natur brütenden Uhus zu ihren eigenen Jungen ein zoogeborenes Jungtier hinzu.
Gemeinschaftswerk Uhu-Rettung
Das Projekt umfasste aber mehr als Auswilderung, Eheanbahnung und Adoption. Für den Uhu mussten Freunde gefunden werden in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft - und nicht zuletzt unter Jägern. Vor allem mussten die gefährlichen Mittelspannungsmasten entschärft, die Verfüllung von Steinbrüchen gestoppt, der Klettersport eingeschränkt, Brutplätze bewacht, Sponsoren und Spenden beschafft werden. Die Wiederansiedlung des Uhus war schließlich kein staatlich durchgeführtes, mit öffentlichen Mitteln finanziertes Projekt, sondern ein Gemeinschaftswerk von mehr als vierhundert Personen aus unterschiedlichen Organisationen des Naturschutzes. An das Licht der Öffentlichkeit trat das Projekt im September 1965, als der unvergessene Bernhard Grzimek in der Fernsehsendung "Ein Platz für Tiere" über den Uhu und den Versuch, ihn wieder anzusiedeln, berichtete.
Heute, vierzig Jahre später, leben wieder rund eintausend Uhupaare zwischen Holsteinischer Schweiz und Alpen, Eifel und Elbsandsteingebirge. Das ist immerhin ein Drittel des Bestandes, den Experten für die Sicherung der genetischen Vielfalt des Uhus in Deutschland als erforderlich ansehen. Dem Wiederansiedlungsprojekt verdanken sich auch viele Uhuvorkommen in den europäischen Nachbarstaaten. Zum "Vogel des Jahres 2005" wurde der Uhu aber nicht vorrangig gewählt, um an die Anfänge der Wiederansiedlung zu erinnern, sondern seiner Zukunft wegen. Zwar schießt heute niemand mehr auf Uhus, aber bedroht sind sie trotzdem.
Gefährliche Straßen und Stromleitungen
Gefährdungsursache Nummer eins ist der Verkehr. Uhus können die Geschwindigkeit des Straßen- und Schienenverkehrs nicht zuverlässig einschätzen, Straßen und Schienen sind für sie vielmehr ein attraktives Jagdgebiet. Hier finden sie verunglückte Tiere, die leichteste und zugleich gefährlichste Beute, denn der Uhu wird schnell selbst zum Opfer des rasenden Verkehrs. Dass auch Windenergieanlagen am falschen Ort Uhus gefährlich werden können, zeigen die Funde toter Uhus in Windparks.
Die Gefahr für Uhus, an Mittelspannungsmasten zu verunglücken, ist hingegen gebannt. Das Bundesnaturschutzgesetz verpflichtet die Netzbetreiber, bis 2012 die vorhandenen gefährlichen Masten und Bauteile so umzurüsten, dass Vögel vor Stromschlag geschützt sind. Die meisten Netzbetreiber haben das schon von sich aus getan. Für die Oberleitungen der Bahn gilt die Umrüstungspflicht leider nicht. Deshalb wird der Uhu auch weiterhin gerade bei dem in manch anderer Hinsicht umweltfreundlichen Unternehmen Bahn buchstäblich auf der Strecke bleiben - falls die Bahn sich nicht selbst zu Gegenmaßnahmen verpflichtet.
Brutfelsen kletterfrei halten
Probleme bereiten können den Uhus auch Klettersportler am falschen Ort und zur falschen Zeit, trotz aller Naturverbundenheit und Rücksichtnahme. Sie gehen dort ihrem Vergnügen nach, wo Uhus seit jeher Sicherheit gerade vor dem Menschen erwarten: in steilen Felswänden und luftiger Höhe. Ungestörte Felsen sind für den Uhu ganzjährig überlebenswichtig, vor allem aber während der langen Brutzeit, die bis zum Selbstständigwerden der Jungen von Februar bis September reichen kann. Wie schwer die Folgen unbeschränkten Klettersports in Uhulebensräumen sind, zeigen Beobachtungen der "Europäischen Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen" in der Eifel. Dort stürzten immer wieder junge, noch nicht flugfähige Uhus vom Rummel am Fels aufgeschreckt in den Tod.
Im Unterschied zum Zaunkönig, dem Vogel des abgelaufenen Jahres, den jeder Gartenbesitzer leicht schützen kann, müssen für den Uhu größere Anstrengungen unternommen werden. Nach dem Ende von Verfolgung und gelungener Wiederansiedlung warten Uhus nämlich auf die Einlösung des Versprechens, das ihnen in der Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft schon vor einem Vierteljahrhundert gegeben wurde, aber in Deutschland bis heute kaum eingehalten wird: den Schutz ihrer Lebensräume. Dann endlich könnte der Uhu auch die Gegenden Deutschlands zurückerobern, in denen er heute noch fehlt.
Wilhelm Breuer
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