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Jetzt Informieren!Energetische Gebäudesanierung rechnet sich
NABU mahnt zu Sachlichkeit und Vernunft in der Debatte


05. April 2013 -
Ohne energetische Gebäudesanierung keine Energiewende – darin sind sich alle einig, außer der Zeitung „Die Welt“. In einer Modellrechnung sagt das Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Prognos für die KfW-Bankengruppe voraus, dass sich die bis 2050 getätigten Investitionen in Gebäude in Höhe von 838 Milliarden Euro „nur“ zu 370 Milliarden aus den Energieeinsparungen refinanzieren ließen. Die Schlussfolgerung des „Welt“-Autors: Die Investitionen in Wärmedämmung seien „Wahnsinn“ und „Geldverschwendung“, die Kosten überstiegen die Einsparungen.Bei den Kosten der Modernisierung von Gebäuden muss zwischen den Vollkosten und den energiebedingten Mehrkosten unterschieden werden.
Als Vollkosten werden alle Kosten von Sanierungsmaßnahmen an energetisch relevanten Bauteilen bezeichnet. Die energiebedingten Mehrkosten umfassen nur die Kosten, die zusätzlich zur reinen Instandhaltungsmaßnahme entstehen. Dazu gehören zum Beispiel die Kosten für die Wärmedämmung inklusive deren Befestigung, nicht aber die Kosten, die ohnehin entstanden wären, also beispielsweise die Einrüstung des Gebäudes oder ein neuer Anstrich.
Für die Berechnungen ging Prognos von durchschnittlich 180 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche für die energetischen Mehrkosten aus, bei Gesamtkosten von 355 bis 475 Euro pro Quadratmeter. Damit entfallen etwa 40 Prozent der Kosten auf den energiesparenden Mehraufwand, 60 Prozent der Kosten fallen ohnehin an. Experten empfehlen daher, den Anlass einer ohnehin anstehenden Modernisierung auch für energieeinsparende Maßnahmen zu nutzen, um Kosten zu vermeiden und Investitions-, Sanierungs- und Lebenszyklen von Bauteilen in Einklang miteinander zu bringen.
Unterm Strich 35 Milliarden Euro Energiekosteneinsparung
Im Ergebnis stehen bei Prognos 335 Milliarden Euro für den energetischen Mehraufwand 370 Milliarden Euro Energiekosteneinsparung gegenüber. Ein deutliches Plus für die Einspareffekte von 35 Milliarden Euro. Der Rest der Kosten sind ohnehin anfallende Investitionen in die Modernisierung aus Gründen der Instandhaltung oder Instandsetzung, die der Steigerung der Wohn- und Lebensqualität dienen und im Prognos-Gutachten unberücksichtigt blieben. Zudem wurden äußerst geringe Energiepreissteigerungen von real ein Prozent pro Jahr unterstellt. In den vergangenen zwanzig Jahren kletterten die Energiepreise für Verbraucher aber laut Bundeswirtschaftsministerium beispielsweise für Heizöl um sieben Prozent und für Erdgas um drei Prozent pro Jahr! Energieeinsparung ist im Gebäudesektor also auch wirtschaftlich absolut notwendig. Ohne diese keine Energiewende. Ebenfalls monetär unberücksichtigt blieb in der Studie die mit der Modernisierung einhergehende Wertsteigerung der Gebäude.
Das Einschießen auf die Wärmedämmung scheint bei der Zeitung Tradition zu haben. Bereits 2010, als die Bundesregierung ihr Energiekonzept veröffentlichte, bezeichnete sie die energetische Modernisierung als viel zu teuer. Damals setzte sie die Höhe der Kosten von angeblichen 2,4 Billionen Euro in die Welt. Wie sich jetzt herausstellt, basierte schon diese Zahl auf unseriösen Berechnungen. Genauso wie die Fixierung auf die – angeblich negative - Wärmedämmung der Wände. Denn es gibt daneben eine Vielzahl an alternativen Maßnahmen, zum Beispiel das Dämmen von Dach und Kellerdecke, das Einsetzen von dreifachverglasten Fenstern und den Einbau von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, modernen Heizungen, Solaranlagen, Blockheizkraftwerken. Zum anderen gibt es für die verwendeten Dämmstoffe viele – auch ökologische - Alternativen wie Mineral- und Holzfasern, Zellulose, Hanf oder Schafswolle.
Positive Aspekte der Studie nicht berücksichtigt
Die positiven Botschaften der Studie gingen leider in der Berichterstattung völlig unter. So sorgen die EBS-Programme der KfW-Bankengruppe für viele positive volkswirtschaftliche Effekte. Sie sparen nicht nur Kohlendioxid und Energie ein und entlasten damit Hauseigentümer und Mieter von teuren Energiekosten, sie sichern und schaffen auch Arbeitsplätze in Deutschland und generieren Steuereinnahmen in Höhe von 130 Milliarden Euro. Gegenüber dem Fördermitteleinsatz bis 2050 von 91 Milliarden Euro ein deutliches Plus auch für Staat und Kommunen.
Die weitere Botschaft von Prognos, die bereits 2011 auch für den NABU gerechnet hatten: Es bedarf weit größerer Anstrengungen, um die Ziele im Gebäudebereich zu erreichen. Statt die Programme der KfW also abzuschaffen, wie es „Die Welt“ mit ihrem Artikel suggeriert, braucht es zusätzliche Fördermittel, wirtschaftliche Anreize und eine Beratungsoffensive, wie der NABU in einer neu gegründeten Allianz Gebäudesanierung einfordert.
Artikel in der „Welt“ vom 29. März 2013
Zur Studie der Prognos AG