Petra Gatz - Foto: NABU
Bei Anruf wird geholfen
Einblicke in unser NABU-Fledermaustelefon
Schon mal gehört, dass Fledermäuse gern Pellkartoffeln essen? Nein? Petra Gatz vom NABU Hessen schon. Sie betreut gemeinsam mit Otto Schäfer (ebenfalls Hessen), Britta Wesche* vom NABU Schleswig-Holstein und Cosima Lindemann vom NABU Rheinland-Pfalz das seit einem Jahr bestehende Fledermaustelefon des NABU. „Es gab großen Beratungsbedarf, und da haben wir uns entschieden ein bundesweites Fledernmaustelefon einzurichten, die täglich, in den Sommermonaten aber auch am Wochenende, erreichbar ist“, erzählt Sebastian Kolberg, Fledermausexperte beim NABU-Bundesverband. Ohne den Einsatz der Expert*innen bei den Landesverbänden wäre dies aber nicht möglich gewesen.
*Britta Wesche ist im Jahr 2021 leider im Alter von 59 Jahren verstorben. Ein Nachruf.
Doch warum dieser Aufwand? In Deutschland sind 25 der 44 in Europa vorkommenden Fledermausarten heimisch, einige sind jedoch vom Aussterben bedroht. Die Tiere sind europaweit gesetzlich streng geschützt. Gründe für den Bestandsrückgang einiger Fledermausarten sind unter anderem der Einsatz von Pestiziden in Land- und Forstwirtschaft, Quartierszerstörung durch Gebäudesanierung, der Einsatz von Holzschutzmitteln im Dachboden, Höhlentourismus oder nicht naturschutzfachlich geplante Windenergieanlagen. Zwischen Ende Mai und Ende Juni werden die Jungtiere der Fledermäuse geboren. In dieser Zeit ist die Aktivität der Tiere besonders hoch und die Begegnungen zwischen Mensch und Fledermaus nehmen stetig zu.
Aufklärung tut not
Dank Petra, Otto, Britta und Cosima, werden nun am Telefon Fragen zu Einflugsfällen besprochen, Angst vor Fledermäusen genommen und Aufklärungsarbeit geleistet. Wenn wir unseren Tagesdienst machen, dann ist von Anfang bis Ende der Sprechzeiten Telefonieren angesagt. Aber jede*r Anrufer*in ist willkommen, wird angehört, informiert und beraten, denn dafür sind wir da und das macht auch tierisch Spaß“, so Petra Gatz. Der Mann mit den Pellkartoffeln war fest davon überzeugt, dass diese von Fledermäusen gefressen wurden, auf die Idee, dass es einfach Mäuse – also die „Bodentruppe“, wie Gatz erzählt – gewesen sein könnten, war er nicht gekommen. Er wollte so gerne Fledermäuse in der Wohnung haben. „Leute, die misstrauisch sind und Vorurteile haben, informieren sich dagegen am besten“, sagt sie. Dann sei es wichtig, dass am Telefon wirklich Expert*innen säßen, die schon jahrelang mit Fledermäusen zu tun hätten, und auch als kompetent wahrgenommen würden. „Am Ende der Gespräche werden wir oft gelobt, und das fruchtet richtig bei den Leuten, was wir so zu erzählen haben.“
In den Sommermonaten erhöht sich die Anruferdichte
Ab August klingelt das Telefon am häufigsten, denn dann kommt es oft zu Wohnungseinflügen. „Um kurz vor neun rufen dann aber auch die Angstpatienten an“, erzählt Britta Wesche. „Die haben oft fiktive Ideen, zum Beispiel, dass bei Spaziergängen ihnen die Fledermaus auf den Kopf spucken könnte und sie dann Tollwut bekommen.“ Nach einem Telefonat mit Wesche, die sogar zu Hause Fledermauspfleglinge betreut und zum größten Teil wieder auswildert, meldete sich eine Anruferin zu einer Fledermausführung an, um ihre Angst abzubauen.
Schnelle praktische Hilfe
Tollwut und andere Krankheiten sind immer wieder bei allen Telefonbetreuer*innen ein Thema. „Die Angst, sich mit Tollwut anzustecken, ist weit verbreitet, dabei muss dafür schon richtiger Kontakt über die Schleimhaut oder über Wunden gegeben sein“, so Otto Schäfer. Gerade im Sommer kommt es zu häufigen Einflügen ins Haus, zum Beispiel über gekippte Fenster. Dabei können die Fledermäuse im Spalt hängen bleiben oder sie landen in Gefäßen, aus denen sie bei glatter Fläche nicht von alleine wieder hinauskommen. „Oft folgen dann mehrere Fledermäuse nach, denn einige Arten rufen um Hilfe.“ Mehr als eine Fledermaus in der Wohnung kann natürlich angsteinflößend sein, trotzdem versuchen die NABU-Expert*innen zu beruhigen, denn mit einem Handtuch zu schlagen, erschreckt die Tiere nur umso mehr.
„Die Abneigung gegen Fledermäuse ist leider weit verbreitet, dabei sind sie so spannende Tiere. Sie sind geheimnisvolle Mitbewohner mitten unter uns, die als Säugetiere schon so lange so erfolgreich sind“, sagt Cosima Lindemann. „Am häufigsten führen wir aber einfache Informationsgespräche oder Beratungsgespräche.“ 2015 gab es allein 544 Gespräche, bei denen allgemeine Fragen zu Fledermäusen abgefragt wurden. Dabei geht es unter anderem darum, was man mit Fundtieren macht, wie ein Quartier beschaffen sein muss oder was beim Hausumbau beachtet werden sollte. Die NABU-Expert*innen vermitteln Ansprechpartner*innen vor Ort oder geben praktische Tipps. Ob als Quereinsteiger oder durchs Studium, alle haben ihr Wissen über die Jahre immer weiter ausgebaut, und vor allem: Ihre Faszination für die Tiere ist mit den Jahren immer gestiegen. „Das wollen wir den Anrufern mitgeben“, so Gatz.
Nicole Flöper
Können Fledermäuse Krankheiten übertragen? Und was soll ich tun, wenn ich eine Fledermaus finde? Diese und viele andere Fragen werden in unseren FAQs beantwortet. Wer hier nicht fündig wird, ruft einfach das NABU-Fledermaustelefon an. Mehr →
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