NABU-Projekt „Meere ohne Plastik“
Aufräumen, Fortbilden und Vorbeugen
Mehr als zehn Millionen Tonnen Kunststoffabfälle gelangen jedes Jahr allein von Land in die Weltmeere. Seevögel fressen Plastik und bauen ihre Nester daraus, Schildkröten und Delfine verfangen sich in altem Tauwerk oder Netzresten und eine Armada aus Mikroplastik flutet das marine Nahrungsnetz.
Auch die Nord- und Ostsee sind davon betroffen. An Fehmarns Stränden finden sich auf 100 Meter Küste durchschnittlich 70 Müllteile unterschiedlichster Größe, an der Wattenmeerküste Deutschlands und der Niederlande sind es fast 390 Teile, gut Dreiviertel aus Kunststoff. Wissenschaftler schätzen, dass allein am Grund der Nordsee mehr als 600.000 Kubikmeter Müll lagern. Eine Menge, die den Kölner Dom 1,5 mal füllen könnte. Und der Plastikstrom versiegt nicht. Es ist höchste Zeit zu handeln! Und jeder kann dabei helfen.
Jubiläum: 10 Jahre NABU-Projekt „Meere ohne Plastik“
Zehn Highlights aus zehn Jahren
Vor zehn Jahren startete das NABU-Projekt „Meere ohne Plastik“. Im Mai 2021 blicken wir im Rahmen unserer Jubiläumswoche auf die vielen Aktionen und Erfolge zurück - aber auch nach vorn. Denn leider gibt es noch viel zu tun.
2011: Projektstart von Fishing for Litter: Burgstaaken und Heiligenhafen an der Ostsee wurden als Fishing for Litter-Häfen eingerichtet, erstes Strandmüll-Monitoring auf Fehmarn fand statt
2012: Erster Fishing for Litter-Hafen an der Nordsee wurde eröffnet, Entwicklung erster Partnerschaften mit Wasserport-Verbänden zu Thema Müll im Meer
2013: Eine Tonne Müll aus dem Meer gefischt, Land Niedersachsen steigt in die Finanzierung von Fishing for Litter ein
2014: Dialogreise zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit mit dem Segelschiff LOVIS zum Thema Meeresmüll. 1 Woche, 211 Seemeilen, vier Häfen, 35 NABU-Aktive, 14 Aktionen und Formate von Infostand bis Filmlounge, Clean-Up-Aktion mit 800 gesammelten Zigarettenkippen
2015: Kommunales Projekt „Im Meer weniger Plastik“ mit NABU-Unterstützung auf Fehmarn gestartet. Als eine der ersten Kommunen in Deutschland agiert Fehmarn gegen Plastiktüten im Einzelhandel, NABU unterstützt Entwicklung von Aktionsplänen gegen Meeresmüll, NABU-Studie zum Müllmangement in ausgesuchten deutschen Häfen
2016: Pilotprojekt Mehrweg fürs Meer startet auf Fehmarn, Launch der Plattform Gewaesseretter.de, vier starke Partner für ein Ziel: Saubere Meere und Gewässer, mit Unterstützung unseres Cleanup-Partners 2016, der REWEGroup, nehmen fast 600 Teilnehmer*innen bei Cleanup-Aktionen zum Küstenputztag teil
2017: Auf 20,2 Kilometern Strand Müllbelastungen systematisch dokumentiert
2018: Fischer aus 16 Häfen nehmen mittlerweile an Fishing for Litter teil
2019: 20 Partnerbetriebe auf Fehmarn haben sich dem Projekt Mehrweg fürs Meer angeschlossen, NABU veröffentlicht zwölf Kernforderungen an Politik und Industrie zum Thema Meeresmüll, 49 Aktionen zum Küstenputztag
2020: durch Fishing for Litter mehr als 62 Tonnen Abfall vom Meeresboden gefischt
2021: Jubiläum: 10 Jahre Meere-ohne-Plastik
Um dem Müllproblem vor unserer eigenen Haustür etwas entgegenzusetzen, hat der NABU im Jahr 2010 das Projekt „Meere ohne Plastik“ gestartet. Darin erarbeitet der NABU Informationsmaterialien für und mit Fischern und Wassersportlern. Wir organisieren Reinigungsaktionen an Stränden und Flussufern und unterstützten das Umweltmonitoring an der Nord- und Ostseeküste.
In Politik und Wirtschaft setzen wir uns aktiv für eine bessere Abfallentsorgung in Häfen ein und entwickeln gemeinsam mit Küstenkommunen Maßnahmen, die den Eintrag von Müll ins Meer verhindern sollen . Denn nur so können wir die Müllkippe Meer verhindern - wenn wir Abfälle vermeiden, Ressourcen schonen und unsere Produktlandschaft auf Mehrweg und Langlebigkeit ausrichten. Dafür arbeitet der NABU auch mit verschiedenen privatwirtschaftlichen Partnern zusammen. So unterstützt zum Beispiel Veolia Aktivitäten des NABU im Projekt Meere ohne Plastik und Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland die Aufarbeitung gefischter Abfälle aus dem NABU-Projekt Fishing for Litter in Zusammenarbeit mit der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Inzwischen ist Fishing for Litter eine Erfolgsgeschichte. Mithilfe der Küstenbundesländer ist eine effektive Logistik zur Müllentsorgung entstanden. Bis heute haben die Fischer*innen in 18 Häfen 62.100 Kilogramm Müll aus Nord- und Ostsee gefischt. Mit der Hochschule Magdeburg-Stendal wurde dabei untersucht, ob die gefischten Abfälle wiederverwertbar sind und wie sich die Kunststoffe im Meerwasser verhalten und zersetzen.
Hoffnung für die vermüllten Meere bietet die europäische Einwegkunststoff-Richtlinie. Sie wird 2021 in Deutschland umgesetzt und verbietet nicht nur sinnlose und für die Natur gefährliche Einwegprodukte, sondern nimmt auch die Hersteller von Plastikprodukten stärker in die Pflicht. Dabei braucht es einen langen Atem, denn hier geht es um unseren täglichen Konsum und Fragen von Ressourcenschonung und Lebensstilen.
Das Thema Müll im Meer ist nach einem guten Jahrzehnt in der gesellschaftspolitischen Diskussion angekommen. Und das NABU Projekt „Meere ohne Plastik“ hat seinen Teil dazu beigetragen.
Infografiken zum Download
Downloads:
Das EU-Verbot zu Einwegplastik zeigt: Der Regelungsumfang des Verbots ist „überschaubar“. To-Go-Verpackungen oder Getränkebecher aus Plastik werden auch zukünftig nicht aus der Gastronomie verschwinden. Der NABU setzt auf eine Mehrweg-Förderung. Mehr →
Wir finden sie leider überall: An der deutschen Ostseeküste machen Zigarettenkippen ungefähr neun Prozent aller Müllfunde aus. Beim deutschlandweiten Küstenputztag im Jahr 2020 wurden mehr als 9.300 Zigarettenstummel gesammelt und entsorgt. Das muss sich ändern. Mehr →
Sie möchten Natur und Umwelt von achtlos weggeworfenem Müll befreien oder haben es bereits? Starten Sie mit unserem Gewässerretter-Portal eine eigene Sammelaktion, schließen Sie sich einer in Ihrer Umgebung an oder melden Sie uns spontan gefundenen Müll! Mehr →
Plastikmüll im Meer bedroht unsere Meere und seine Bewohner. In einer interaktiven Animation verdeutlichen wir die immensen Gefahren des Müllproblems und zeigen, was der NABU dagegen tut. Begeben Sie sich mit uns auf virtuelle Entdeckungsreise! Mehr →
Im Kampf gegen die Vermüllung der Ostsee hat der NABU mit lokalen Partnern im September 2016 ein neues Projekt gestartet: Auf der Insel Fehmarn können Strandurlauber*innen bei ausgewählten gastronomischen Einrichtungen umweltfreundliches Mehrweg- statt Einweggeschirr benutzen. Mehr →
Gemeinsam mit Fischern hat der NABU dem Müll im Meer den Kampf angesagt. Denn auch die deutschen Küstenfischer an Nord- und Ostsee finden in ihren Netzen immer mehr Abfall. Auch Schleswig-Holstein und Niedersachsen beteiligen sich an dem Projekt. Mehr →
Jedes Jahr beteiligen sich hunderte freiwillige Helfer*innen am Coastal Cleanup Day und reinigen bei etlichen Aktionen deutschlandweit Küsten, Flussufer und Seen. Tausende Kilogramm Müll fallen dabei an. Oft sind es Plastikteile und Coffee-to-go-Becher. Mehr →