Jedes Jahr werden über 25 Millionen Zugvögel im Mittelmeerraum gefangen oder getötet. Mit einer Zugvogel-Patenschaft leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Zugvögel.
Jetzt Informieren!Herold des Frühlings
Der Kuckuck im Wandel der Zeiten
Über die Biologie des Kuckucks rätselten die Menschen aber Jahrhunderte lang. So glaubte man aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeit mit dem Sperber, der Kuckuck verwandle sich im Spätsommer in diesen Greifvogel. Als man vom Vogelzug noch nichts wusste, musste man eben erklären, wo die im Sommer beobachteten Vögel geblieben waren.
Die Naturkunde hat sich schon früh und sehr intensiv mit dem Kuckuck beschäftigt. In allen Werken geht es dabei fast immer um die zwei hervorstechendsten Eigenschaften des Frühlingsboten: um seinen Ruf und um seine einmalige Fortpflanzungsweise. Dass der Kuckuck nicht selber Nester baut, sondern seine Eier in die Nester anderer Vögel legt und seine Jungen von diesen aufziehen lässt, weiß schon Aristoteles und beruft sich dabei auf direkte Beobachtungen.
Der antike Philosoph macht sich Gedanken über den Grund für das merkwürdige Brutverhalten: Er hält den Kuckuck für äußerst feige, weswegen er seine Jungen nicht verteidigen könne; das sei dem Vogel auch selbst bewusst und deswegen überlasse er die Aufzucht seines Nachwuchses anderen Vögeln.
Im 18. Jahrhundert wiederum herrschte die Meinung, aufgrund der Beschaffenheit seines Körpers sei der Kuckuck zum Brüten nicht geeignet oder er könne zur Brutzeit nicht genügend geeignete Nahrung für die Jungen herbeischaffen.
Das Familienleben des Kuckucks beschreibt im 19. Jahrhundert "Tiervater" Alfred Brehm in seiner gewohnt drastischen Art. Das Weibchen schweife "im Laufe des ganzen Sommers regellos durch verschiedene Gebiete der Männchen, bindet sich an keines von diesen, gibt sich vielmehr allen hin, welche ihm genehm sind, lässt sich nicht suchen, sondern zieht seinerseits auf Liebesabenteuer aus." Ungeachtete des liederlichen Treibens, fährt Brehm fort, sei es jedoch "die Pflicht jedes vernünftigen Menschen, den Herold des Frühlings zu schützen und zu pflegen, so viel wir dies im Stande sind, und blindem Wahne, dass dieser Vogel uns jemals Schaden bringen könnte, entgegenzutreten, wo, wann und gegen wen es immer sei."
Allein in der Volksliedsammlung "Des Knaben Wunderhorn" finden sich sechs Lieder, die sich mit dem Kuckuck beschäftigen. Allbekannt sind zudem Hoffmanns von Fallerslebens Kinderlieder "Kuckuck, Kuckuck, ruft"s aus dem Wald" und "Der Kuckuck und der Esel".
Christian Fürchtegott Gellert schließlich lässt den Kuckuck zusammen mit dem Star in einer Fabel auftreten: Der Kuckuck befragt den aus der Stadt Zurückgekehrten, was denn die Leute so über den Gesang der Vögel sprächen. Der Star berichtet von der Nachtigall, die man am meisten schätze, dann von der Lerche, die an zweiter Stelle käme, und schließlich von der Amsel, die man auch hie und da lobe. Unruhig fragt der Kuckuck nach seiner eigenen Wertschätzung. "Keine Seele red"t von dir", ist die Antwort des Stars. "So will ich", beschließt der gekränkte Kuckuck, "mich an dem Undank rächen und ewig von mir selber sprechen."
Karl Wilhelm Beichert
Langfassung für den großen Appetit
Der Kuckuck wird in Volksliedern, in der Literatur, im Volks- und Aberglauben, in Sprichwörtern und Redewendungen und in der Musik in fast unüberschaubarem Maß thematisiert. Über die Biologie des Kuckucks rätselten die Menschen aber Jahrhunderte lang. Mehr →