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Jetzt NABU-Mitglied werden!Vogelzählung knackt 150.000-Teilnehmermarke
Ergebnisse der „Stunde der Gartenvögel“
20. Mai 2020 - Fast 160.000 Menschen haben das Muttertagswochende genutzt, um Vögel in Garten, Park oder auf dem Balkon zu zählen. Damit haben sich mehr als doppelt so viele Menschen an der 16. „Stunde der Gartenvögel“ des NABU und seines bayerischen Partners LBV beteiligt. Im vergangenen Jahr hatten gut 76.000 Naturfreund*innen teilgenommen. Insgesamt gab es rund 105.000 Meldungen, knapp 158.000 Teilnehmer*innen und fast 3,2 Millionen gemeldete Vögel. Das ist ein neuer Rekord und die „Stunde der Gartenvögel“ schlägt damit sogar die winterliche Schwesteraktion „Stunde der Wintervögel“, an der im Januar 134.000 Vogelfreund*innen teilgenommen hatten.
Das verstärkte Interesse an der heimischen Natur durch die Corona-Krise und das beunruhigende Blaumeisensterben haben vermutlich deutlich mehr Menschen bewegt, bei unserer Vogelzählung mitzumachen.
Im Mittelpunkt des Interesses der diesjährigen Zählung stand die Blaumeise. Seit Anfang März waren beim NABU vermehrt Berichte über kranke und tote Blaumeisen eingegangen. Bis heute registrierte der NABU 19.000 solcher Meldungen, die 35.000 verstorbene Vögel betreffen. Als Ursache wurde inzwischen das Bakterium Suttonella ornithocola identifiziert, das offensichtlich ausschließlich bei Meisenarten Lungenentzündungen verursacht. Die in Deutschland bisher einmalige Vogel-Epidemie flaut seit Ende April deutlich ab. Bundesweit betrachtet sind 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet worden. Statt 2,16 Blaumeisen pro Meldung sind es in diesem Jahr nur noch 1,66 – mit Abstand der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen im Jahr 2005.
Um herauszufinden, ob der Rückgang wirklich auf das Konto der Epidemie geht, wurde inzwischen für jeden Landkreis und jeden Postleitzahlen-Bereich die Veränderungen der Blaumeisenzahlen gegenüber 2019 mit der Anzahl gemeldeter kranker Meisen verglichen. Es ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang. Je mehr Berichte erkrankter und toter Meisen aus einem Landkreis beim NABU ankamen, desto größer waren dort auch die Bestandsrückgänge. Wir können daher davon ausgehen, dass zumindest ein Teil des Rückgangs direkt auf das Blaumeisensterben zurückzuführen ist. Dass auch noch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, ist nicht auszuschließen.
Bei einem Gesamtbestand von 7,9 Millionen erwachsenen Blaumeisen in Deutschland, den der jüngste offizielle Bericht zur Lage der Vogelwelt ausweist, entspräche ein Rückgang um 22 Prozent gut 1,7 Millionen Vögeln – vorausgesetzt, dass der im Siedlungsraum bei der „Stunde der Gartenvögel“ festgestellte Verlust, auch im Wald in gleicher Weise auftritt. Nur etwa ein Drittel aller Blaumeisen Deutschlands brütet in Dörfern und Städten, die Mehrzahl in Wäldern.
Im Durchschnitt konnten die Teilnehmer der Aktion in diesem Jahr innerhalb einer Stunde knapp 31 Vogelindividuen von gut elf verschiedenen Arten entdecken, bestimmen und melden.
Wie immer in den letzten Jahren war der Haussperling mit 5,3 Vögeln pro Garten der häufigste Gartenvogel. In den frühen Jahren der Aktion konnte die Amsel den Spatz dreimal überflügeln. Doch seit dem Aufkommen des Usutu-Virus vor zehn Jahren nehmen die Amselzahlen ab. Immerhin konnte sie in diesem Jahr mit 2,91 Vögeln pro Garten das Ergebnis des Vorjahres halten. Wie in jedem Jahr ist die Amsel aber weiterhin Deutschlands zuverlässigster Gartenvogel: Sie wurde in 94 Prozent aller Gärten innerhalb einer Stunde gesehen.
Große Verlierer dieses Jahres sind neben der Blaumeise auch der Star und – wie schon in den Vorjahren – der Grünfink. Auch beim kleinen Zaunkönig sinken die Zahlen konstant von Jahr zu Jahr. Bei den größten Sorgenkindern unter den Siedlungsvögeln, Mehlschwalbe und Mauersegler wiederholten sich die katastrophalen Ergebnisse der Vorjahres zum Glück nicht, aber sie sind weiter weit entfernt von früheren Bestandszahlen.
Zu den Gewinnern zählen vor allem Ringeltaube und Türkentaube, die beide ihr bisheriges Bestergebnis einfliegen. Auch bei Eichelhäher und Buntspecht ist kein Ende des zunehmenden Trends in Sicht.
Ergebniskarte und TABELLE
Wie viele Vögel welcher Art wurden bundesweit, pro Bundesland oder pro Landkreis gemeldet? Welcher Vogel rückt vor, welcher schwächelt? Interaktive Karten und Listen mit Live-Darstellung der Ergebnisse und Vergleich mit den Vorjahren. Mehr →
Mehr Teilnehmer*innen denn je
10. Mai, 20 Uhr - Es gibt einen neuen Teilnahmerekord bei der „Stunde der Gartenvögel“. Im 16. Jahr der Mitmach-Aktion wurde die Gesamtteilnehmerzahl des Vorjahres schon am Sonntagabend um 18 Uhr übertroffen. Und weitere Meldungen gehen nach wie vor im Minutentakt beim NABU ein. Inzwischen haben rund 90.000 Vogelfreund*innen dem NABU Daten zu 1,8 Millionen Vögeln aus 60.000 Gärten übermittelt. Und die Aktion ist noch nicht beendet: Gezählt wird nur noch bis Sonntagabend. Meldeschluss ist der 18. Mai.
9. Mai, 20 Uhr - Während vergangenes Jahr am Samstagabend erstmals die 10.000-Teilnehmer*innen-Marke geknackt wurde, ging soeben die 20.000. Vogelmeldung beim NABU ein. Die Einschränkungen zur Eindämmung des Corona-Virus bescheren der NABU-Webseite seit Wochen deutlich mehr Zugriffe. Besonders erfreulich ist es, jetzt zu sehen, dass nicht nur großes Interesse an den Inhalten besteht, sondern auch die Bereitschaft, sich aktiv beim größten Citizenscience-Projekt „Stunde der Gartenvögel“ zu beteiligen.
Die Zahl der gemeldeten Vögel pro Garten geht mit Fortschreiten des Meldewochenendes weiter zurück. Die besorgniserregenden Trends bei Meisen, Star und Grünfink setzen sich weiter fort: Für Blaumeise und Kohlmeise wird es 2020 Minusrekorde geben. Durchschnittlich kommen weniger als zwei Blaumeisen in einem Garten vor. Noch kann die Blaumeise aber den sechsten Platz in der Rangliste der häufigsten Vögel halten. Beim Star gibt es deutliche Verluste zu verzeichnen. Die Ursache ist hier noch unklar. Der Grünfink ist erstmals im Durchschnitt weniger als einmal im Garten zu sehen. Hier spielt immer noch der Befall durch Trichomonaden eine Rolle.
Eine leichte Erholung können wir bei Mehl- und Rauchschwalbe und Mauersegler erkennen. Ihre schlechten Ergebnisse vom Vorjahr werden übertroffen, beim Mauersegler sogar recht deutlich. Jedoch kann dieser Zuwachs die Verluste der vergangenen 15 Jahre keinesfalls wettmachen. Ein Grund für die Zunahme können Spätankömmlinge aus dem Süden sein. Denn genau am Aktionswochenende kehren immer noch viele Schwalben und Mauersegler aus dem Süden zurück. Wer am Samstag gezählt hat, hatte eine deutlich höhere Chance einen Mauersegler oder eine Mehlschwalbe zu entdecken, als am Freitag.
So wenig Blaumeisen wie nie
8. Mai, 21 Uhr - Die „Stunde der Gartenvögel 2020“ ist, was die Teilnehmerzahlen angeht, auf Rekordkurs. Bis Freitagabend haben mehr als 8.200 Vogelfreund*innen über 5.600 Meldungen an den NABU übermittelt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Steigerung von 60 Prozent. Größte Steigerungen zum Vorjahr gab es im Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen, von wo aus auch die meisten Meldungen zum Meisensterben kamen, und in Berlin, wo heute Feiertag war.
Bei den Blaumeisen-Zahlen scheinen sich die Befürchtungen der Vogelexperten zu bewahrheiten. Die Blaumeise hat jetzt schon das niedrigste Ergebnis aller Zeiten. Mit nur knapp mehr als zwei Blaumeisen pro Garten ist hier ein deutlich im Minus gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Es ist der schlechteste Wert seit Beginn der Zählung im Jahr 2005. Erfahrungsgemäß sinken die Durchschnittswerte im Lauf der Zählaktion noch deutlich ab. Das Blaumeisensterben führt vor allem in den Epidemiegebieten zu deutlichen Rückgängen. Auch bei der Kohlmeise könnte es ein Rekord-Negativergebnis geben. Der derzeitige Zwischenwert ist der drittschlechteste seit 2005. Der absehbare Rückgang ist aber deutlich milder als bei den Blaumeisen.
Bei den Sorgenkindern von 2019 gibt es nur teilweise Erholung: Die Amsel verzeichnete ein Rekordminus, nachdem 2018 viele Individuen dem Usutu-Virus zum Opfer gefallen wurden. Das heutige Zwischenergebnis sieht nach einer teilweisen Erholung aus. Doch auch hier wird noch ein Rückgang der Zahlen erwartet. Auch beim Grünfink scheint es weiter deutlich bergab zu gehen.
Für Mehlschwalbe und Mauersegler, die beide im letzten Jahr ein Katastrophenergebnis erzielten, sieht es dieses Jahr besser aus: Beim Mauersegler nehmen die Zahlen zu. Bei der Mehlschwalbe sieht es stabil aus, sodass das Ergebnis wohl nicht schlechter als letztes Jahr wird.
Es deutet sich an, dass die Anzahl der gemeldeten Vögel pro Garten insgesamt geringer ausfallen wird. Allerdings kann hier auch eine Rolle spielen, dass es 2020 deutlich mehr Personen gibt, die zum ersten Mal an der Aktion teilnehmen. Aufgrund der langjährigen Erfassung der Daten (auch zur wiederholten Teilnahme) ist es den NABU-Vogelexperten möglich, die tatsächlichen Trends in der Vogelwelt zu berechnen. Und hierfür gilt nach wie vor: Je mehr Personen teilnehmen, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse.
Mehr zur Aktion
Vögel in der Nähe beobachten, an einer bundesweiten Aktion teilnehmen und dabei tolle Preise gewinnen – all das vereint die „Stunde der Gartenvögel“. Jedes Jahr am zweiten Maiwochenende sind alle Naturfreund*innen aufgerufen, Vögel zu notieren und dem NABU zu melden. Mehr →
Zählen Sie eine Stunde lang Vögel – egal ob im Garten, vom Balkon aus oder im benachbarten Park. Notieren Sie die höchste Anzahl von jeder Art, die Sie gleichzeitig sehen. So werden Vögel, die wegflattern und wiederkommen, nicht doppelt gezählt. Mehr →