8 Hektar junger Eichenwald stehen am Tollensesee zum Verkauf. Genau jetzt zum Fest. Wenn wir sie gemeinsam erwerben, kann er sich zum für alle Zeit ungestörten, artenreichen Urwald entwickeln.
Jetzt spenden!Heckenschutz geht nur gemeinsam
Engagement von NABU-Gruppen und Landwirt*innen
Einst gehörten sie zum Landschaftsbild, doch immer weniger von ihnen säumen Äcker und Wege. „In den 70ern wurden Hecken in vielen Bundesländern im Zuge der Flurbereinigung drastisch reduziert“, erklärt NABU-Agrarreferentin Laura Henningson. So sollten Flächen einfacher neu aufgeteilt und begradigt werden, um immer größer werdenden Maschinen den Zugang und die Bewirtschaftung zu erleichtern.
„Vor allem in trockenen Gebieten wie in Brandenburg ist das ein riesiges Problem. Gerade dort bräuchte es Hecken, die bei viel Wind oder Starkregen vor Erosionen schützen“, so Henningson. Zudem können sie Verbindungen zwischen geschützten Biotopen und anderen Lebensräumen wie beispielsweise Wäldern, Kleingewässern und Wasserläufen schaffen und somit als Wanderkorridore für Tiere dienen.
Im Dickicht können diese das ganze Jahr über leben und Nahrung finden. „Größere Tiere wie Rehe oder Füchse bewegen sich lieber in ihrem Schutz fort, anstatt auf freien Feldern zu laufen. Wir und die Tierwelt brauchen mehr Hecken“, fasst Henningson zusammen. Zumindest überall dort, wo es sinnvoll ist. In Wiesenschutzgebieten oder Offenlandflächen, in denen Arten wie die Uferschnepfe oder der Kiebitz brüten, könnte man sie durch Hecken vertreiben. Sie sind angewiesen auf einen offenen, strukturarmen Lebensraum, unter anderem, weil sie am Boden brüten und freie Sicht brauchen.
Erster Schritt: Flächendeckende Förderung
Doch besonders in trockenen Regionen oder dort, wo der Boden ohnehin wenig ertragreich ist, lohnt es sich, Hecken zu pflanzen. An geeignet große Flächen komme man meist nur über die lokalen Landwirt*innen, denen sie gehören und die beim Anlegen und Pflegen des Strauchwerks kooperieren wollen. „Viele wissen um die Vorteile von Hecken. Allerdings ist die Bereitschaft, sie auf ihren besten Böden anzupflanzen, verständlicherweise gering“, berichtet Henningson.
Hinzu komme, dass die Bundesländer entweder keine oder unterschiedlich hohe Fördermittel für die Bepflanzung bereitstellen. „Der NABU fordert eine flächendeckende finanzielle Unterstützung der Landwirt*innen, auch bei der Pflege der Hecken.“ Denn nicht überall finden sich so engagierte Gruppen wie in Altenkirchen am Rande des Westerwalds.
Hecken
Hecken sind Strukturelemente aus Gehölzen, Sträuchern und Bäumen in der freien Landschaft. Sie sollten mit einheimischen Pflanzen und mehrschichtig angelegt werden, mit einer Boden-, Kraut-, Strauch- und Baumschicht. Den äußeren Rand säumen Gräser und Blütenpflanzen. In den mittleren Bereich kommen kleine bis mittelgroße Sträucher und einzelne eher kleine Bäume. Im ersten Jahr der Pflanzung ist mehr Pflege (wässern und vor Verbiss schützen) notwendig als danach.
Zweiter Schritt: Kooperation
Seit über 20 Jahren pflegen Aktive des örtlichen NABU im Ölferbachtal und dem Driescheider Bachtal ehrenamtlich das Buschwerk. Ermöglicht hat dies ein lokaler Nebenerwerbslandwirt und Naturschützer. „Wegbegleitend haben wir gemeinsam mit ihm mehrere Hundert Meter Hecken angepflanzt und gepflegt. Inzwischen ist er verstorben, und wir stehen mit seinen Erben, die die Heulandwirtschaft weiterführen, in gutem Kontakt. Ein richtiger Glücksfall“, sagt Jutta Seifert, Vorsitzende des NABU Altenkirchen.
Die Bepflanzung legten sie zwei- bis vierreihig mit bis zu sechs Metern Breite an. Sie wählten heimische, an den Standort angepasste Gehölze wie Kornelkirsche, Pfaffenhütchen, Schlehe, Hasel, Holunder und Hundsrose. Gepflanzt wurde in versetzten Reihen, mit einem Abstand von jeweils einem bis anderthalb Metern zwischen den Pflanzen einer Reihe. „Mit ca. vier Metern Abstand vom Heckenrand zum Acker oder Grünland lassen sich sogar noch blütenreiche Säume mit regionalem Saatgut entwickeln“, so Seifert.
Die richtige Pflege
„Wir setzen die Hecke regelmäßig ‚auf den Stock‘, damit sie nicht zu einer Baumreihe auswächst. Das heißt, wir sägen knapp über dem Boden ab, aber immer nur in Abschnitten von maximal einem Fünftel der gesamten Länge.“ Die einzelnen Abschnitte kommen etwa alle zehn Jahre wieder an die Reihe. So entsteht ein vielfältiges, altersgestuftes Geäst. „Geschnitten wird natürlich nicht zur Brutzeit, damit Tiere nicht ihren Lebensraum verlieren.“
Über die Jahre haben die Aktiven einiges an Erfahrungen zu möglichst ökologischen und gleichzeitig gut pflegbaren Hecken gesammelt. „Wir würden heute weniger der dominanten, schnell wachsenden und schattenwerfenden Gehölze wie beispielsweise Hasel pflanzen und die Konkurrenzfähigkeit ihrer benachbarten Sträucher stärker berücksichtigen. Die Schlehe würden wir bei angrenzendem Grünland nicht mehr reinpflanzen. Sie schafft es, ganze Weiden zu überwachsen oder im Acker lästig zu werden“, berichtet Seifert.
Da es mit dem ähnlich dichten und dornig wachsenden Weißdorn – damit der Neuntöter weiterhin seine erbeuteten Käfer aufspießen kann – eine passende Alternative gebe, sei das ein guter kleiner Schritt für eine reibungslose, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Naturschützer*innen und Landwirtschaft.
Lisa Gebhard (Naturschutz heute 3/23)
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